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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Autoren: Peter F. Hamilton
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Energieabszeß, der so entstand, erstreckte sich entlang seiner Flugbahn durch das Planeteninnere wie ein Kometenschweif. Ganze Sektionen brachen ein, und zehntausend Kilometer lange Stücke verwandelten sich in längliche Blasen, die durch die zerstörten Bänder der internen Struktur des Himmelskörpers nach oben stiegen, jede einzelne noch größer, noch gigantischer als die vorhergehende.
    Die zweite Aufwallung jagte in die obere Atmosphäre hinauf, und ihre titanischen Ausmaße ließen das Geschehen absurd schwerfällig erscheinen. Riesige Ionenfontänen rannen in Kaskaden an den Seiten herab, als das Zentrum aufbrach wie purpurne Wasserfälle über große Katarakte hinweg, um elegant in die kochende Wolkenlandschaft zurückzusinken. Ein koronaler Feuerball schoß aus dem zentralen Kanal, größer als ein Mond und mit einer Oberfläche, die von gewaltigen magnetischen Energien umschlossen war und das Plasma in dunklerem Purpur kondensieren ließ. Lichterscheinungen begleiteten ihn, transparente goldene Blütenblätter, die sich in harmonischen Bewegungen entfalteten und entlang der planetaren Fluxlinien ausbreiteten.
     
    Irgendwo in der hell erstrahlenden Glorie aus Licht verloren sich zwei winzige Punkte, hervorgerufen von der Explosion der Antimaterie an Bord der beiden Fregatten von Al Capones Organisation.
    Die Lady Macbeth raste triumphierend über die Terminatorlinie hinweg und in das helle Tageslicht hinaus. Sie surfte mit hundertfünfzig Kilometern pro Sekunde über die Hurrikanströme aus Phosphoreszenz hinweg, die sich in der Troposphäre ausgebreitet hatten. Hinter ihr breitete sich ein arrogantes gelbes Dämmerlicht aus, weit heller als die natürliche Dämmerung vor ihr.
    »Zeit zu verschwinden«, sagte Joshua per Datavis. »Seid ihr soweit?«
    »Gib das Kommando, Joshua.«
    Er übertrug den Befehl in den Bordrechner. Null-Tau umschloß die letzten drei Beschleunigungsliegen auf der Brücke, und der Antimaterieantrieb der Lady Macbeth aktivierte sich.
    Das Raumschiff beschleunigte mit zweiundvierzig g von dem sterbenden Gasriesen weg.
     
    Schließlich kam der Alchimist im Zentrum des Gasriesen zur Ruhe. Hier fand er ein Universum unglaublicher Drücke vor, die noch kein Mensch außer in spekulativen mathematischen Modellen je gesehen hatte. Das Herz des Gasriesen war nur unwesentlich weniger dicht als das Neutronium selbst – und doch war der Unterschied da, und er reichte aus, um weitere Materie zu absorbieren. Die Konversionsreaktion brannte unvermindert weiter. Reinste Alchimie.
    Energie raste nach draußen, nicht in der Lage, sich rasch genug zu verdünnen. Der Abszeß war inzwischen kugelförmig, die bevorzugte geometrische Form der Natur. Eine Kugel im Herzen einer Kugel, bis an die Grenzen deformierte Materie in einem Gefängnis von vollendeter Symmetrie, mit fünfundsiebzigtausend Kilometer dicken Wänden aus Wasserstoff und anderer Materie. Diesmal gab es kein Ventil durch die schwachen, halbfesten Schichten. Diesmal gab es nichts, wohin der Druck entweichen konnte. Er konnte nur noch anwachsen.
     
    Sechshundert Sekunden lang beschleunigte die Lady Macbeth von dem tödlich verwundeten Riesen weg. Hinter ihr pulsten die fragmentierten Energieabszesse des Alchimisten durch die dunklen Wolkenschichten, kurzlebige Vulkane aus fauligem Gas, die höher als ganze Welten hinaufstiegen. Der Planet entwickelte seine eigene wogende Photosphäre, eine dunkle burgunderrote Kugel, die von einem leuchtend azurblauen Halo umschlossen wurde. Die ebenholzfarbenen Monde glitten unbeirrt durch den neuen Ozean aus Blitzen über ihre orbitalen Bahnen.
    Die multiplen Antriebsrohre des Raumschiffs erloschen. Joshuas Null-Tau-Feld schaltete sich ab, und er fand sich unvermittelt im Schwerelosigkeit wieder. Sensorbilder und Flugdaten blitzten durch sein Bewußtsein. Die Todeszuckungen des Gasriesen waren ebenso faszinierend wie gefährlich. Es spielte keine Rolle mehr; die Lady Macbeth war inzwischen über hundertachtzigtausend Kilometer von den sich auflösenden Sturmbändern entfernt. Weit genug für einen ZTT-Sprung.
     
    Tief unter den alles verhüllenden Wolken war der Energieabszeß im Zentrum des Riesen auf eine intolerable Größe angeschwollen. Der Druck, den sie auf die umgebende Masse des Planeten ausübte, hatte beinahe ein Gleichgewicht erreicht. Titanische Risse taten sich auf.
    Ein Ereignishorizont umhüllte den Rumpf der Lady Macbeth.
    Mit einem Timing, das den ultimativen Tribut an Mzus
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