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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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Mantel verbarg das Katar bestens, trotzdem konnte er es mit einer knappen Bewegung sofort erreichen. Lucky spähte ihm über die Schulter.
    »Du wirst alle umhauen«, sagte sie, bevor sie das Gesicht verzog. »Aber bitte nicht im wörtlichen Sinn, okay?«
    »Okay.«
    »Gemma wird auch da sein.« Lucky roch an dem Deo und verzog die Nase. »Wer weiß, am Ende kriegst du heute Abend noch deinen ersten echten Kuss.«
    »Ich hab schon mal ein Mädchen geküsst.«
    »Echt! Wen denn?«
    Eine lange Pause entstand. »Parvati.«
    »Parvati? Die Tochter von Ravana? Die mordende Halb-Dämonin, die Parvati?« Lucky beugte sich neugierig vor. »Wie war’s?«
    »Ich erinnere mich nur noch an elende Angst und das Gefühl, einen langsamen, grauenhaften Tod vor mir zu haben.«
    »Nächstes Mal wird es bestimmt besser«, meinte Lucky.

Kapitel 6
    Eine Stunde später stieg Ash am Picadilly Circus aus dem Bus. Trotz der Kälte war in London die Hölle los. Heute war der fünfte November, Guy-Fawkes-Night. Jedes Jahr an diesem Abend veranstaltete ganz England Fackelzüge und Feuerwerke, um an das vereitelte Attentat auf das Parlament durch Guy Fawkes im 16.   Jahrhundert zu erinnern. Noch erhellten überall Raketen den Nachthimmel, doch allmählich senkte sich ein zäher Nebel über die Stadt, der die Lichter und Farben mehr und mehr überdeckte.
    Ash warf einen Blick auf sein Handy. Parvati wollte sich mit ihm im Restaurant »Royal Bengal« treffen. Er ging die Shaftesbury Avenue mit all ihren Theatern hinunter, in denen Musicals und Stücke von Shakespeare aufgeführt wurden. Dann ließ Ash die grellen Leuchtreklamen und die geschäftigen Straßen hinter sich, um in einen gänzlich anderen Teil Londons einzutauchen: Soho.
    Soho umgab noch immer ein Hauch des Verbotenen, eine gewisse verruchte Atmosphäre, vor allem für einen Jungen, dessen Computer noch immer mit einer Kindersicherung ausgestattet war. Wenn seine Eltern wüssten, dass er nachts hier herumspazierte, würden sie ausflippen. Trotz der glänzenden Türme und der protzigen, modernen Läden bestand London zum Großteil noch immer aus uralten Straßen und verwinkelten Gassen. Soho war ein Labyrinth aus zwielichtigen, dunklen, schmalen Wegen, in dem finstere Gestalten in Hauseingängen lungerten und der kriechende Nebel alle Farbe zu schlucken schien. Ash hielt den Blick starr auf seine Füße gerichtet.
    »Schöner Mantel«, begrüßte Parvati ihn, als er in das Restaurant kam. Die Gaststätte war rammelvoll. Es roch nach Gewürzen, gebratenen Zwiebeln und Knoblauch. Ein Kellner schob sich mit einem zischenden Balti-Tablett vorbei. Auf dem frischen Naan-Brot glänzte geschmolzene Butter. Ash lief das Wasser im Mund zusammen. »Essen wir was?«
    »Nur Tee.« Parvati zeigte zum Fenster. »Montys Wohnung liegt gleich um die Ecke.«
    Die Neonlichter der Bar erfüllten die Frontfenster mit grellen Farben, sodass Ash die Gestalt, die dort am Tisch auf sie wartete, erst auf den zweiten Blick wahrnahm.
    »Das ist Khan«, stellte Parvati den Fremden vor.
    Khan stand auf und streckte Ash die Hand entgegen. »Namaste.« Seine Stimme war ein tiefes Grollen – die Art von Geräusch, die auch im Dschungel nicht fehl am Platz wäre. Der Kerl war über einen Meter neunzig groß, hatte bronzefarbene Haut, kurz geschnittenes hellbraunes Haar und stramme Muskeln, die um ein Haar die Nähte seines dunkelroten Hemds gesprengt hätten. Er erwiderte Ashs Blick mit selbstsicheren, bernsteinfarbenen Augen. Trotz seiner Größe bewegte er sich mit katzenhafter Anmut.
    Ash spürte, wie Khans Nägel in seine Haut schnitten, als er seine Hand schüttelte. Als Ash sich setzte, spürte er die Blicke aller Anwesenden auf sich. Falsch, alle Blicke waren auf Khan gerichtet. Spontan kam ihm der Ausdruck »animalische Anziehungskraft« in den Sinn.
    Dunkle Streifen überzogen Khans Arme. Mehr Hinweise waren absolut unnötig, um Ash klarzumachen, welche Sorte Rakshasa dieser Typ war. »Tiger«, sagte Ash. »Stimmt’s?«
    Khan nickte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Ash noch nicht an Rakshasas geglaubt. Sie waren die Bösen in der indischen Mythologie: unsterbliche Gestaltwandler, die vor Tausenden von Jahren gegen die Menschheit um die Herrschaft der Welt gekämpft hatten. Die Geschichte über diesen lange vergangenen Krieg erzählte das Epos Ramayana , in dem davon berichtet wurde, wie Prinz Rama den größten und schlimmsten der Rakshasas, Ravana, besiegte und der Menschheit zum Sieg verhalf.
    Rakshasas
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