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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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hatte er schon ganz vergessen gehabt. »Nein. Ich brauche deine Hilfe.« Sie blickte Elaine an. »Hast du das Foto, Elaine?«
    Nach einiger Suche fischte Elaine eine Postkarte aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. Es war eine billige Ansichtskarte, wie man sie in jedem Touristenshop Londons bekam. Zwei juwelenbesetzte Kronen, ein Zepter und ein goldener Reichsapfel, die Ehrfurcht gebietend auf einem roten Kissen ruhten, waren darauf zu sehen.
    »Die Kronjuwelen?«, wunderte sich Ash. Er hatte den Tower von London schon etliche Male mit der Schule besucht. Jedes Kind in Großbritannien kannte sie.
    »Hast du schon mal vom Koh-i-Noor gehört?«, wollte Parvati wissen.
    »Natürlich.« Er betrachtete den gigantischen Diamanten, der in der Mitte einer der Kronen funkelte. »Der Berg des Lichts.«
    »Mitte des neunzehnten Jahrhunderts stahlen die Briten ihn vom Maharadscha von Lahore«, fuhr Parvati fort. »Man hat ihn Königin Victoria geschenkt. Ursprünglich war der Stein noch viel größer. Die Briten haben ihn in zwei Hälften geteilt und das größere Stück hier eingesetzt«, sie tippte auf das Bild in der Mitte. »In die Krone der Königinmutter.«
    »Nur ist er dort nicht mehr«, warf Elaine ein. »Vor fünf Tagen wurde er gestohlen.«
    »Das kann nicht sein. Das wäre längst in den Nachrichten gekommen«, sagte Ash.
    Elaine schüttelte den Kopf. »Nein. Diese Art von Neuigkeiten wird streng vertraulich behandelt. Warum sollte die Regierung herumposaunen, dass ihnen ein Stück Nationalerbe gestohlen wurde? Du kannst darauf Gift nehmen, dass das Büro des Premierministers alles unternimmt, um so etwas unter den Teppich zu kehren und einen Skandal zu vermeiden.«
    Ash setzte sich. »Warum wurde er gestohlen? Um ihn zu verkaufen?«
    »Oh, zum Verkauf steht er hundertprozentig«, antwortete Elaine. »Uns interessiert der Käufer.«
    »Der Stein ist ein Aastra, Ash«, setzte Parvati hinzu.
    »Verstehe«, sagte Ash.
    Ein Aastra war jede Art von Gegenstand, die von einem Gott gefertigt wurde – Waffen, für gewöhnlich. Ash hatte in einer unterirdischen Kammer in Varanasi eine davon gefunden, eine goldene Pfeilspitze, und ein Splitter des Aastra war in seinen Daumen eingedrungen. Dieses winzige Stück gottgeschmiedeten Metalls war die Quelle all seiner Kraft – und all der Probleme, die er seitdem gehabt hatte: der Tod seines Onkels und seiner Tante, Luckys Entführung und schließlich sein eigenes Dahinscheiden und seine Rückkehr.
    »Funktioniert er denn? Also ich meine, nachdem die Engländer ihn in zwei Teile geschnitten haben?«, überlegte er.
    »Du hast auch nur einen winzigen Bruchteil des Kali-Aastras und trotzdem leistet er dir gute Dienste«, entgegnete Parvati.
    Da hatte sie recht. Ash spähte auf seinen Daumen und die Narbe an der Stelle, wo der Splitter sich in die Haut gebohrt hatte. Das Metall war schon lange verschwunden, um sich mit jedem einzelnen Atom seines Körpers zu verbinden.
    »Von wem stammt der Aastra denn?«, fragte er. Jeder Aastra war anders, je nachdem, welcher Gott ihn hergestellt hatte. Ein Aastra von Agni, dem Feuergott, schöpfte zum Beispiel Kraft aus Hitze und Flammen. Konnte der Koh-i-Noor womöglich sogar ein weiterer Kali-Aastra sein? Daran wollte er gar nicht erst denken.
    Elaine blickte auf ihre Stiefel, während sie sich schulterzuckend eine weitere Zigarette anzündete. »Eben das wissen wir nicht.«
    Ash runzelte die Stirn. »Parvati? Irgendeine Idee?«
    »Nein«, antwortete sie. »Der Koh-i-Noor ist überwältigend alt, aber soweit ich weiß, hat ihn noch nie jemand erwecken können.«
    »Erweckt oder nicht, wir können nicht zulassen, dass er in die falschen Hände fällt«, sagte Elaine.
    »Und mit den falschen Händen meinst du Savage, richtig?«
    Elaine nickte. »Savage ist uns schon seit einigen Hundert Jahren ein Dorn im Auge.«
    »Wen meinst du mit uns ?«
    Elaine lächelte. »Ich repräsentiere gewisse … besorgte Gruppierungen. Es ist unser Job zu wissen, was vor sich geht.«
    Ash lehnte sich zurück. Der Koh-i-Noor war wahrscheinlich der berühmteste Diamant der Welt – und der meistverwünschte. Jeder Inder kannte die Geschichten über seinen Weg durch die Jahrhunderte und darüber, wie viele seiner Besitzer einen grauenhaften Tod gefunden hatten.
    »Wie konnte er überhaupt geklaut werden?«, fragte Ash. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Kronjuwelen waren sicherlich immens.
    »Er wurde ausgetauscht, während die Juwelen für die monatliche
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