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Apocalypsis 3.12 (DEU): Harmagedon. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.12 (DEU): Harmagedon. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.12 (DEU): Harmagedon. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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der Engelsburg aus sah, übertraf seine Albträume der letzten Nacht. Immerhin hatte er ein paar Stunden geschlafen, trotz der katastrophalen Nachrichten. So reagierte sein Körper manchmal auf extremen Stress: mit einem übersteigerten Schlafbedürfnis. Nakashima hatte ihnen einige Zellen im vierten Stock mit jeweils vier Schlafplätzen überlassen. Peter hatte es vorgezogen, sich die Zelle mit Bühler, Pater Anselmo und einem von Nakashimas Technikern zu teilen. Seinem zweiten Ich wich er lieber aus, und dem anderen schien es genauso zu gehen.
    Peter wunderte sich nicht, dass Bühlers Schlafplatz bereits leer war, als er erwachte. Der Schweizer wirkte nicht wie ein Mann, der viel Schlaf brauchte. In der kleinen Küche im vierten Stock traf er Yoko Tanaka und Pater Anselmo beim Teekochen. Er hätte lieber einen Kaffee gehabt, aber Kaffee gab es schon lange nicht mehr in Rom. Von Maria und dem anderen Peter war nichts zu sehen. Peter überlegte, ob er an ihre Kammer klopfen, ihr Tee bringen und nachsehen sollte, ob sie mit dem anderen geschlafen hatte. Aber dann war ihm dieser Impuls sofort peinlich. Er zog es vor, alleine zu sein, vielleicht das letzte Mal in diesem Leben, und auf dem Dach ein bisschen frische Luft zu schnappen.
    Die Welt wird heute untergehen, und du willst frische Luft schnappen.
    Er wunderte sich über die Sturheit, mit der das menschliche Gehirn selbst angesichts größten Grauens an Routinen und Normalität festhielt, um daraus Hoffnung zu schöpfen.
    Als er den fünften Stock erreichte, sah er gerade noch, wie Nakashima und Bühler in dem schmalen pompejischen Korridor verschwanden, der um den Schatzsaal herum in die anliegenden Säle führte. Der Anblick beunruhigte ihn irgendwie, dennoch ging er den beiden nicht nach. Zwar misstraute er Nakashima, Bühler jedoch schätzte er als zuverlässig und unkorrumpierbar ein.
    Es regnete nicht mehr, als Peter nun also mit einem Becher heißem Tee auf die Terrasse der Engelsburg trat, aber eine dichte Wolkendecke lastete schwer wie eine Glocke über der Ewigen Stadt, als wolle sie sie in Brandgeruch und Leichengestank ersticken.
    So viel zum Thema frische Luft.
    Rauch von Hunderten kleiner Lagerfeuer quoll über die Dächer und begrenzte die Sicht in alle Richtungen. Dennoch sah Peter genug Verwüstung: ausgebrannte und eingestürzte Häuser wie nach einem Bombenangriff. Gerodete Parks. Die Grünflächen der Villa Borghese, der Vatikanischen Gärten und des Gianicolo-Hügels existierten nicht mehr. Peter sah keinen einzigen Baum, die Überlebenden der Seuche hatten offenbar alles zu Brennholz verarbeitet. Ausgebrannte Autos und Barrikaden blockierten ganze Straßenzüge. Die wenigen Menschen, die sich dahinter verschanzt hatten, versuchten verzweifelt, die Untoten, oder was auch immer sie waren, abzuwehren, von denen sie in Rudeln angegriffen wurden. Auf dem Petersplatz campierten immer noch Hunderttausende. Peter konnte sie singen hören. Der Rest der Stadt, soweit er durch den Dunst aus Rauch und Feuchtigkeit sehen konnte, war menschenleer. Nur hier und da erkannte er kleine Gruppen, die sich eilig auf den Petersplatz zubewegten, immer in der Furcht vor den Untoten, die jederzeit auftauchen konnten.
    »Rom war immer die schönste Stadt der Welt für mich.«
    Sein älteres Ich trat auf die Terrasse und gesellte sich zu ihm. »Kennst du Rom?«
    Peter schüttelte den Kopf. »Nur flüchtig. In meiner Welt hat Nikolas eine Wohnung in der Via Giulia. Aber ich hab ihn da nicht oft besucht.«
    Das zweite Ich wirkte überrascht. »In deiner Welt lebt Nikolas in Rom? Und dann auch noch so nobel?«
    »Er ist Prälat bei der Glaubenskongregation. Ziemlich große Nummer, glaub ich.«
    »Ich fass es nicht!« Das zweite Ich lachte, wurde dann aber gleich wieder ernst. »Entschuldige, aber … der Nikolas, den ich kannte, der in diese Welt gehörte, war ein Killer.«
    »Hast du ihn deswegen getötet?«
    »Nein. Wir haben die letzten dreißig Jahre zusammen verbracht. Ich glaube, dass Gott ihm vergeben hat. Ich jedenfalls habe ihm vergeben.«
    »Und warum hast du ihn dann …?«
    »Weil ein Akt des Bösen die einzige Möglichkeit war, aus dem Zustand der Gnade herausgeschleudert zu werden. Nikolas hat sich für mich geopfert. Sein Dämon ist auf mich übergegangen.«
    Peter sah sein zweites Ich prüfend an. Er wirkte völlig klar und bei Verstand.
    »Dann bist du also sowas Ähnliches wie eine dämonische Zeitbombe?«
    Der andere lachte. »Das hat Nikolas kurz vor
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