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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Angst. »Bitte?« fragte sie nervös. »Was ist denn überhaupt los?«
    Ein Schauer aus Licht schoß durch das Fenster. Es war, als hätte sich hinter Mirchuskos Horizont eine Sonne erhoben. Der gesamte Raum war mit einem Mal lebendig vor hell erstrahlenden Blumen aus Feuer.
    – Evakuierung eingeleitet, sagte die Stimme der erwachsenen Kiint.
    – Designiert.
    Jay spürte einen Schwall schuldbewußten Triumphs von ihrer Freundin. Sie wollte hinausreichen und sie trösten, denn sie erkannte an der Reaktion der Erwachsenen, daß Haile wegen irgend etwas in mächtigen Schwierigkeiten steckte. Statt dessen konzentrierte sie sich darauf, ein strahlendes Lächeln im Herzen ihres Bewußtseins zu bilden, in der Hoffnung, daß Haile es auffangen würde. Und dann geriet die Luft ringsum in Wallung, als wäre Jay in einer Brise gefangen.
    »Jay!« rief einer der Krankenpfleger. »Los, hierher mit dir, Süße! Du …«
    Das Licht rings um Jay verblaßte, zusammen mit den Geräuschen der Station. Sie vernahm gerade noch den verblüfften Schreckensruf des Pflegers, und dann verwandelte sich die Brise in einen Sturm, der an ihrem Nachthemd zerrte und riß und ihr die Haare zerzauste. Rings um Jay herum bildete sich eine Art grauen Nebels, eine perfekte sphärische Blase mit Jay im genauen Zentrum. Nur, daß sie keinerlei Feuchtigkeit in der Luft verspürte. Der Nebel wurde rasch dunkler, und die Station verblaßte zu schwachen spektralen Schemen. Dann dehnten sich die Ränder mit einer so furchterregenden Geschwindigkeit aus, daß Jay unwillkürlich schrie. Die Ränder verschwanden, und mit ihnen jede Spur der Krankenstation. Jay war ganz allein in einem Weltraum ohne Sterne. Und sie fiel.
    Sie legte die Hände an den Kopf und schrie erneut, so laut sie nur konnte. Das grauenhafte Entsetzen wurde nicht weniger. Jay hielt inne, um nach Luft zu schnappen … und in diesem Augenblick erschienen die Ränder wieder, wie aus dem Nichts. Rasten so schnell aus jeder Richtung heran, daß sie instinktiv wußte, daß der Aufprall sie zerschmettern würde. Sie schloß angstvoll die Augen und wimmerte leise: »Mami!«
    Dann kitzelte etwas ihre Sohlen, ähnlich einer steifen Feder, und unvermittelt stand sie auf festem Boden. Jay wedelte mit den Armen auf der Suche nach ihrem Gleichgewicht und kippte nach vorn. Sie landete hart auf einer Art kaltem Boden, noch immer mit fest verschlossenen Augen. Die Luft war wärmer als noch Sekunden vorher in der Pflegestation, und um einiges feuchter. Und sie roch eigenartig. Rosiges Licht spielte über ihre Lider.
    Jay kniete noch immer auf allen Vieren und riskierte einen hastigen Blick, während sie Luft holte, um erneut zu schreien. Der Anblick, der sie begrüßte, war so unglaublich, daß ihr der Atem stockte. »Ach du lieber Gott«, war alles, was sie schließlich hervorbrachte.
    Ohne viel Begeisterung leitete Joshua den ZTT-Sprung ein. Seine niedergedrückte Stimmung verband ihn mit der gesamten Besatzung und den Passagieren der Lady Macbeth (zumindest denen, die nicht in Null-Tau lagen). So viel erreicht zu haben, nur, um sich den endgültigen Triumph doch noch entreißen zu lassen.
    Außer vielleicht …
    Nachdem der ursprüngliche Schock über das Verschwinden Tranquilitys ein wenig abgeklungen war, hatte auch Joshuas Angst nachgelassen. Er sorgte sich nicht mehr um Ione oder sein Kind. Tranquility war nicht zerstört worden, auch wenn das nur ein kleiner Trost war. Weil es logischerweise bedeutete, daß Tranquility von den Besessenen übernommen und aus diesem Universum herausgerissen worden war.
    Joshua konnte es einfach nicht glauben.
    Doch seine Intuition war alles andere als unfehlbar. Vielleicht wollte er es einfach nicht glauben. Tranquility war sein Zuhause. Die emotionale Bindung an das Habitat und seinen kostbaren Inhalt war gewaltig. Die Reaktion ist immer die gleiche, wenn man jemandem erzählt, daß alles ausgelöscht wurde und aufgehört hat zu existieren, was ihm lieb und teuer gewesen ist. Wie auch immer. Die Unsicherheit machte ihm genauso zu schaffen, und er fühlte sich genauso elend wie alle anderen an Bord, wenngleich aus anderen Gründen.
    »Sprung bestätigt«, sagte er. »Samuel, Sie sind an der Reihe.«
    Die Lady Macbeth war einhunderttausend Kilometer über Avon in einer von Trafalgars festgelegten Austrittszonen materialisiert. Der Transponder signalisierte bereits laut und deutlich ihre Autorisierungskodes, doch irgendwie beschlich Joshua das Gefühl, daß es diesmal
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