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Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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damit, alles komisch zu finden und seine weißlichen Hände in einer Art wohligem Dämmerzustand zu betrachten, als seien sie gerade neu zu seinem Körper hinzugekommen. Alles sehr komisch … Er kicherte leise. Er verstand, dass die Injektion mehr als ein Schmerzmittel gewesen sein musste, aber das war ihm egal. Hauptsache keine Schmerzen und keine Übelkeit mehr. Auch Nikolas schien es besser zu gehen, obwohl der Ausschlag sich inzwischen über sein ganzes Gesicht ausgebreitet hatte. Er sah aus, wie von einer Art weißer, faseriger Flechte überwuchert.
    Und du wirst bestimmt genauso aussehen.
    Es dämmerte bereits, als sie auf einem kleinen Flugplatz in Kroatien landeten und in einen Helikopter umstiegen. So viel bekam Peter mit. Die Benommenheit der letzten Stunden riss auf wie ein sprödes Gewebe, ließ klarere Gedanken hereinwehen wie eine frische Brise. Nur das Sprechen fiel schwer. Peter ließ sich von einem Mann im Overall anschnallen wie ein Baby und lächelte Nikolas dabei an.
    Dein Bruder, der Mörder. Dein Bruder, der Verräter.
    »Wir werden. Sterben. Ist dir das klar, Niko?«
    Jeder Satz ein Berg, den man erklimmen musste.
    »Ja. Aber wir werden auferstehen«, sagte Nikolas schleppend. »Es ist Gottes Wille.«
    »Fick dich. Das war. Nicht der Plan. Er hat. Uns reingelegt.«
    Der Helikopter flog in niedriger Höhe durch die Dunkelheit, durch tiefe Schwärze. Aber wenn er den Kopf ans Fenster presste, konnte Peter im zuckenden Schein des Kollisionswarnlichts unter dem Rumpf das Meer sehen. Das Mittelmeer. Ellens Grab. Peter setzte sich wieder aufrecht hin und sah Nikolas an. Er musste sich konzentrieren und mehrfach neu ansetzen, bis er einen Satz herauswuchten konnte.
    »Welche. Rolle hatte Ellen. In diesem Spiel?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    Wieder konzentrieren. Kraft sammeln.
    »Würde. Ich sonst fragen?«
    Nikolas sah kurz hinüber zu Raymond, der unbewegt auf der anderen Seite des Ganges saß. Der Tesserakt lag auf dem Sitz vor ihm, als sei er nichts weiter als ein Gepäckstück.
    Kein Wunder. Er ist ja jetzt auch leer. Und was immer sich in ihm befunden hat – es steckt jetzt in dir. Du bist der neue Tesserakt.
    Kein lustiger Gedanke, diesmal. Einfach nur eine Tatsache. Wie die Tatsache, dass sie sterben würden.
    »Er hat Ellen für dich ausgesucht.«
    »Raymond? Er ist doch nur ein …«
    »Er ist, was er ist. Er beobachtet uns schon, seit wir klein sind. Ellen wurde für dich ausgesucht und hatte nur eine einzige Bestimmung: regelmäßig Bericht zu erstatten.«
    Peter dachte gründlich über das nach, was Nikolas gesagt hatte, wälzte die Sätze hin und her, knetete sie, rupfte sie auseinander und setzte sie wieder zusammen. Die Antwort blieb die gleiche. Man musste sie nur aussprechen.
    »Unmöglich! Sie hat. Mich geliebt.«
    Nikolas beugte sich vor. »Stell es dir wie eine Gehirnwäsche vor, nur absolut perfekt. Du spürst den Dämon kaum, aber er ist immer da und lenkt dich, als ob es dein eigener Wille wäre.«
    Aha.
    »Aha. Und wer. Hat über dich. Bericht erstattet? Oder übernimmt das bei dir. Dein Dämon gleich mit? Weil du. Ans Zölibat gebunden bist?«
    Nikolas sah Peter nur an. »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Wer hätte. Das gedacht.«
    Konzentrier dich nur auf dein Ziel. Lass dich nicht ablenken. Du musst nicht sterben. Was geöffnet wurde, kann wieder verschlossen werden.
    Überrascht stellte Peter fest, dass ihn Nikolas’ Erklärung über Ellen nicht sonderlich erschütterte, selbst falls es der Wahrheit entsprach. Er empfand Schmerz über ihren Tod, natürlich, aber inzwischen gedämpft durch eine Frage und die Erinnerung an einen flüchtigen Kuss und ein Gesicht mit grünen Augen.
    Hast du Ellen denn geliebt? Oder hast du nicht dein ganzes Leben auf Maria gewartet?
    Durch das Kabinenfenster konnte Peter nun die Lagune von Venedig erkennen, die Perlenschnüre der hell erleuchteten Strandbäder und das kupferfarben leuchtende Netz von Venedigs Kanälen und Straßen. Kurz darauf setzte der Helikopter auf einer achteckigen Betonplattform vor einer Laguneninsel auf.
    Niemand wird zurückgelassen.
    Wieder wurden sie von zwei Männern in weißen Schutzoveralls erwartet, die den Tesserakt aus dem Hubschrauber holten und forttrugen.
    »Wo sind wir?«, fragte Peter, als er auf die Betonplattform trat und sich umsah. Nicht weit entfernt konnte er im Dunkeln die Silhouette eines verfallenen Gebäudes ausmachen. Er fühlte sich inzwischen klarer im Kopf, trotz der
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