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Apocalypsis 3.08 (DEU): Orixàs. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.08 (DEU): Orixàs. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.08 (DEU): Orixàs. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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aber aus und riss die Frau mit sich zu Boden. Sie griff sofort nach seinen Beinen und versuchte weiterhin, ihn zu beißen. Panisch trat Anselmo ihr gegen den Kopf, um sie nur irgendwie auf Abstand zu halten, aber die Frau entwickelte nun eine Beharrlichkeit wie ein Roboter außer Kontrolle. Anselmo rutschte auf dem Boden nach hinten, bis er an das Bettgestellt stieß, rappelte sich hastig auf und kletterte über das Bett mit der Frauenleiche, um nur etwas Abstand zwischen sich und die Frau zu bringen. Er sah, dass sie weiter in seine Richtung über den Boden auf das Bett kroch. Sich aufzurichten, schien ihr nicht möglich zu sein, auch sonst zeigte sie erstaunlich wenig Cleverness. Anselmo schob sie mitsamt dem Bett gegen die Wand und klemmte sie dort ein. Er sah, wie die Frau sich zu befreien versuchte, aber obwohl sie offenbar genug Kraft hatte, ihn festzuhalten, schien sie mit dieser Lage nicht klarzukommen und ackerte sich nur keuchend und unkoordiniert ab. Anselmo machte, dass er rauskam. Als er auf den Flur trat, sah er den Nächsten. Die Gestalt kauerte am Boden und fraß am Gesicht einer anderen Leiche. Ein Mann. Er biss einfach hinein und riss große Stücke heraus, ohne Anselmo zu bemerken. Anselmo hätte bequem an ihm vorbeigehen und verschwinden können, aber er kam nicht vom Fleck, starrte nur auf diesen Albtraum vor ihm. Bis hinter ihm ein Schuss losging, und der Mann auf dem Boden von einem Kopfschuss zurückgeschleudert wurde und wild mit den Beinen zuckte. Anselmo wirbelte herum und sah zwei junge israelische Soldaten mit Sturmgewehren. Sie feuerten noch eine ganze Salve auf den Mann am Boden ab, dann war Ruhe. Der eine der beiden Soldaten richtete das Gewehr auf Anselmo und schrie etwas auf Hebräisch. Anselmo hob die Hände.
    »Bitte nicht schießen! Ich bin okay! Nicht schießen!«
    Das schien den Soldaten zu genügen. Sie schrien ihm etwas zu und deuteten in Richtung Ausgang. Dann bewegten sie sich in Gefechtstempo weiter vor, und Anselm rannte los.
    Immer noch unter Schock, immer noch ohne die geringste Idee, was in dem Krankhaus überhaupt passiert war, stürzte er mit den letzten Flüchtenden aus dem Gebäude. Über dem Dach kreisten zwei Hubschrauber. Aus zahlreichen Lautsprechern plärrten Kommandos auf Hebräisch, von allen Seiten rasten weitere Rettungs- und Armeefahrzeuge heran. Anselmo rannte einfach weiter, den Mount Scopus hinab, bis er auf einer kleinen Straßenkreuzung kraftlos zusammensackte. Wimmernd, keuchend, weinend und betend kniete er am Boden, während der Schock langsam von ihm abfloss und nur Kälte zurückließ. Er zitterte. Als er ein Motorrad in der Nähe hörte, das ihn mit seinem Scheinwerferlicht streifte und auf ihn zuhielt, kehrte die Panik zurück. Er sprang auf und wollte weglaufen.
    »Eh, Anselmo! Bleib stehen!«

XXXIX
    22. Juli 2011, Ny-London, Insel Spitzbergen
    V on der ehemaligen Marmormine am Forlandsund waren nur noch zwei verfallene Bergarbeiterhäuschen und einige rostige Maschinenteile auf dem felsigen und inzwischen fast schneefreien Grund zu erkennen. Zu allen Seiten umgaben graue Berge das kleine Endmoränenplateau, rundgeschliffen von den Gletschern der Eiszeit. Im Winter war dies eine reine Eislandschaft, jetzt, im arktischen Sommer, schafften es nur Moose und Flechten, die sonnigen Stellen auf den Felsen und dem Geröll ringsum zu erobern. Ein rauer, toter Ort, die Luft immer noch so kalt, dass Nakashima seinen Daunenparka brauchte. Warm eingepackt stand er auf einem kleinen Hügel mit Blick auf den Sund, genoss das magische Licht der arktischen Sommernacht und gab sich für einen kurzen Moment der Illusion hin, dass die Zeit einfach anhalten würde. Dass alles genau so bleiben würde wie jetzt gerade in diesem Augenblick, wie eingefroren. Ein schöner Gedanke. Ein altes Haiku von Kobayashi Issa ging ihm durch den Kopf und verstärkte das Gefühl von Einsamkeit.
    Der Schnee ist geschmolzen.
    Das Dorf läuft über
    von Kindern.
    Er wusste nicht, warum ihm gerade dieses Haiku einfiel. Weder an diesem Ort noch in seinem Leben gab es Kinder. Aber das alte Gedicht ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und löste ein Gefühl aus, dass Nakashima nur noch sehr selten empfand, das ihn aber sofort an seinen strengen Vater erinnerte: Scham. Nakashima beschloss, das Haiku später zu tuschen, immer wieder. So lange, bis diese Scham, einen zu hohen Preis bezahlt zu haben, nachließ.
    Sein Funkgerät knackte. Ein Mann in einem roten Daunenparka winkte ihm vom Eingang
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