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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse
Autoren: Ephraim Kishon
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Süden. An der nächsten Ecke blieb er stehn:
    »Tut mir leid. Eine solche Straße gibt es nicht.«
    Offen gesagt: auch ich hatte nicht recht daran geglaubt, daß es sie gäbe. Aber der prompte Start des Fahrers hatte mich wieder unsicher gemacht. Jetzt wußte ich sogar, wo mein Irrtum steckte: es war kein »g« in der Mitte. Oslorolls ... Osloroyce ...
    »Was jetzt?« fragte der Fahrer.
    Tatsächlich, er fragte: »Was jetzt?«
    In stummer Verachtung schleuderte ich ihm eine Pfundnote ins Gesicht, sprang aus dem Wagen, eilte federnden Schrittes auf die nächste Telephonzelle zu und läutete bei Sulzbaum an.
    »Ich bin sofort bei Ihnen«, beschwichtigte ich ihn. »Aber es ist etwas geradezu Unglaubliches geschehen. Ich -«
    »Helsingfors!« brüllte Sulzbaum, daß die Wände der Telephonzelle zitterten. »Helsingfors!! Und Sie brauchen überhaupt nicht mehr zu kommen!!«
    Peng. Er hatte abgehängt.
    Na, wenn schon. Kann mir nur recht sein. Mit einem so ordinären Menschen will ich nichts zu tun haben.
    Ich verließ die Telephonzelle. Sie befand sich unterhalb einer Straßentafel. Sie lag in der Helsingforsstraße.
    Auch das interessierte mich nicht mehr. Das Schicksal hatte seinen Wahrspruch gefällt. Es war mir nicht bestimmt, für Sulzbaum zu arbeiten.
    Aber auch den mir angebotenen Posten bei der Stadtverwaltung werde ich nicht annehmen. Was soll ich bei einer Stadtverwaltung machen, die so läppische Straßennamen ausheckt wie ... wie ... zum Teufel, wie.
     
     
     
    Die Emanzipation der Geschlechter ist nunmehr auch ins Heilige Land gedrungen. Der Mensch des 20. Jahrhunderts hat entdeckt, daß das Geschlechtsleben nicht sündig ist - es ist nur unmöglich. Unsere Vorväter hatten nicht das mindeste entdeckt und hielten sich bis zu dreißig Frauen. Aus formellen Gründen wird das heute nicht mehr gerne gesehen. Infolgedessen ist alles genau so wie vor der Emanzipation. Nur die Phantasie macht Überstunden.
     

EIN LASTERHAFTES HOTEL
     
    Ich hatte mich entschlossen, die Sommerferien heuer mit meiner Frau zu verbringen. Unsere Wahl fiel auf ein bestrenommiertes Hotel im kühlen Norden, ein ruhiges und bescheidenes Haus, weit weg vom Lärm der großen Städte.
    Auch gibt es dort weder Rock noch Roll. Auch muß man dort keinen puren Whisky trinken, um als Angehöriger des »smart set« zu gelten.
    Ich meldete ein Ferngespräch an und bestellte ein Zimmer für meine Frau und mich.
    »Sehr wohl, mein Herr.« Die Stimme des Portiers barst von diskretem Diensteifer. »Kommen Sie gemeinsam an?«
    »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Was ist das für eine dumme Frage?«
    Nachdem wir gemeinsam angekommen waren, füllte ich mit ein paar genialisch hingeworfenen Federstrichen den Meldezettel aus. Und was geschah dann? Dann händigte der Portier jedem von uns einen Schlüssel ein.
    »Der Herr hat Nummer 17, die Dame Nummer 203.«
    »Augenblick«, sagte ich. »Ich hatte ein Doppelzimmer bestellt.«
    »Sie wollen ein gemeinsames Zimmer?«
    »Selbstverständlich. Das ist meine Frau.«
    Mit weltgewandten Schritten näherte sich der Portier unserem Gepäck, um die kleinen Schilder zu begutachten, die unsern Namen trugen. In diesem Augenblick durchzuckte es mich wie ein fahler Blitz: die Schilder trugen gar nicht unsern Namen. Nämlich nicht alle. Meine Frau hatte sich zwei Koffer von ihrer Mutter ausgeborgt, und die Schilder dieser Koffer trugen begreiflicherweise den Namen Erna Spitz.
    Der Portier kehrte blicklos hinter das Empfangspult zurück und händigte meiner Frau einen Schlüssel ein.
    »Hier ist der Schlüssel zu Ihrem gemeinsamen Zimmer, Frau Kishon.« Die beiden letzten Worte wußte er unnachahmlich zu dehnen.
    »Wollen Sie ... wenn Sie vielleicht ...«, stotterte ich. »Vielleicht wollen Sie unsere Personalausweise sehen?«
    »Nicht nötig. Wir kontrollieren diese Dinge nicht. Das ist Ihre Privatangelegenheit.«
    Es war keine reine Freude, die erstaunlich langgestreckte Hotelhalle zu durchmessen. Gierige Augenpaare folgten uns, gierige Mäuler grinsten sarkastisch und dennoch anerkennend. Mir fiel plötzlich auf, daß meine kleine Frau, die beste Ehefrau von allen, nun also doch dieses knallrote Kleid angezogen hatte, das immer so viel Aufsehen macht. Auch ihre Absätze waren viel zu hoch. Verdammt noch einmal. Der fette, glatzköpfige Kerl dort drüben - wahrscheinlich aus der Import-Export-Branche - zeigte mit dem Finger nach uns und flüsterte etwas in das Ohr der attraktiven Blondine, die neben ihm im
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