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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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war der letzte Auftrag meines Lehnsherrn. Ein mechanischer Löwe, der umherläuft und brüllt, bis seine Brust aufklappt und einen Korb mit Lilien präsentiert!“ Er schnaubte. „Eine witzige Idee, das mag ja sein, aber mir mit einer solchen Lappalie zu kommen! Mir! Dem Erfinder von Flugapparaten und Panzerfahrzeugen!“
    „Und Fallschirmen“, ergänzte Ezio leise.
    „Hat er sich als nützlich erwiesen?“
    „Als äußerst nützlich sogar.“
    „Gut.“ Leonardo wies auf das Tablett. „Bedient Euch! Ich darf ja leider nicht.“ Seine Stimme wurde etwas leiser. „Etienne hat recht. Das Stärkste, was mein Magen heute noch verträgt, ist warme Milch.“
    Sie schwiegen eine Weile, bis Machiavelli fragte: „Malt Ihr eigentlich noch?“
    Leonardos Miene wurde traurig. „Ich würde ja gern … Aber irgendwie habe ich die Kraft dazu verloren. Ich scheine nichts mehr zu Ende bringen zu können. Aber ich habe Salai die Gioconda testamentarisch vermacht. Vielleicht wird sie ihm in seinem hohen Alter von Nutzen sein. Ich glaube, Franz würde sie gern kaufen. Obwohl ich selbst ja keinen Heller dafür bezahlen würde. Nicht meine beste Arbeit, bei Weitem nicht. Ich bevorzuge das Bild, das ich von dem lieben, kleinen Salai als Johannes dem Täufer gemalt habe … “ Er verstummte, und sein Blick ging ins Leere. „Dieser gute Junge. Ein Jammer, dass ich ihn gehen lassen musste. Er fehlt mir so. Aber er war hier sehr unglücklich. Er ist zufriedener damit, sich um die Weinberge zu kümmern.“
    „Ich baue inzwischen übrigens auch selbst Wein an“, verriet Ezio.
    „Ich weiß! Das freut mich für Euch. Das passt auch viel besser zu einem Mann Eures Alters, als herumzurennen und Templern den Kopf abzuhacken.“ Leonardo schwieg kurz. „Ich fürchte, die werden wir nicht los, ganz gleich, was Ihr tut. Vielleicht ist es besser, sich in das Unvermeidliche zu ergeben.“
    „So solltet Ihr nie reden!“, fuhr Ezio auf.
    „Manchmal bleibt uns keine andere Wahl“, entgegnete Leonardo betrübt.
    Wieder trat Stille ein. Dann fragte Machiavelli: „Was soll dieses Gerede von einem Testament, Leonardo?“
    Der Künstler sah ihn an. „Ach, Niccolò, welchen Sinn hat es, Euch etwas vorzumachen? Ich sterbe. Darum habe ich Euch zu mir gebeten. Wir drei haben zusammen so viel erlebt. Ich wollte mich verabschieden.“
    „Ich dachte, Ihr wolltet König Heinrich von England aufsuchen?“
    „Er ist ein dickköpfiger junger Welpe, und ich würde ihm gern einen Besuch abstatten“, gab Leonardo zu. „Aber dazu wird es nicht kommen. Ich kann nicht. Dieses Zimmer ist der letzte Ort, den meine Augen je schauen werden. Und die Bäume draußen. Sie sind voller Vögel, zumal jetzt, da es wieder Frühling ist.“ Er lag so lange stumm und reglos da, dass die beiden Freunde einander schon erschrocken anschauten. Doch dann rührte sich Leonardo wieder. „Bin ich eingenickt?“, fragte er. „Das sollte ich nicht tun. Ich habe keine Zeit zum Schlafen. Davon werde ich schon bald mehr als genug bekommen.“
    Dann schwieg er wieder. Er war abermals eingeschlafen.
    „Wir kommen morgen wieder her“, sagte Ezio leise. Er stand auf, Machiavelli folgte seinem Beispiel, dann gingen sie zur Tür.
    „Kommt morgen wieder!“ Leonardos Stimme ließ sie innehalten. „Dann unterhalten wir uns weiter.“
    Sie wandten sich nach ihm um, während er sich auf einen Ellbogen hochstemmte. Die Bärenfelldecke rutschte ihm von den Knien, und Machiavelli bückte sich, um sie wieder über ihn zu legen.
    „Danke, Niccolò!“ Leonardo musterte sie beide. „Ich verrate Euch ein Geheimnis. Mein Leben lang glaubte ich zu lernen, wie man lebt. Dabei habe ich nur gelernt, wie man stirbt.“
    Sie waren bei ihm, als er eine Woche später, in den frühen Stunden des zweiten Mais, seinen letzten Atemzug tat. Aber da kannte er sie bereits nicht mehr. Er war schon von ihnen gegangen.
    „Es macht schon ein Gerücht die Runde“, sagte Machiavelli, als sie von Trauer erfüllt heimwärts ritten. „Angeblich hielt König Franz seinen Kopf im Arm, als er starb.“
    Ezio spuckte aus. „Manche Menschen, selbst Könige, schrecken vor nichts zurück, um sich ins Gespräch zu bringen.“

84
    Die Jahreszeiten wechselten vier weitere Male. Die kleine Flavia war zehn geworden, Marcello ging auf seinen neunten Geburtstag zu. Ezio konnte kaum fassen, dass er vierundsechzig Jahre alt geworden war. Die Zeit schien gnadenlos immer schneller zu verstreichen, je weniger einem davon blieb,
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