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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gezogen wurden.
»Wir befinden uns im Landeanflug auf Cottman IV, von den Einheimischen Darkover genannt.« Das Wort hatte einen beinahe geringschätzigen Klang, als stellte sich der Sprecher die Darkovaner als nackte Wilde oder etwas Ähnliches vor. Typisch terranische Arroganz. »Die Passagiere werden gebeten, angeschnallt zu bleiben, bis das Entwarnungssignal ertönt. Für diejenigen Passagiere im Zwischendeck und in der dritten Klasse, die Hilfe benötigen, wird kurz nach der Landung ein Steward bereitstehen.« Nachdem die Stimme die Hinweise für die Passagiere in Standard gesagt hatte, wiederholte sie sie in einem dutzend anderer Sprachen, wobei sie diejenigen, die Margaret erkannte, schwer verhunzte.
Darkover! Endlich am Ziel. Der Planet ihrer Geburt. Aber der Klang des Wortes löste die seltsame Vorahnung aus, die sie spürte, seit sie erfahren hatte, dass sie hierherkommen würde. Es war etwas Ähnliches wie Angst, und es war völlig unlogisch! Sie war im Zuge ihrer Arbeit mit Ivor schon auf anderen Planeten gewesen, und nie hatte sie so ein schleichendes Unbehagen gespürt.
Margaret holte ein paar Mal tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Ihre Schultermuskeln waren verspannt und lösten sich nur widerwillig. Aber ihre Entspannungsübungen funktio
nierten langsam, sie seufzte erleichtert und hörte nicht mehr auf den Lautsprecher. Ihre Gedanken wanderten. Sie war daran gewöhnt, dass man ihr alles ein dutzend Mal sagte. Als Bewohnerin einer Kolonie hatte sie eine gesunde Verachtung für die Reglementierungswut der Terranischen Föderation. Zwar schätzte sie die technischen Errungenschaften der Terraner, die es ihr erlaubten, die Musik eines Dutzends von Welten in einem einzigen Menschenleben zu studieren, doch sie ertrug ihre Arroganz nur wegen des Stipendiums und der Freiheit, das es ihr bot. Aber sie mochte sie nicht - und würde sie vermutlich nie mögen.
Ihr Vater hätte sie liebend gerne auf eine ganze Reihe von Colleges der Siedler geschickt, aber die Universität von Coro-nis war nicht darunter gewesen. Sie erinnerte sich noch gut an den Streit, der ausgebrochen war, als sie zum ersten Mal diesen Vorschlag machte. Zu behaupten, ihr Vater habe nicht zugestimmt, wäre ein Meisterstück an Untertreibung, und was es noch schlimmer machte, er wollte nicht erklären, wieso. Dio, ihre Stiefmutter, hatte wie immer eingegriffen, um den Frieden zwischen Vater und Tochter, so gut es ihr möglich war, aufrechtzuerhalten, aber es hatte lange gedauert, eine Zeit voller Angst und brütendem Schweigen, bis der Senator seine Einwilligung gab. Sie wünschte, sie würde ihn besser verstehen - oder zumindest seine seltsame Mischung aus Distan-ziertheit und wildem Beschützergebaren, das er ihr gegenüber an den Tag legte. Der Alte (wie sie ihn nannte) und Dio waren meistens unterwegs, da sie gezwungen waren, Veranstaltungen des Senats zu besuchen oder Angelegenheiten der Föderation zu erledigen hatten. Wegen seiner eigenen Allergie auf Hyperdrom kam der Senator nicht sehr häufig nach Thetis zurück, und wenn er da war, ging er ihr nach Möglichkeit aus dem Weg. Es war fast, als würde er sie gleichzeitig lieben und hassen.
Aus einem ihr nicht ersichtlichen Grund wurde Margaret plötzlich an die Zeit erinnert, als sie dreizehn oder vierzehn war. Dio hatte sie angetroffen, wie sie weinend am Meer saß. Sie wusste nicht mehr genau, weswegen sie geweint hatte, aber die Worte, die sie damals gesagt hatte, kamen ihr plötzlich in den Sinn. »Ich bin hässlich«, hatte sie geschluchzt, während ihre Stiefmutter sie zu trösten versuchte. »Vater nimmt mich nie in den Arm und lässt mich nie irgendwo hingehen, weil ich hässlich bin. Warum kann ich nicht so schönes Haar haben wie du? Warum wird meine Haut in der Sonne fleckig? Und du und Vater, ihr seid so viel unterwegs, und wenn ihr zu Hause seid, rührt er mich nie an oder redet mit mir oder irgendwas! Was stimmt nicht mit mir?«
Sie schauderte bei dieser Erinnerung. Im selben Augenblick ließ das Schiff ein gewaltiges Dröhnen hören, gefolgt von einer Art metallischem Seufzen, fast als wäre es müde, und Margaret dankte der Göttin, dass sie nicht mehr dreizehn und den Schrecken der Pubertät ausgesetzt war. Jene Jahre, in denen sie überzeugt gewesen war, die Haltung des Alten ihr gegenüber rühre von etwas her, das sie falsch gemacht oder nicht gekonnt hatte, obwohl Dio ihr erklärte, dass es nichts mit ihr zu tun habe, sondern ausschließlich mit dem Senator selbst.
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