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Astrilandis Buch 1

Astrilandis Buch 1

Titel: Astrilandis Buch 1
Autoren: Maya Trump
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Knie: „Herr, kommt schnell, Pantheer, unser Herrscher liegt auf seinem Lager und regt sich nicht mehr.“ Hero sprang auf und lief so schnell er konnte die Treppen hoch. Myadne folgte ihm. Am Lager seines Vaters hatten sich trotz des Vulkanausbruchs viele Diener und Sklaven versammelt, die ihn mit Fackeln umstanden. Einer kniete vor Pantheer und fächelte ihm Luft zu. Hero stieß ihn zur Seite und blickte in das Gesicht seines Vaters. Es war leichenblass und die halb offenen Augen waren ohne Ausdruck. Hero legte sein Ohr an die Brust des Vaters. Augenblicke, in denen alle den Atem anhielten, vergingen. Hero erhob sich und blickte in die fragenden Gesichter der ihn umstehenden Diener und zu Myadne gewandt sagte er: „Er lebt nicht mehr. Sein Atem ist versiegt.“ Beide umarmten sich und hielten sich aneinander fest. Die Diener und Sklaven wichen schweigend zurück und verließen auf leisen Sohlen Pantheers Gemach. Man und Tan, die am Fußende von Pantheers Leichnam lagen, standen auf und setzten sich neben Hero. Er nahm ihre Leinen und führte sie zu einem Diener und sagte: „Bringt sie in den Käfig. Ihr Herr lebt nicht mehr.“ Dann kehrte er an Pantheers Lager zurück, schloss ihm die Augenlieder und legte seine Arme neben den Körper. Myadne stand regungslos am Fußende und beobachtete Hero und ihren Vater, den sie nie geliebt hatte und um den sie auch jetzt keine Trauer empfand. Heros Gesicht war farblos, sein schöner Mund zusammengekniffen. Mit hängenden Armen starrte er auf den leblosen Körper seines Vaters. Aus Pantheers Gesicht war jeglicher Ausdruck gewichen. Seine Gesichtszüge hatten sich geglättet, er wirkte wie aus Stein gemeißelt. Seine gebogene Nase erschien noch größer als zu Lebzeiten und seine langen schwarzen Haare, die mit silbernen Strähnen durchzogen waren, umrahmten sein Gesicht. Hero warf noch einen Blick auf die Brust seines Vaters, die jetzt eine gelbliche Farbe angenommen hatte. Die Narbe, die noch vor Stunden genässt hatte, war verschlossen. Hero nahm mit zitternden Fingern ein Tuch und deckte es über den Leichnam. Dann wandte er sich seiner Schwester zu: „Ich werde die Totenwache bestellen“, sagte er, „und die Hohen Priester verständigen.“
    Als die Geschwister den oberen Palasthof betraten, waren die Diener wie vom Erdboden verschwunden, im Osten ging gerade die Sonne auf und der Abendstern stand noch über dem Horizont. Hero und Myadne setzten sich auf die Palastmauer und blickten hinaus aufs Meer. Heros Blick war wie versteinert. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Er war jetzt Herrscher von Astrilandis, aber er konnte keine Freude darüber empfinden. Sein Reich, das von einem Ufer des Meeres bis zum anderen reichte und von dem er bisher nur einen kleinen Teil gesehen hatte, flößte ihm Angst ein. Er würde die Regierungsgeschäfte übernehmen, obwohl er keinen Getreuen mit Erfahrung neben sich hatte. Er musste um die Gunst der Götter bitten, denn ohne ihren Segen würde er schweren Zeiten entgegengehen.
    Myadne war aufgestanden und sagte zu Hero, so als ob sie seine Gedanken gelesen hätte: „Mein lieber Bruder, nicht Dir gilt der Zorn der Götter, du hast Besseres verdient. Unser Vater ist tot, aber Astrilandis wird unter Deiner Hand zu neuem Glanz kommen und Deine Untertanen werden Dich lieben und achten.“ Dankbar legte Hero seinen Arm um Myadne: „Ich danke Dir“, antwortete Hero, doch in seiner Stimme schwang Zweifel mit.
     

35. Kapitel
     

Verbranntes Land
     
    In den Tagen nach Pantheers Tod kamen die Frauen vom Orakel, um Ihrem König die letzte Ehre zu erweisen und ihn mit kostbaren Ölen und Salben einzubalsamieren. Pantheer würde im Mausoleum, das noch lange nicht fertig gestellt war, seinen Platz in der Gruft einnehmen. Der Sarkophag aus Marmor, der mit Kupfergold ausgeschlagen war, stand bereit. Er war erst in diesem Sommer fertig geworden und Pantheer hatte darüber gewacht, dass die Ornamente an den Seitenteilen äußerst kunstfertig und genau ausgeführt wurden. Verschiedene Szenen aus seinen Schlachten, die errungenen Siege und Feste waren darauf dargestellt. Meister Dronius hatte die Totenmaske aus Goldblech für Pantheer angefertigt, die so kunstfertig war, dass Hero kaum glauben konnte, dass ein Schmied zu derart feiner Arbeit fähig war. Obwohl gerade dieser Mann viele Demütigungen von seinem Herrscher hatte hinnehmen müssen, war er geradezu versessen darauf gewesen, die Maske selbst anzufertigen.
    Nachdem
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