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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU)
Autoren: Mario Giordano
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dass er den Mann, dem er folgte, kurz vor seinem Ziel einholen würde.
    Der Orden hat dich gelehrt, deinen Hass zu verbergen. Es war noch nicht einmal schwer gewesen. Jeder, der dich in deiner weltlichen Maske kennen lernt, lobt deine Freundlichkeit, deine Bescheidenheit, deine Hilfsbereitschaft, manchmal sogar deinen Charme. All dies hat dich der Orden gelehrt. Alles, was du weißt und bist, verdankst du dem Orden. Und nun ist die Zeit gekommen, dem heiligen Orden Dank zu erweisen und zu helfen, das große Werk zu vollstrecken.
    Die Zeit des Lichts ist gekommen.
    Rechts hinter dem Gerichtspalast erstreckten sich die vatikanischen Gärten mit dem Gebäude der Zivilverwaltung des Vatikans. Nikolas sah, dass der Privatsekretär jedoch links an der Kirche Santo Stefane degli Abissini vorbeieilte, und beschleunigte nun seinen Schritt. Er erreichte den Mann wie geplant kurz vor dem helicopterum portum , dem päpstlichen Hubschrauberlandeplatz, den Papst Paul VI. 1976 hatte anlegen lassen. Die Sikorsky H-3D »Sea King« stand startbereit auf der Stahlbetonplatte an der Nordmauer des Vatikans. Der Privatsekretär bedeutete dem Piloten noch im Gehen, dass er das Triebwerk starten solle, als ihn Nikolas von hinten rief.
    »Monsignore! Einen Augenblick bitte!«
    Der Privatsekretär wandte sich um. Nikolas genoss den genervten Gesichtsausdruck des Mannes, der sich offensichtlich über den unbekannten Priester ärgerte, der ihn von seiner dringenden Mission abhielt.
    Bereite dich vor. Zügle dein Gemüt. Schmerz sollst du säen, und Licht wirst du ernten. Dein ist das Reich und das Licht und die Herrlichkeit.
    »Was gibt es denn noch?« Der Privatsekretär wirkte gereizt und ungehalten.
    »Im Namen des Lichts«, sagte Nikolas sanft, als er die Machete aus der Soutane zog und dem Privatsekretär mit einer einzigen geübten Bewegung in den Kopf hackte.
    Das Gesicht des Priesters platzte auf wie eine reife Mango. Sein Blut spritzte auf Nikolas’ Soutane, als er röchelnd zu Boden sackte. Nikolas schlug erneut zu.
    Und nochmal.
    Und nochmal.
    Und nochmal.
    Bis auch der Kopf des inzwischen leblosen Mannes aufplatzte wie eine Melone und sein Blut und sein Gehirn über den Hubschrauberlandeplatz spritzten.
    Die Machete ist scharf, schon ein einziger Schnitt kann tödlich sein. Aber nicht elegant sollst du töten. Schmerz sollst du säen. Bei deinen Opfern sowie bei denen, die sie betrauern. Denn erst der Schmerz bereitet dem Licht den Weg.
    Nikolas hörte den angeschnallten Hubschrauberpiloten schreien und sah auf. Der Pilot versuchte panisch, sich von den Gurten zu befreien. Er trug einen Pilotenhelm und brüllte etwas auf Italienisch in sein Mikrofon. Ohne Hast ging Nikolas mit der blutigen Machete um die Maschine herum und erledigte den Mann noch auf seinem Pilotensitz mit einem Hieb, der ihn fast köpfte. Sein Blut spritzte innen an die Plexiglaskanzel. Dann war Ruhe.
    Nikolas wandte sich wieder dem Privatsekretär zu, der in einer Blutlache lag, die langsam in seine Soutane sickerte. Er durchsuchte die Taschen der Soutane, fand den Brief mit der päpstlichen Handschrift und steckte ihn ein. Um seine Fingerabdrücke kümmerte er sich nicht. Dann zog er rasch seine eigene Soutane aus, warf sie zusammen mit der Machete achtlos auf die Leiche des Privatsekretärs, wischte sich die Hände und das Gesicht mit zwei Erfrischungstüchern ab, die er ebenfalls dazu warf und entfernte sich rasch in Richtung Rosengarten.

VI
    1. Mai 2011, Castel Sant’Angelo, Rom
    D er Passetto di Borgo , ein achthundert Meter langer Fluchtgang, verband den Vatikan mit dem Castel Sant’Angelo, der Engelsburg, der Festung der Päpste. Nach außen eine gewöhnliche Mauer, barg der Passetto einen schmalen Gang, der durch die Jahrhunderte hinweg etlichen Päpsten die Flucht in die päpstliche Schutzburg ermöglicht hatte – oder eine diskrete Art, ungesehen zu ihren Mätressen zu gelangen, die sie bereits in den üppig ausgestalteten Salons der Engelsburg erwartet hatten.
    Der Passetto verließ den Vatikan an der Via dei Corridori, folgte dem Borgo Sant’Angelo, überquerte das römische Verkehrchaos an der Piazza Pia, übersprang die Festungsmauer der Engelsburg und stieß schließlich in den nordwestlichen Eckturm der abweisenden Trutzburg, die ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Hadrian erbaut worden war.
    Ein paar Mal im Jahr wurde der Passetto inzwischen auch für Touristen geöffnet. Ansonsten verwahrte die Schweizergarde die Schlüssel zu den
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