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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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nicht gehört hast.«
    »Wie findest du’s?« Er musste einfach fragen. »Das Gedicht, meine ich.«
    Parvati tippte sich ans Kinn und runzelte nachdenklich die Stirn. »Hochgradig verstörend. Aus den verschiedensten Gründen.«
    »Danke, Parvati. Herzlichen Dank.« Offensichtlich hatte sie keine Ahnung von Poesie. »Aber ich gehe mal davon aus, dass du nicht hergekommen bist, um meine literarischen Gehversuche zu diskutieren. Also, warum bist du hier?«
    Parvati schwieg. Ihre Aufmerksamkeit galt einem Schwarz-Weiß-Foto an der Wand. Welchem, wusste Ash genau.
    Ein indisches Paar blickte in die Kamera. Das geölte Haar des Mannes glänzte wie Ebenholz. Auf seiner schmalen Nase saß eine Brille mit schwarzem Plastikgestell.
    Die Frau trug einen traditionellen Sari und ein Puja-Symbol auf der Stirn. In ihrer Nase steckte ein großer goldener Ring und dicker Kohlstift umrandete ihre ausdrucksstarken schwarzen Augen.
    Onkel Vik und Tante Anita.
    Das Foto war vor etlichen Jahren aufgenommen worden, als sie frisch verheiratet waren. Damals konnte niemand ahnen, wie ihr Leben verlaufen und enden würde.
    Es war in Varanasi passiert, der heiligsten Stadt Indiens. Onkel Vik hatte als Archäologe gearbeitet und sich mit der Geschichte einer der ältesten Städte des Landes auseinandergesetzt. Doch dann hatten sie Lord Alexander Savage kennengelernt. Der englische Aristokrat hatte Onkel Vik darum gebeten, einige uralte Schriftrollen der Indus-Kultur für ihn zu übersetzen – Übersetzungen, die unverzichtbar für Savages Plan waren, Ravana auferstehen zu lassen. Als Vik sich schließlich weigerte, ließ Savage Ashs Onkel und Tante ermorden.
    Savage war über dreihundert Jahre alt und bei Ashs erster Begegnung mit ihm hatte man das auch sehen können. Der Mann war wenig mehr als ein wandelndes Skelett gewesen, dessen Haut sich schon von dem verwelkenden Fleisch löste. Nur seine Magie hatte ihn noch am Leben gehalten. Und selbst diese magischen Kräfte ließen immer mehr nach. Savage wollte Ravana, den Meister aller zehn Zauber, von den Toten zurückholen, damit der Dämonenfürst ihm zum Dank dafür ewige Jugend schenkte. Und so weit war für Savage auch alles super gelaufen, bis Ash aufgekreuzt war und Ravana die Faust in die Brust gerammt hatte – womit es ein für allemal aus war mit dem Dämonenkönig.
    Noch immer hatte Ash das Bild des wieder jungen Savages vor Augen, der aus dem Chaos floh, das Ravanas Vernichtung nach sich gezogen hatte. Er hatte den Magier verfolgen wollen, doch am Ende war ihm klar geworden, was wirklich wichtig war. Er hatte eine Schwester, Eltern und ein Zuhause. Hier gehörte er hin. Savage zu jagen, war Parvatis Aufgabe – sie führte ihren eigenen persönlichen Kreuzzug gegen den Engländer. Doch Ashs Wut war nicht erloschen. Er vermisste seine Tante und seinen Onkel. Savage sollte für das, was er getan hatte, bezahlen.
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte Ash.
    »Nein. Aber ich suche weiter.« Parvati legte Ash die Hand auf die Schulter. »Und ich werde ihn finden, das verspreche ich dir.« Sie betrachtete ihn eingehend. »Wie geht es dir, Ash?«
    »Super. Echt bestens.« Das stimmte. Gesundheitlich war er in bester Verfassung. Sogar mehr als das.
    »Zumindest siehst du gut aus.«
    Ash nickte. »Schlafen, essen und den ganzen Kram – habe ich alles nicht mehr nötig. Ich kann am Tag zweihundert Kilometer rennen, ohne müde zu werden. Ich werde nie krank, nicht mal verschnupft. Vor einem Monat ging bei uns eine Monster-Grippe um, die halbe Schule war krankgeschrieben.«
    »Habe davon gehört«, sagte Parvati. »Das lief sogar bei uns in den Nachrichten.«
    Ash klopfte sich gegen die Brust. »Kein einziges Mal geschnieft.« Er setzte sich und nahm einen Apfel.
    »Mit der Zeit wird das vergehen«, meinte Parvati. »Du wirst wieder … menschlicher. Aber nie ganz.«
    »Irgendwie ist es cool, ein Superheld zu sein.«
    Parvati hob eine Augenbraue. »Fang aber ja nicht an, deine Shorts über deinen Hosen zu tragen, okay? Das würde dir nicht stehen.«
    »Danke für den Tipp.«
    »Dann kommst du also klar, ja?« Sie spielte mit ihrer Sonnenbrille. »Du hast dich im Griff? Lässt niemanden merken, wer genau du bist? … Was genau du bist?«
    »Bist du deshalb hier? Um zu kontrollieren, dass ich nicht der Dunklen Seite der Macht verfalle?«
    »Dafür dürfte es schon zu spät sein.« Parvati lachte, was Ashs Herz sofort schneller schlagen ließ. Ihr Lachen klang wie ein silbernes Glockenspiel, das
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