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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse
Autoren: Ephraim Kishon
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deshalb hierhergekommen wären, weil der Gatte meiner Begleiterin uns in unserem vorangegangenen Liebesnest in Safed aufgespürt hätte; die Flucht wäre uns nur ganz knapp geglückt.
    »Stimmt das?« fragte die Schleißnerschwester. »Ich sag's niemandem weiter.«
    »Es stimmt nicht ganz«, erklärte ich bereitwillig. »Der Gatte meiner Freundin war zwar in Safed, aber mit dem Stubenmädchen. Und der Liebhaber des Stubenmädchens - nebenbei glücklich verheiratet und Vater von drei Kindern - ist ihnen dorthin nachgeeilt und hat ihm das Mädchen wieder entrissen. Daraufhin beschloß der Gatte, sich an uns zu rächen. Und seither will die wilde Jagd kein Ende nehmen!«
    Die Schwester schwor aufs neue, stumm wie ein Grab zu bleiben, und empfahl sich, um den Vorfall mit den übrigen Hotelgästen zu besprechen.
    Eine Viertelstunde später wurden wir in die Hoteldirektion gerufen, wo man uns nahelegte, vielleicht doch getrennte Zimmer zu nehmen. Der Form halber.
    Ich blieb hart. Nur der Tod würde uns trennen, sagte ich.
    Nach und nach wurde die Lage unhaltbar - allerdings aus einem andern Grund, als man vermuten sollte. Meine kleine Frau, die beste Ehefrau von allen, machte es sich nämlich zur Regel, die teuersten Speisen zu wählen und französischen Champagner als Tischgetränk zu bestellen. In einem kleinen silbernen Kübel mit Eis darinnen. Als eine Woche vergangen war, rückte sie mit der unverblümten Forderung nach Pelzen und Juwelen heraus. Das sei in solchen Fällen üblich, behauptete sie.
    Gerade noch rechtzeitig erfolgte der Umschwung. Eines Morgens tauchte ein Journalist aus Haifa auf, einer dieser Allerweltsreporter, die mit jedem Menschen per Du sind und sich überall auskennen.
    »Einen gottverlassenen Winkel habt ihr euch da ausgesucht«, murrte er wenige Stunden nach seiner Ankunft. »Ich hätte nicht geglaubt, daß es irgendwo so sterbensfad sein kann wie hier. Schleißner kommt mit seiner Schwester, du kommst mit deiner Frau, und dieser glatzköpfige Zivilrichter weiß sich nichts Besseres mitzubringen als seine Tochter. Sie ist Klavierlehrerin. Jetzt sag mir bloß: wie hast du es in dieser kleinbürgerlichen Atmosphäre so lange ausgehalten?«
    Am nächsten Tag verließen wir das Hotel. Friede kehrte in unsere Ehe ein.
    Nur ab und zu wirft meine Frau mir noch vor, daß ich sie betrogen hätte, und zwar mit ihr selbst.
     
     
     
    Die Demokratie hat so gewaltige Fortschritte gemacht, daß jedermann heutzutage mit den bedeutendsten Persönlichkeiten in Gedankenaustausch treten kann - allerdings unter der Voraussetzung, daß ein gutes Medium zur Hand ist. Am besten haben es natürlich die israelischen Spiritisten, da sie als einzige in der Lage sind, ohne Zuhilfenahme eines Dolmetschers mit Moses zu sprechen.
     

KONTAKT MIT DEM JENSEITS
     
    Auf dem Heimweg begegnete mir Kunstetter. Wir plauderten eine Weile über die Atombombe, die Wasserstoffbombe und den bevorstehenden Weltuntergang. Dann zuckte Kunstetter die Achseln:
    »Eigentlich interessiert mich das alles nicht. Ich bin Spiritist.«
    Aus meinem Gesichtsausdruck muß klar hervorgegangen sein, daß ich ihn für das Opfer eines Wahnsinnsanfalls hielt, denn er zeigte sich beleidigt.
    »Ihr blödsinniges Grinsen«, sagte er, »beweist mir nur, daß Sie ein vollkommener Ignorant sind. Was wissen Sie denn überhaupt von Spiritismus?«
    »Nicht viel«, gestand ich. »Ein paar Leute setzen sich zusammen, beginnen mit den Geistern der Verstorbenen zu reden und verraten niemandem, wie der Schwindel zustande kommt.«
    Kunstetters Gesicht verfärbte sich. Mit rauhem Griff packte er mich am Arm und schleppte mich ab. Ich protestierte leidenschaftlich, ich machte geltend, daß ich zum Medium völlig ungeeignet und überdies ein Skeptiker sei - es half nichts
    In dem kleinen Zimmer waren fünf traurige Männer und drei schläfrige Frauen versammelt. Erst nachdem er mich vorgestellt hatte, ließ Kunstetter meinen Arm los und sagte:
    »Dieser Bursche glaubt nicht an -«
    Er brauchte nicht weiterzusprechen. Das empörte Murren der Anwesenden nahm ihm das ab.
    Einer von ihnen informierte mich, daß auch er vor fünfzehn Jahren so ein hochnäsiger Zweifler gewesen sei; aber dann hätte Rabbi Akiba bei einer Seance auf Befragen seine Telephonnummer auswendig gewußt (die des Fragestellers, versteht sich) und seither hätte er Nacht für Nacht jeden beliebigen Geist beschworen. Dadurch wäre er innerlich so gefestigt, daß die Welt, was ihn beträfe, getrost in
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