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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse
Autoren: Ephraim Kishon
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in der Stimme. »Hören Sie mich, Birnbaum? Katzenmusik! He, Birnbaum! Das nennen Sie Beethoven? Ich nenne es Katzenmusik!«
    Die Empörung griff unter den Hausbewohnern um sich wie ein Waldbrand.
    »Beethoven!« kreischte die Gattin des Professors und eilte zu einem andern Fenster. »Was jetzt, Birnbaum?«
    Der Jemenite Salah packte sein Weib am Arm: »Sie haben uns betrogen!« zischte er. »Wieder einer von ihren schäbigen Tricks!«
    »Wenn die Polizei kommt, dann haben wir nichts gesehen«, schärfte ihm seine Gattin ein. »Ben Gurion«, sagte der Jemenite Salah.
    Sollte Dr. Birnbaum in seiner lächerlichen Überheblichkeit einem guten Ratschlag noch zugänglich sein, dann sucht er sich eine andere Wohnung. Bei uns hat er ausgespielt.
     
     
     
    Die Häuser sind überfüllt, die Straßen vermehren sich wie die sprichwörtlichen Kaninchen. Wo, um des Himmels willen, soll man noch Namen für so viele Straßen finden? Die großen Wohltäter der Menschheit sind längst durch Straßenschilder unsterblich geworden, die Helden sind müde, und die Geschichte hat nur noch ein paar Brosamen für uns übrig. Zum Beispiel den Zionistenkongreß von Helsingfors. Das war der Name der finnischen Hauptstadt, als die Finnen ihn noch aussprechen konnten.
     

KEIN WEG NACH OSLOGROLLS
     
    Das ganze Malheur wäre nicht geschehen, wenn Sulzbaum sich nicht eingebildet hätte, daß ich der richtige Mann für diesen Posten wäre. Sulzbaum hatte schon seit langem nach einem Mann mit Hirn Ausschau gehalten, nach einem wirklichen Kopf, dem er wirklich vertrauen könnte. Jetzt, nachdem wir einige Zeit verhandelt hatten, machte er eine unmißverständliche Andeutung, daß er sich ernsthaft mit dem Gedanken trug, die Sache in meine Hände zu legen.
    Als ich ihn an jenem schicksalsträchtigen Abend anrief, ließ er mich wissen, daß er den Abschluß unserer Verhandlungen nun nicht mehr länger hinauszögern wolle, und bat mich, ihn sogleich aufzusuchen. Meine Freude läßt sich in Worten gar nicht schildern. Sulzbaum ist immerhin Sulzbaum, das steht außer Zweifel. Ich fragte ihn also ohne weitere Umschweife nach seiner Adresse.
    »Helsingforsstraße 5«, sagte er.
    »Fein«, sagte ich. »In ein paar Minuten bin ich bei Ihnen.« »Ausgezeichnet«, sagte er.
    Ich machte mich unverzüglich auf den Weg. Aber schon nach wenigen Schritten stellte sich mir ein Hindernis entgegen, das schwerer zu übersteigen war als eine Barrikade: ich hatte den Straßennamen vergessen. Glatt vergessen. Ich konnte mich nur noch erinnern, daß der erste Buchstabe ein P war.
    Rasch entschlossen betrat ich eine Telephonzelle und wollte Sulzbaums Adresse aus dem Telephonbuch heraussuchen.
    Es war kein Sulzbaum im Telephonbuch. Um ganz sicher zu gehen, sah ich noch unter Z nach. Es war auch kein Zulzbaum im Telephonbuch.
    Wahrscheinlich hat er einen neuen Anschluß, dachte ich. Ein Glück, daß ich mir die Nummer aufgeschrieben hatte. Ich läutete bei ihm an.
    »Mir ist etwas Komisches passiert«, sagte ich. »Ich habe den Namen Ihrer Straße vergessen.«
    »Helsingfors«, sagte Sulzbaum. »Helsingforsstraße 5.«
    »Danke vielmals.«
    Durch Schaden gewitzt, wiederholte ich unablässig und leise »Helsingfors ... Helsingfors ...«, bis ich endlich, hoch oben im Norden der Stadt, einen Passanten nach der genauen Lage der Straße fragen konnte:
    »Entschuldigen Sie bitte, wo ist hier die -«
    »Leider«, unterbrach mich der Befragte. »Ich bin selber fremd hier. Ich suche die Uziel-Straße.«
    »Uziel-Straße ... Zufällig weiß ich, wo die ist. Geradeaus, und dann die zweite rechts.«
    »Vielen Dank. Ich bin Ihnen sehr verbunden. Übrigens - wie heißt die Straße, die Sie suchen?«
    »Ich? Ich suche . nein, sowas!«
    Tatsächlich: dieser verdammte Uziel hatte mich meinen eigenen Straßennamen vergessen lassen. Ich erinnerte mich nur noch, daß die Straße mit einem K anfing. Die Nummer war 9 oder 19, das wußte ich nicht mehr so genau.
    Es widerstrebte mir, nochmals bei Sulzbaum anzurufen.
    Sonst hielte er mich vielleicht für einen jener gedächtnisschwachen Menschen, die imstande sind, Straßennamen zu vergessen, auch wenn man sie ihnen zweimal sagt. Ich zermarterte mein Hirn nach dem vergessenen Namen. Aber da bestätigte sich wieder einmal die alte Erfahrung, daß ich - wie jeder höher organisierte Intellekt - ein plötzlich mir aufgezwungenes Problem nicht lösen kann. Unter solchen Umständen tat ich das einzig mögliche: ich setzte mich in ein Kaffeehaus,
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