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Arche

Arche

Titel: Arche
Autoren: B Morrison
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eine kleine Urne, die vor ihr stand. Sie enthielt die Asche ihres Vaters. Nach der Autopsie in Eriwan hatte die armenische Polizei den Körper freigegeben. Es war ihres Vaters Wunsch gewesen, seine letzte Ruhestätte in der Türkei zu finden. Dilara verzichtete auf einen Gedenkgottesdienst, denn die meisten Freunde und Kollegen Hasad Arvadis lebten in Amerika.

    »Dilara?«
    Sie nickte und wischte sich über das Gesicht. Liebevoll nahm sie die Urne an sich. »Gehen wir.«
    Es war ein kurzer Spaziergang bis zum Ufer. Sie gingen langsam, nicht nur wegen Tylers Bein. Er spürte, dass Dilara Zeit benötigte. Schließlich brach sie das Schweigen.
    »Ich wünsche mir so sehr, er hätte sie sehen können. Er war seinem Ziel so nahe.«
    »Ich glaube, er würde sich freuen, dass du sie gefunden hast. Und dass du den Namen Kenner aufgibst und dich wieder Arvadi nennst.«
    »Das hätte ich schon längst machen sollen.«
    »Dilara und Hasad Arvadi, das werden berühmte Namen sein.«
    »Bist du ganz sicher, dass du nicht der Dritte im Bunde sein willst?«
    »Das passt nicht zu mir. Außerdem schlägt Miles Benson schon Kapital aus unseren Heldentaten und zieht Aufträge an Land. Nein, du und dein Vater, ihr habt euch die Lorbeeren redlich verdient.«
    »Du hast die Welt gerettet, bist du dir darüber im Klaren?«
    »Wenn dem so wäre, müsste die Bibel neu interpretiert werden. Gottes Bund mit Noah besagte, dass er die Menschheit nie wieder vernichten würde.«
    »Er hat es nicht getan.«
    »Nur weil wir Ulric davon abgehalten haben, das Arkon zu verbreiten.«
    »Und woher weißt du, dass du nicht ein Handlanger Gottes bist? Gottes Wege sind geheimnisvoll. Du hast selbst gesagt, dass die Arche ein Wunder ist.«
    »Das räume ich gerne ein. Es war erstaunlich, sie nach so vielen Jahrhunderten noch intakt vorzufinden. Aber das liegt
an dem Ort, an dem sie sich befindet. Alles wissenschaftlich erklärbar. Nichts daran ist übernatürlich.«
    »Das ist das Schöne an Gottes Wirken. Man kann es auf vielerlei Weise interpretieren.«
    »Ich muss zugeben, ich war etwas voreilig, deine Theorien über die Arche zu verwerfen.«
    »Und wie steht es mit deinem Ruf, ein unverbesserlicher Skeptiker zu sein?«
    »Ein bisschen Aufgeschlossenheit kann nie schaden.« Er nahm Dilaras Hand. »Du bleibst also noch ein paar Tage hier und fährst dann zurück zum Berg Ararat – sehen so deine Pläne aus?«
    »Ich habe schon Verbindung zu den türkischen Behörden aufgenommen. Da ich die Arche entdeckt habe und als Einzige im Besitz von Innenaufnahmen bin, ist man bereit, mich an den Ausgrabungen teilnehmen zu lassen. Aber es dürfte Monate dauern, bis es soweit ist. Die verschütteten Eingänge freizuschaufeln wird Zeit in Anspruch nehmen, ganz zu schweigen von der Bestandsaufnahme im Inneren der Arche. Diesmal einer ordentlichen.«
    »Hört sich so an, als würdest du noch eine Weile hierbleiben. Ich muss bald nach Seattle zurück.«
    Sie nickte. »Wer weiß? Vielleicht sind wir ja eines Tages beide bereit, sesshaft zu werden.«
    »Vielleicht. Eines Tages«, sagte er und drückte ihre Hand.
    Sie erreichten die Kennedy Caddesi und überquerten sie, um zur Ufermauer des Marmarameeres zu gelangen. Gegenüber erhob sich die asiatische Küste Istanbuls.
    Tyler ließ Dilara los. Sie ging zum Wasser. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Dann schüttete sie die Asche ihres Vaters ins Meer.
    Sie stand da und betastete ihr Medaillon. Er ging zu ihr und
nahm sie in den Arm. So blieben sie eine Weile stehen. Endlich wandte sich Dilara um. »Sollen wir Grant abholen?«
    »Geh du voraus. Ich stoße später zu euch und dann gehen wir essen. Ich bin sicher, er ist halb verhungert nach drei Tagen Krankenhauskost.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Ich muss noch etwas erledigen. Für die Firma.«
    Er küsste sie und sah ihr nach, als sie in Richtung Krankenhaus verschwand. Da ging eine Frau, die wusste, was sie wollte. Tyler fand sie unglaublich sexy.
    Sie drehte sich einmal um und winkte. Er winkte zurück. Als sie um eine Ecke bog, verlor er sie aus den Augen.
    Tyler winkte einem Taxi. »Araco-Stahlwerke.«
    Fünfzehn Minuten später rollte der Wagen durch eine Industriezone der Stadt. Rauchfahnen stiegen in den Himmel. Das Taxi hielt vor einer großen Eisenhütte. Durch ein offenes Tor sah Tyler, wie Funken aus dem flüssigen Stahl emporstoben.
    »Warten Sie hier auf mich. Es dauert nicht lange.« Der Fahrer nickte.
    Am Tor zeigte er seinen Ausweis. »Miles Benson hat
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