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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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verwaltet hatte, der die Macht gehabt und sie genutzt hatte, seinen Reichtum zu mehren wie auch seinen Einfluß in der politischen und kirchlichen Welt – der große Hugh Driskill, der dafür gesorgt hatte, daß seine Tochter getötet worden war, der seinen Freund verraten und der, bei Gott, einem Papst das Leben gerettet hatte. Hugh Driskill, der einen Mord vertuschte, den seine Frau begangen hatte, der dafür gesorgt hatte, daß das Opfer nicht in kirchlicher Erde begraben, sondern außerhalb des Friedhofs verscharrt wurde. Hugh Driskill, der sich so sehr der römischkatholischen Kirche verschrieben und nur zu ihrem Besten gehandelt hatte … zum Wohle der Kirche. Und der dabei so viel Scheußliches getan hatte, damit die Kirche auf einem Strom aus Blut und Tränen immer in die Richtung trieb, die er wollte. Er hatte seinen Sohn verachtet, und jetzt saß er in einer Pfütze seines eigenen Blutes; seine Handflächen gespickt mit schartigen, glitzernden Glassplittern, während er nun dem verachteten Sohn beichtete, der seines Vaters Haß in all seiner verzehrenden Kraft erwidert und der sich soeben gefragt hatte, ob er den Mut aufbringen konnte, den schmiedeeisernen Schürhaken zu nehmen und seinen Vater damit zu Tode zu prügeln …
    »Indelicato sagte, Val wisse zuviel.« Die Stimme meines Vaters war leise. Während er redete, wanderte sein Blick immer wieder zwischen seinen Händen und mir hin und her, als könnte ich eine plausible Erklärung dafür liefern, was mit ihm geschehen war. Sein Gesicht war blutverschmiert.
    »Indelicato«, sagte ich. Der Dolchgriff, der aus seiner Brust ragte, der prächtig verzierte goldene Griff. Ich sah ihn wieder vor mir, wie so vieles andere auch, während ich in die Flammen starrte und das Kaminholz prasselte und knisternd Funken sprühte. Mein Vater schwitzte. Er schien es nicht zu bemerken. Er hatte Probleme mit seiner Beichte. Er hatte Schwierigkeiten, das alles in die richtigen Worte zu kleiden.
    »Indelicato und ich, wir waren alles, was von den alten Zeiten noch übriggeblieben war. Und D’Ambrizzi, natürlich, aber … er war … ist … verdorben, er begreift die Kirche nicht. Er glaubte, sie sich unterwerfen zu können … Manfredi und ich, wir haben die Kirche begriffen, wir wußten, wie sie war … wie sie ist. Ihr Wesen ist unwandelbar – Wir dienen der Kirche, nicht die Kirche uns. D’Ambrizzi hat das nie verstanden. Und sein Geist hat den Vals infiziert – Indelicato hat mich wissen lassen, daß Val die Kirche, unsere Kirche, zugrunde richten wollte, sie und D’Ambrizzi und Calixtus, der D’Ambrizzis Kreatur war, doch Gott hat eingegriffen und sich Calixtus’ angenommen, er ist dem Tode geweiht. Aber die anderen … die Zeit arbeitete gegen uns, wir mußten fertig sein, sobald Calixtus starb …«
    Er redete und redete, und ich starrte ihn an, dieses von Blut und Schweiß glänzende Gesicht. Zwischendurch blickte ich in die Flammen und versuchte, gar nicht erst dem Geschwätz dieses alten Mannes zuzuhören, sondern lauschte dem Jaulen des Windes und dem Zischen und Rauschen der Schneemassen, die über das Panoramafenster gepeitscht wurden. Der Weihnachtsbaum erstrahlte im Lichterglanz wie ein Kindertraum, still und friedlich und voller Wunder.
    »Val hat alles herausgefunden, hat es rekonstruiert. Es war eine Leistung, wie man sie nicht für möglich halten sollte, aber Val, du weißt ja, sie war immer für Überraschungen gut, das war sie ihr Leben lang …«
    »Du brauchst mir nichts über Val zu erzählen«, sagte ich.
    »Morde. Morde im Krieg, Morde in letzter Zeit. Sie hat die richtigen Schlüsse daraus gezogen, sie ist auf D’Ambrizzi und Simon und Indelicato und den Collector und mich gekommen, den Mann, der den Papst gerettet hat, nur daß sie mich als etwas anderes betrachtet hat – das hat sie, o ja, das hat sie. Die Kirche hat so viele Angriffe überstanden … Indelicato und ich haben wieder und wieder nach Mitteln und Wegen gesucht, eine andere Lösung zu finden – aber Vals Geschichte, die Beweise, die sie gesammelt hatte, es war zuviel … zuviel in diesem Zeitalter der sensationslüsternen Medien, diesem Zeitalter des Fernsehens und des Enthüllungsjournalismus. Wenn Reporter sich heute erst einmal festgebissen haben, lassen sie nicht mehr los. Sie rütteln und schütteln so lange, bis sie … du mußt das verstehen, Ben, zum erstenmal in der Geschichte gab es jemanden, der die Kirche vernichten konnte, der sie zu einer

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