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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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waren.
    Allein gelassen, verschlimmerten sich Altaïrs Qualen noch. Ganze Nächte brachte er damit zu, den Apfel anzustarren, als wären sie Widersacher, die sich im Begriff befanden, einen Kampf gegeneinander zu führen  – als könnte sich der Apfel, sollte er es wagen zu schlafen oder auch nur den Blick abzuwenden, auf ihn stürzen.
    Letzten Endes hatte er an jene Nacht im Garten von Masyaf zurückgedacht, als sein Mentor Al Mualim tot auf der Marmorterrasse lag, während im Hintergrund der Wasserfall plätscherte. Er erinnerte sich daran, wie er den Apfel zum ersten Mal in der Hand gehalten hatte und etwas von ihm ausgehen fühlte, nichts Böses, sondern etwas Gütiges. Er dachte an die Bilder, die er hervorgebracht hatte. Seltsame futuristische Ansichten von Kulturen, die zeitlich und räumlich weit von ihm entfernt waren, jenseits der Sphären seines Wissens. In jener Nacht im Garten hatte er instinktiv erfasst, dass das Artefakt auch positives Potenzial in sich barg. Seither hatte der Apfel sich nur von seinen üblen Seiten gezeigt, aber diese ungeheure Weisheit steckte irgendwo darin. Sie musste nur gefunden und herausgelockt werden. Sie brauchte jemanden, der sie befreite  – und Altaïr war es schon einmal gelungen, die Macht des Apfels in den Griff zu bekommen.
    Damals hatte ihn die Trauer über Al Mualim aufgezehrt. Jetzt zehrte ihn die Trauer um seine Familie auf. Vielleicht musste der Apfel ja erst nehmen, bevor er geben konnte.
    Jedenfalls hatte er mit seinen Studien begonnen und Tagebuch um Tagebuch mit seinen Erkenntnissen gefüllt  – seitenweise Philosophien, Ideologien, Entwürfe, Zeichnungen, Skizzen und Erinnerungen. Zahllose Kerzen brannten herab, während er wie im Fieber die Seiten vollschrieb und sich nur für die Toilette unterbrach. Tagelang schrieb er schier ohne Ende, dann wieder verließ er für Tage seinen Schreibtisch, ritt allein aus Alamut hinaus, sammelte gewissermaßen im Dienste des Apfels Zutaten und  … Dinge. Einmal dirigierte ihn der Apfel sogar zu einer Reihe von Artefakten, die er barg und versteckte, ohne jemandem zu verraten, worum es sich handelte und wo er sie verwahrte.
    Er hatte aber auch nicht aufgehört zu trauern. Immer noch gab er sich die Schuld an Marias Tod, aber er hatte auch daraus gelernt. Er empfand nun eine reinere Art der Trauer  – eine Sehnsucht nach Maria und Sef, ein Schmerz, der nie zu vergehen schien und heute scharf wie eine Klinge zu sein schien, die ihm das Herz tausendfach zerschnitt, und morgens ein dumpfes, übles Gefühl, als versuchte in seinem Bauch ein kranker Vogel seine Flügel auszubreiten.
    Manchmal lächelte er jedoch, weil er glaubte, dass Maria mit seiner Trauer um sie einverstanden gewesen wäre. Diese Trauer hätte jenen Teil in ihr angesprochen, mit dem sie eine verwöhnte englische Adelige geblieben war, die sich ebenso gut darauf verstand, einen Mann mit arrogantem Blick zu fixieren, wie darauf, ihn im Kampf zu besiegen, und deren vernichtende Abfuhren so scharf wie ihr Schwert waren. Und natürlich wäre sie froh gewesen, dass er sich endlich „eingekriegt“ hatte, aber am besten hätte ihr gefallen, was er jetzt tat  – dass er sein Wissen und seine Lehren nahm und sie dem Orden zurückbrachte.
    Hatte er gewusst, als er sein Exil verließ, dass er aus diesem Grund nach Masyaf zurückkehren würde? In diesem Punkt war er sich noch immer nicht sicher. Er wusste nur, dass es, als er einmal hier gewesen war, keine andere Möglichkeit mehr gegeben hatte. Er hatte die Stelle aufgesucht, wo man sie begraben hatte. Maliks Grabstein war nicht weit entfernt, sein Sohn kümmerte sich darum. Altaïr hatte eingesehen, dass Maria, Sef und Malik, seine Mutter und sein Vater und auch Al Mualim für alle Zeit und unwiederbringlich von ihm gegangen waren. Die Bruderschaft allerdings, die konnte er sich zurückholen.
    Aber nur wenn der junge Malik so gut war wie sein Wort. Und als er nun dastand und die Erregung und Erwartung der Menge spürte wie ein Gewicht, das er auf seinem Rücken tragen musste, Mukhlis an seiner Seite, da fing er an zu zweifeln. Den Blick zur Zitadelle hinaufgerichtet, wartete er darauf, dass sich die Tore öffneten und die Männer erschienen. Malik hatte gesagt, es würden mindestens zwanzig sein, die Altaïr mit derselben Inbrunst unterstützten wie er selbst. Mit zwanzig Kriegern und der Hilfe der Leute aus dem Dorf glaubte Altaïr, die dreißig oder vierzig Assassinen, die noch zu Abbas standen,
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