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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3
Autoren: H Carter
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Sekunde länger, nicht nackt an seinem nackten Körper zu liegen.
    »Oh Gott ...«, stöhnte er in mein Haar, als würde ihm jetzt erst bewusst, was uns beiden entgangen war. Was wir uns angetan hatten, unfähig zu erkennen, was doch so deutlich vor uns stand.
    Ich küsste ihn, wie ich nie zuvor einen Mann geküsst hatte. Mit einer Leidenschaft, einer Sehnsucht, die ich selbst für unmöglich gehalten hätte, nach all den Männern, die ich gehabt hatte. Nach all der Sicherheit, die mich durch mein Leben trug, dass es keinen gab, den ich für immer besitzen wollte.
    Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als Derek sich von mir löste. Mein Gesicht noch immer zwischen seinen Händen, sah er auf mich herab und sein Lächeln wandelte sich in ein breites Grinsen.
    »Ich muss immer noch auf’s Klo ...«
    »Schon klar«, sagte ich und führte ihn langsam, Schritt für Schritt, zur Gästetoilette.
    »Geht es?«, wollte John wissen, und ich nickte ihm zu. Dann schloss ich die Tür hinter Derek, blieb aber stehen, denn ich wollte gleich bei ihm sein, wenn er meine Hilfe brauchen sollte. Ich traute seinem Kreislauf nicht und war mir auch nicht sicher, ob er nicht zu entkräftet war, um sich schon wieder so lange auf den Beinen zu halten.
    Nachdem er fertig war, half ich ihm nach oben, wo Tammy ihm eines der kleinen Schlafzimmer gerichtet hatte. Mit letzter Kraft schaffte er es in das hübsche, gemütliche Bett.
    »Ich gehe runter und hole dir etwas zu essen, okay?«
    Er saß aufrecht gegen die Wand gelehnt und nickte mir erschöpft zu. Bereits im Gang, hörte ich seine Stimme, die mich nochmals rief: »Emma?«
    Ich lief zurück. »Ja?«
    »Denkst du, sie kriegen uns?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe von John ein Handy. Damit werde ich George anrufen und hören, was er meint.«
    Im gleichen Moment, ich hatte den Satz noch nicht beendet, stemmte Derek sich nach vorn. »Nein! Auf keinen Fall George! Wir können ihm nicht trauen!« Er stieß seine Worte mit solcher Abscheu aus, dass mir angst und bange wurde.
    »Er ist dein Vater!«, mahnte ich verblüfft.
    »Ja und? Er ist der erste, der die Polizei anruft. Wir brauchen einen anderen.«

Zurück zu ihm!
    »Jemanden aus der Gruppe?«, schlug ich wenig überzeugend vor. Derek schüttelte energisch den Kopf und ich sah, dass sich seine Finger in die Decke krallten. »John und Tammy ... sie sollen dir Lauras Telefonnummer geben. Ruf sie an. Sie wird uns helfen.«
    Mein Herz blieb stehen und meine Gesichtshaut begann zu prickeln. Sie prickelte, bis sie taub wurde. Hatte ich all das mit ihm durchgestanden, um jetzt seine Verlobte anzurufen und hierherzuholen? Diese Umarmung vorhin – hatte ich sie so falsch deuten können? Das konnte doch unmöglich nur Erleichterung und Dankbarkeit eines Mannes gewesen sein, der dem Tod um Haaresbreite von der Schippe gesprungen war ...
    Laura! Wie hatte ich nur so dämlich sein können, sie in meiner Rechnung zu vergessen?
    Okay. Dann galt jetzt, das Pokerface aufzusetzen. Du bist allein, Emma Hunter. Und wenn du dir je etwas anderes eingebildet hast, bist du eine vollkommene Idiotin gewesen. Laura ist die Person, an die er denkt, wenn er Hilfe braucht. Laura – nicht Emma! So sieht es aus! Hör endlich auf, dir etwas vorzumachen. Natürlich hatte Derek sich gefreut, mich zu sehen, überlebt zu haben, noch alle Körperteile in der richtigen Reihenfolge vorgefunden zu haben. Aber das war es dann auch.
    »Ja, okay. Bin gleich wieder da.«
    Es muss niemand sehen, wenn man nicht mehr kann, wenn es nicht mehr geht. Keinen Schritt. Keinen Atemzug. Man schließt die Tür hinter sich und macht ein tapferes Gesicht! So nahm ich mit glasigen Augen meinen Teller vom Tisch, den Tammy bereits gerichtet hatte, füllte ihn mit Essen und sagte dann möglichst tapfer: »Ach, ja. Derek sagte mir, ich solle Laura anrufen. Ihr hättet die Nummer.«
    John und Tammy wechselten düstere Blicke, die ich nicht zu deuten vermochte und auch gar nicht deuten wollte. John holte Luft und stand auf. Mit dem Rücken zu mir notierte er etwas und gab mir dann den Zettel zusammen mit dem Handy. »Das Gerät ist sauber. Wenn ihr mit Laura gesprochen habt, werde ich es vernichten.«
    So ging ich also, Zettel und Handy gegen den Rand des Tellers gedrückt, die Treppen hinauf. Und auf meinen Weg nach oben fragte ich mich, wieso zur Hölle ich seine Laura anrufen sollte?! Aber was spielte es jetzt noch für eine Rolle, denn momentan fühlte ich mich einfach nur erschöpft.
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