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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt
Autoren: Timon Schlichen Majer
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zu Nadeschda, die aber nur lachen konnte.
    Â»Jetzt ist wenigstens mein Bett unordentlich.« Sie lachte noch mehr.
    Â»Sorry«, sagte Jo.
    Â»Für was? Dass ich gerade den besten Sex meines Lebens hatte? Du bist mir so eine.« Sie nahm etwas Marmelade auf ihre Finger und warf es nach Jo. Die warf zurück, und so ging es hin und her, bis nicht nur das Bett vollständig eingesaut war, sondern auch die weiße Wand drum herum.
    Â»Ich mal dir was drauf, ok?«
    Â»Du kannst malen?«
    Jo nickte.
    Â»Geil«, sagte Nadeschda. »Ich weiß auch schon, was.«
    Â»Was?«
    Â»Dich selbst!«, sagte Nadeschda. »Aber nackt.«
    Â»Kann ich nicht.«
    Â»Doch, kannst du.«
    Â»Mal schauen.«
    Sie blickten sich einige Zeit in die Augen und Jo fürchtete, dass ihr bald die Mundwinkel ausfransten, weil sie einfach nicht aufhören konnte, zu grinsen. Sie zwang sich immer wieder, ihre Lippen zu einem Strich werden zu lassen, aber sie schnellten gleich wieder nach oben. Sie konnte nicht anders. Sie sprudelte über vor Glück, so sehr, dass ihr bald schon die Tränen kamen.
    Â»Ich bin glücklich«, sagte sie.
    Â»Ich auch«, sagte Nadeschda. »Sehr sogar.«
    Â»Was machen wir jetzt mit deinem Bett?« Jo schniefte und lachte gleichzeitig.
    Â»Waschen«, meinte Nadeschda. »Oder wegwerfen. Oder, nein, noch besser, wir hängen die Bettdecke an meine Wand. Dann erinnern wir uns immer an unser erstes gemeinsames Frühstück.«
    Â»Ha ha, das ist gut!«
    Â»Du, jetzt aber nochmal ernsthaft«, sagte Nadeschda. »Träumst du öfter so lebendig wie heute Nacht?«
    Jo schüttelte sich. »Du hast mal ein Tempo drauf, das Thema zu wechseln.«
    Â»Jetzt sag schon.«
    Jo war die Frage unangenehm. »Passiert mir sonst nie«, sagte sie daher. »Eigentlich träume ich nie«, obwohl das gelogen war. Aber sie erreichte damit immerhin, dass Nadeschda nicht weiter nachhakte.
    Kurz darauf rief Nadeschda plötzlich laut »Mist!« Sie schaute auf die Uhr. »Ich muss dringend in die Vorlesung!«
    Jo musste eigentlich auch, aber sie hätte den Tag nur zu gerne mit Nadeschda im Bett verbracht. Aber Nadeschda hatte es mit einem Mal unglaublich eilig und drängte darauf, dass sie sich duschten, anzogen und auf den Weg machten.
    Â»Du hast doch bestimmt auch Vorlesung, oder?«, fragte Nadeschda.
    Â»Ja, schon.« Was ist nur in Nadeschda gefahren, fragte sie sich.
    Sie gingen gemeinsam auf den Campus, von dem Nadeschda praktischerweise nicht weit entfernt wohnte. Dort mussten sie sich trennen, Jo in die eine, Nadeschda in die andere Richtung.
    Sie standen voreinander, und keine von beiden machte Anstalten, die andere zu umarmen oder gar zu küssen. Jo verkrampfte, eine seltsame Kälte schien sich zwischen sie geschoben zu haben.
    Warum nur?
    Weil es falsch ist!
    Nadeschda räusperte sich. »Werden wir uns nochmal treffen?« Ihre Stimme klang so, als sei sie sich nicht sicher.
    Â»Ist das eine ernsthafte Frage?«
    Â»Ja, schon. Wir hatten echt eine tolle Nacht und einen wunderschönen Morgen. Aber das muss ja nicht heißen, dass wir einfach so damit weiter machen, oder?«
    Jo kniff die Augen zusammen. Sie begriff nicht, was Nadeschda ihr sagen wollte. Hatte sie schon nach einer Nacht genug von ihr? Was war dann mit dem Gerede von dem Nacktbild und der Bettdecke an der Wand. Sie verstand ganz und gar nicht, was auf einmal in Nadeschda gefahren war.
    Küss sie, dann ist alles gut.
    Sie schlang ihre Arme enger um sich und sagte: »Du, ich muss jetzt los. Ich meld mich dann bei dir.«
    Damit drehte sie sich um und eilte über den Platz davon zu ihrem Vorlesungsraum. Vor ihrem inneren Auge sah sie noch die bestürzte Miene Nadeschdas, nachdem sie sich so abrupt verabschiedet hatte. Wenigstens einen Abschiedskuss hättest du ihr noch geben können. Jo blieb stehen. Wie dumm du doch bist! Sie drehte sich wieder um. Aber Nadeschda war schon verschwunden.
    An diesem Abend saß Jo an ihrem Schreibtisch und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren, was ihr schon den ganzen Tag über schwer gefallen war.
    Was ist, wenn es für Nadeschda wirklich nur ein schnelles Abenteuer gewesen ist? Oder meint sie, dass es das für mich war?
    Sei froh, dass sie weg ist!
    Nein, bin ich nicht!
    Jo war es ernst, sehr ernst sogar. War es das auch für Nadeschda? So konnte es nicht weitergehen. Ihre Gedanken machten sie
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