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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House
Autoren: V Ludewig
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Steerpike und Laura sich auf den Boden ducken, um nicht von einer der schweren Eisenösen getroffen zu werden, die sich aus ihrer Halterung gelöst hatten. Stetig trieb der Sturmwind sie voran. Gebückt durchquerten sie, die Hände schützend vors Gesicht gelegt, den Raum, den Spuren folgend, die Mowglis zerschundene, blutende Pfoten hinterließen.
    Als sie endlich den Korridor erreicht hatten, an dessen Ende die Tür zum Turmzimmer lag, wagte Laura einen Blick zurück. »Schauen Sie, Steerpike!«
    Auch er drehte sich um und sah über den Ballsaal hinweg die offen stehende Tür des Dunklen Raums. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, was Laura aufgefallen war. Entgegen der vorherrschenden Lichtverhältnisse breitete sich von der Türöffnung her die Dunkelheit aus. Langsam zwar,aber deutlich erkennbar fraß sich der Raum einen Weg in den Ballsaal. Nicht nur am Boden verbreitete sich die Finsternis, sondern auch entlang der Wand und zur Decke empor. Wie Tinte, die sich durch ein Blatt Löschpapier saugt, begann das Schwarze Loch die Materie zu durchdringen, sie gewissermaßen zu verspeisen.
    »Es verschlingt das Haus!«
    »Wenn es nicht schon vorher in die Luft fliegt.«
    Wie um ihnen die Entscheidung für einen möglichen Fluchtweg abzunehmen, zeichnete sich an der nach unten führenden Treppe der Schein der sich emporfressenden Flammen ab. Kurze Zeit später erreichte sie auch der Geruch des Feuers.
    »Kommen Sie   – bloß weg hier!«
    In dem vergeblichen Bemühen, das Feuer zurückzuhalten, versuchte Laura, die Tür hinter sich zu schließen, doch der Sturm erwies sich als ein zu starker Gegner. Nach einem letzten Blick auf die Leere, in der der Ballsaal verschwand, wurden sie von einer Böe in Richtung der geheimnisvollen Tür zum Turmzimmer geschoben. Hier hatten sie Stephen Steed verloren, in einem unerklärlichen Wirbel, und wie schon am Tag seines Verschwindens stand die ansonsten fest verbarrikadierte, widerständige Tür weit geöffnet. So schien es auf den ersten Blick. Denn   – wo war sie?
    »Hier war doch eine Tür, Steerpike. Oder drehe ich gerade völlig durch?«
    »Das wäre unter den gegebenen Umständen verständlich, aber Sie haben recht. Schauen Sie!«
    Er wies auf die abgesplitterten Bodendielen, die Zeugnis davon ablegten, was sich hier abgespielt hatte. Der Turm hatte sich aus dem Nichts materialisiert und auf seinem Weg himmelwärts den Boden, die Wand und die Tür zermalmtwie Streichhölzer. An der Stelle der Tür befand sich nun eine gut drei Meter hohe Öffnung, ein Türbogen, aus schwerem Fels geschlagen.
    »Vorsicht!« Er stieß sie nach vorne, hechtete hinter ihr her und konnte so gerade noch verhindern, dass sie von dem sich abrupt heraufschraubenden Turm zwischen Türbogen und Decke zerquetscht wurden.
    Wo gerade noch der Korridor zum Ballsaal gewesen war, blickten sie in den staubigen Himmel, in dem Rußschwaden waberten. Der Lärm von Sirenen schien von überall her gleichzeitig zu kommen. Eine entsetzte Möwe segelte orientierungslos durch die Öffnung, knallte gegen die Mauer und ging leblos zu Boden. Lauras und Steerpikes Blicke folgten dem Sturz der Möwe und blieben im Turm hängen. Entlang der Wand verlief eine Treppe. Ansonsten war der Schacht leer.
    »Schauen Sie, wie hoch das ist!«
    »Was sollen wir tun?«
    »Wir haben wohl keine andere Wahl, als hinaufzugehen.« Steerpike ließ Laura den Vortritt, und der Hund folgte den beiden.
    Gerade als sie den Fuß auf die erste Stufe setzte, erfasste eine Erschütterung das Gemäuer, und das Kreischen aufeinandermahlender Felsbrocken übertönte für einen Moment den Lärm des Sturmes, der duch Ashby House fegte und das Feuer ankurbelte, das offenbar bereits das erste Stockwerk erreicht hatte. Das kostbare Mosaik der Ashbys riss unter der darunter tobenden Hitze.
    »Halten Sie sich dort fest!« Steerpike wies auf eine Einkerbung in der Wand des Turmes, und sie hielt sich daran fest, während sie langsam und vorsichtig die abgewetzten Stufen emporstieg. Er folgte ihr, jede Sekunde damit rechnend, dassein neuer Schub den Turm weiter emporschrauben und die Wucht des Stoßes sie zu Fall bringen konnte.
    Der Schlag traf sie unvermittelt von der Seite. Als wäre ein gigantischer Gegenstand von außen gegen den Turm gerammt worden, wurden sie und Mowgli von der Treppe hinab auf den massiven Steinboden geschleudert.
    »Haben Sie sich verletzt?« Steerpike war als Erster wieder auf den Beinen und beugte sich über Laura, die
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