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Arminius

Arminius

Titel: Arminius
Autoren: Sebastian Fleming
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Einzelheiten zu genießen. Da riss ihn Lärm, der vom Säulenhof herüberdrang, aus der versonnenen Stimmung. Wie seine beiden Gäste blickte er zum Eingang des Gartenhauses.
    Dort erschien ein verschmutzter, seltsam ergraut wirkender Velleius, dem Panik und Übermüdung die Gesichtszüge hässlich vergrößert hatten in Begleitung des Chefs der Leibwache, des Germanen Flavus. Der Legat warf sich dem Princeps zu Füßen.
    Dieser war eher peinlich berührt vom Gefühlsüberschwang seines Offiziers als erstaunt über sein plötzliches Erscheinen. »Komm zu dir, mein Sohn, steh auf, und erzähle uns, was du zu berichten hast!«, sagte Augustus.
    »Eine Katastrophe habe ich zu melden. Und ich bitte dich, vergelte dem unglücklichen Boten nicht die schreckliche Nachricht, die er dir überbringen muss!«
    »Nun rede endlich! Was ist geschehen?« Augustus zog die Schultern hoch, ihm wurde kalt, sehr kalt, denn eigentlich wollte er gar nicht hören, was man ihm gleich berichten würde, es würde ohnehin nur Ungemach bedeuten. Es bedeutete mehr.
    »Herr, die Germanen haben Varus überfallen.«
    »Ist er tot?«
    »Ja, und drei Legionen sind vernichtet. Von der siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Legion lebt kaum ein Soldat mehr.«
    »Drei komplette Legionen von den Germanen abgeschlachtet, sagst du, Schuft?« Augustus richtete sich mühsam auf und blieb vornübergebeugt sitzen, denn er spürte den Druck, der auf seinen Schultern lastete, stärker und stärker. Germanicus war aufgesprungen und schaute mit wildem Blick um sich, als wolle er augenblicklich sein Schwert ziehen und die Aufrührer persönlich zerhauen, während Tiberius mit untergeschlagenen Beinen dasaß und den Kopf in den Händen vergrub, um seinen Tränen zu verbergen.
    »Ja, Herr, drei Legionen.«
    »Wie das? Es sind doch nur Barbaren, die jenseits des Rhenus hausen.«
    »Sie haben ihn schlau in einen Hinterhalt gelockt und dann die Arglosen abgeschlachtet. Geführt von einem heimtückischen Offizier germanischen Blutes.« Velleius, der den Kopf gesenkt hielt, während er sprach, weil er niemanden in die Augen zu schauen vermochte, fühlte, wie ihn drei Augenpaare anstarten. Stille trat ein.
    »Beim Mars«, schrie Germanicus in tiefster Seele getroffen aus, dennoch hoffend, dass sich sein Verdacht nicht bestätigte, wissend, dass es nicht anders sein konnte und alle Hoffnung vergebens war, »beim Mars, dem Erzbewehrten, lass es nicht Arminius sein!«
    »Doch, es war Arminius. Er hat die Germanen angeführt und unsere Leute niedergekämpft. Alle. Ich war dabei, ich habe gesehen, wie er ohne Mitleid und ohne Gnade wie ein Bestie über unsere Leute herfiel.« Flavus wurde kreidebleich und erstarrte. Er wagte kaum zu atmen.
    »Nein!«, schrie Germanicus auf und schlug seinen Kopf immer wieder gegen eine Wand des Gartenhauses.
    »Drei ganze Legionen hat Varus verloren, sagst du?«, fragte Augustus, der den Verlust immer noch nicht zu fassen vermochte, mit tonloser Stimme. »Drei Legionen? Und niemand hat überlebt? Warum du?«
    Diese Frage hatte Velleius befürchtet. Jetzt aber war es auf einmal ganz einfach, darauf zu antworten: »Er hat mich erwählt, um dir die Nachricht zu bringen. Lieber hätte ich das Schicksal meiner Kameraden geteilt, als ehrlos weiterzuleben. Erlaube mir, Princeps, das ich mich in mein Schwert stürze.«
    »Unfug!«, fuhr ihn Tiberius unwillig an. »Es gibt jetzt Wichtigeres zu tun, als sich ins Schwert zu stürzen.«
    Augustus schüttelte immer noch wie benommen den Kopf. »Drei Legionen.«
    Ein Prätorianer betrat den Raum und meldete, dass Boten des Königs Maroboduus diese Kiste, die er von Arminius erhalten habe, dem verehrten Princeps und Bundesgenossen zum Zeichen seiner Treue und Freundschaft sende.
    Mit blutender Stirn starrte Germanicus unverwandt auf den kniehohen Würfel. Augustus gab Tiberius einen Wink, der aufstand und die Kiste öffnete. Er verzog keine Miene und trat zur Seite. Nun blickte Augustus hinein. Dumm und dumpf blickten ihn die geöffneten Augen des Statthalters Publius Quinctilius Varus an. Es wirkte wie eine Zaubervorstellung, wo man nur noch den Kopf und ein Stück Hals des Menschen zu sehen bekam, dessen Körper zersägt worden war, um anschließend wieder zusammengesetzt zu werden. Doch etwas war anders, der tiefrote, fast schon hellbraune Rand des Halses wirkte verstörend. Hier konnte nichts mehr zusammengefügt werden.
    Plötzlich schraken Tiberius, Germanicus und Velleius zusammen, das Blut gefror in
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