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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ereignishorizonts wurden elektromagnetische Energie und Materie ohne Unterschied in die Oberfläche des Kerns gezogen und auf unbeschreibliche Dichte komprimiert. Der Effekt war kumulativ und exponential. Je mehr Masse das Schwarze Loch verschlang, desto schwerer und stärker wurde es. Damit nahm seine Oberfläche zu, und entsprechend wuchs die Rate, mit der es Materie und Energie verschlang.
    Wäre der Alchimist in eine Sonne geschossen worden, wäre irgendwann jedes Gramm Materie durch die unsichtbare Barriere gefallen, die von der Gravitation errichtet worden war. Das war Alkad Mzus humane Lösung gewesen. Die Sonne von Omuta wäre nicht aufgeflammt und explodiert, und sie hätte das Leben auf ihren Planeten nicht durch Hitzewellen und Strahlungsausbrüche in Gefahr gebracht. Statt dessen wäre sie geschrumpft und schließlich zu einer vergleichsweise winzigen Schwarzen Kugel kollabiert, und jedes Erg ihrer verschmelzenden Kerne wäre dem Universum für immer verloren gewesen. Omuta hätte einen schwarzen Körper umkreist, der weder Wärme noch Licht spendete. Schließlich wäre die Atmosphäre selbst so abgekühlt, daß sie kondensiert und als Schnee zu Boden gesunken wäre.
    Doch es gab noch eine zweite, weniger starke Einstellung mit einem schwächeren Gravitationsfeld. Und paradoxerweise war es genau diese weniger starke Einstellung, die viel aggressiver wirkte.
     
    Die Oberfläche des Alchimisten wurde schwarz, als das Null-Tau-Feld eingeschaltet wurde. Das generierte Gravitationsfeld war allerdings nicht stark genug, um eine Singularität mit einem Ereignishorizont zu erzeugen, wenngleich es mit Leichtigkeit jene internen Kräfte überwand, die für die Struktur eines Atoms verantwortlich sind. Die Kombatwespe verwandelte sich in blitzendes Plasma und hüllte den Alchimisten ein. Sämtliche Elektronen und Neutronen innerhalb der Plasmawolke wurden zusammengepreßt und erzeugten einen massiven Puls aus Gammastrahlung. Die Emission klang rasch ab, und zurück blieb der Alchimist mit einer angstrømdicken Hülle aus supraflüssigen Neutronen.
    Als er in die äußeren Bereiche der Atmosphäre eindrang, flutete ein sonnenhelles weißes Licht durch Hunderte von Quadratkilometern der oberen Wolkenschichten. Sekunden später fluoreszierten die tiefergelegenen Schichten in einem rosigen Pink. Schatten jagten durch die zerrissenen Zyklone wie berggroße Fische durch ein gigantisches Meer. Dann verschwand das Licht vollkommen.
    Der Alchimist hatte die halbfesten Schichten der inneren Atmosphäre des Gasriesen erreicht und schoß fast widerstandslos hindurch. Materie wurde unter gewaltigem Druck gegen die Oberfläche geschleudert und dort gierig absorbiert. Jedes aufprallende Atom wurde augenblicklich in den Ozean aus Neutronen gepreßt, die sich rings um den Kern anhäuften. Rasch wurde der Alchimist unter einem Mantel aus reinstem Neutronium begraben. Die Materie erreichte eine Dichte, die höher war als die eines Atomkerns.
    Während die Partikel von dem gewaltigen Gravitationsfeld der Maschine komprimiert wurden, setzten sie gewaltige Mengen an Energie frei, eine Reaktion, die weit gewaltiger war als jede Fusion. Die umgebende halbfeste Materie wurde auf Temperaturen erhitzt, die jede atomare Bindung zerstörte. Ein gewaltiger Hohlraum aus nuklearer Instabilität dehnte sich rings um den Alchimisten aus, der unvermindert tiefer in den Gasriesen sank. Die normalen Konvektionsströme waren bei weitem nicht ausreichend, um die Hitze mit der gleichen Geschwindigkeit zu absorbieren, mit der sie entstand, daher blieb dem Hohlraum nichts anderes übrig, als sich immer weiter auszudehnen. Irgend etwas mußte schließlich nachgeben.
    Die Sensoren der Lady Macbeth entdeckten die ersten Aufwallungen, als das Schiff noch immer sieben Minuten vom Perigäum entfernt war. Es war ein glatter, gewölbter Wolkentumor, mit einem Durchmesser von dreitausend Kilometern, der aufleuchtete wie gasförmiges Magma, während er durch die Sturmbänder stieg. Im Gegensatz zu gewöhnlichen großen Flecken, wie sie auf Gasriesen häufig anzutreffen sind, drehte sich das Gebilde nicht um seine eigene Achse. Sein einziger Zweck bestand darin, planetengroße Massen an unerträglich aufgeheiztem Wasserstoff aus dem Innern nach oben zu transportieren. Hurrikans und Zyklone, die sich seit Millennien ungehindert einen Weg durch die oberen Atmosphäreschichten gebahnt hatten, wurden mühelos beiseite gestoßen, als das thermale Monstrum der Freiheit
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