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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3
Autoren: H Carter
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schleuderte sie gegen die Wand. Glassplitter sirrten um meinen Kopf. Mit verzerrtem Gesicht rammte er die Fäuste gegen die Wand und brüllte.
    Das Zimmer war ein einziges Schlachtfeld. Trümmer, wohin man blickte!
    »Emma! So tu doch etwas!«, rief Laura.
    Ich trat in den Raum auf ihn zu und knallte die Tür zu.
    In dem Moment, als das Geräusch verhallt war, stand Derek still. Leicht torkelnd, da er versuchte, das verletzte Bein nicht mehr zu belasten. Schwitzend. Schwer atmend. Aus zahlreichen oberflächlichen Wunden blutend sah er mich gequält an. »Stimmt es?«
    Ich schwieg.
    »Ob es stimmt, will ich wissen!«, donnerte es über mich hinweg.
    »Ja. Ja, es stimmt. Er ist tot!« Stieß ich ihm entgegen. Atemlos.
    Ein Beben lief durch seinen Körper. Erfasste seinen Kopf, Arme, Beine, Oberkörper. Seine Lider begannen zu flattern und ich fürchtete, er würde jeden Moment kollabieren. Sein Kopf bewegte sich wie suchend hin und her. Dann rutschte er plötzlich zu Boden. Hielt sich noch an der Bettdecke fest, die mittlerweile blutverschmiert war, und zog diese mit sich. So saß er in den Trümmern, die vor wenigen Minuten noch ein hübsches Zimmer gewesen waren.
    Ich kroch zu ihm hin und wusste doch, dass er sich in einer anderen Szene aufhielt. Wusste, dass er jetzt genau das vor sich sah, was ich seit jenem Abend mit mir rumschleppte. Das Bild von Jay in seinem Haus. Den Polizisten an der Tür. Dem Moment, als dieser sich noch einmal umblickte und die Pistole in Jays Rücken erkannte. Der Moment, als um uns herum die Hölle losbrach.
    »Derek ...«, wisperte ich, die Tränen zurückhaltend, und drückte seinen Kopf gegen meine Schulter. Er hob sein Gesicht zu mir auf und ich sah all die Verzweiflung, den Schmerz, das Nichtverstehen in ihnen, das auch mich quälte.
    »Aber das kann nicht sein«, stammelte er. »Er ...« Dann starrte er wieder vor sich hin.
    Vorsichtig, als habe er sich plötzlich in kostbarstes Porzellan verwandelt, legte ich meine Arme um ihn und hielt ihn fest. Wir saßen am Boden, gegen das Bett gelehnt und schwiegen. Die Sonne ging auf und brachte den Schnee zum Funkeln. So wie in jenem Moment, als ich Derek mit dem Hund Bo hatte spielen sehen.
    Damals ... Als alles noch wie ein großes, gutes Spiel erschienen war, wo niemand zu Schaden kam, als ein paar durch Zockerei und Betrügerei zu viel Geld gekommene Banker.
    Alles Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Irgendwann hatte ich die Bettdecke über Derek und mich gezogen, mit ihm gesessen und gewartet, bis ich merkte, dass ich auf die Toilette musste.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte ich und küsste ihn auf die Schläfe. Dann ging ich hinaus. Tammy, John und Laura saßen auf der Treppe. Sie hatten neuen Tee und heile Tassen, und boten mir auch welchen an.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Laura. »Ich wusste doch nicht, dass ... oh ...«
    »Wir konnten es ihm noch nicht sagen«, erläuterte John. »Es ging ihm noch zu schlecht.«
    »Soll ich Dr. Scott rufen?«, fragte Tammy.
    »Warte noch. Im Moment hätte es eh keinen Sinn.«
    »Sie müssen wirklich gute Freunde gewesen sein«, sagte Laura plötzlich versonnen.
    »Ja. Sehr gute Freunde«, erwiderte John und sandte mir einen stechenden Blick.
    Da schaute Laura auf. Ihr Blick wanderte von John zu mir. Bei mir angekommen wurde er fragend. »Was heißt das?«, wollte sie wissen. »Emma, sag mir, was das heißt!«
    »Herrgott! Was wird es wohl heißen«, sagte ich ungeduldig.
    Laura wandte sich hilfesuchend an Tammy, doch die ließ nur den Kopf sinken und rührte intensiv in ihrem Tee.
    »Aber ... aber ich dachte ... du und Derek ... Ich meine. Das hat jeder gesagt. Aber Jay ... und Derek ...«
    Sie war die Heilige in dieser grotesken Situation. Nicht ich.
    Ich ging auf die Toilette.
    Als ich zurückkam, saßen die drei unverändert auf der Treppe.
    »Jeder sagte, Derek und du ...«, schien sie den gleichen Gedanken ständig zu wiederholen und nur ab und zu laut auszusprechen.
    Wortlos ging ich zu Derek zurück und setzte mich wieder zu ihm auf den Boden.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als er versuchte, aufzustehen. Ich schob ihn auf das Bett und deckte ihn zu. Als ich mich aufrichtete, sagte er mit leiser Stimme: »Geh nicht. Bleib hier!« Dabei hob er seine Decke etwas an.
    Ich verstand das Zeichen und kuschelte mich an ihn.
    »Erzähl mir, wie es geschehen ist.«
    »Nein. Ein andermal«, wehrte ich ab.
    »Nein, ich will es jetzt wissen. Ich werde sonst verrückt. Verstehst
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