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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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Strähnchen.
    »Ganz wie Sie wollen«, erwiderte Bree höflich.
    »Im Arbeitszimmer hat Probert immer seine kleinen Unterredungen mit Lindsey gehabt. Im Wintergarten hängt sie gewöhnlich mit ihren Freundinnen rum, wenn sie nicht gerade unschuldige Pfadfinderinnen schikaniert.«
    »Kleine Unterredungen?«, hakte Bree nach. Der Ausdruck hatte einen unangenehmen Beigeschmack. Unwillkürlich rieb sie sich die Arme.
    »Lindsey war schon als Kleinkind eine Plage«, stellte Carrie kurz angebunden fest. »Ich habe es meistens Probert überlassen, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Aber jetzt, da er tot ist, muss ich mich natürlich selbst um sie kümmern, nicht wahr? Im Arbeitszimmer hätten Sie vielleicht einen Heimvorteil, das ist alles.« Sie lächelte, ohne dass sich das Lächeln in ihren Augen widerspiegelte.
    »Warum lassen wir das nicht Lindsey entscheiden?«, entgegnete Bree.
    »In Ordnung. Sie ist, glaube ich, gerade draußen am Pool.« Carrie ging voran in den Wintergarten. »Kommen Sie bitte?«
    Bree ließ ihre Aktentasche in der Eingangshalle und folgte Carrie durch den großen, von Sonne durchfluteten Raum hinaus zum Pool. Der blonde Kopf war aus dem Liegestuhl verschwunden. Abgesehen von einer Tragetasche, die verknautscht auf dem Backsteinboden lag, wirkte der Poolbereich leer.
    »Wo ist dieses Kind denn jetzt nur wieder hin?«, murmelte Carrie verärgert. »Sie war doch eben noch hier.«
    Bree ließ den Blick umherschweifen. »Gibt es von hier aus noch einen anderen Weg ins Haus?«
    »Nein.« Carrie zeigte auf den Wintergarten, der die ganze Rückseite des Gebäudes einnahm. »Um irgendwo hinzukommen, hätte sie in der Halle an uns vorbeigemusst.«
    »Dann ist sie ums Haus herumgegangen.« Auf der linken Seite des Gebäudes stand dichtes Buschwerk. Rechts verlief ein Kieselpfad mit Trittsteinen aus Schiefer. Bree folgte dem Pfad, bis sie zur Vorderseite des Hauses kam, wo sie eine schmächtige blonde Gestalt erblickte, die sich gerade in ihr Auto lehnte. Ihr rechter Ellbogen bewegte sich rhythmisch hin und her.
    »Lindsey!«, rief Carrie empört.
    Lindsey richtete sich ruckartig auf. »Ist das Ihre Hündin?«, fragte sie Bree. »Die ist aber toll.« Sie hatte einen abgeschälten Ast in der Hand, der aussah, als stamme er von einer der Weiden neben dem Haus. Lässig warf sie den Ast auf die Erde.
    Bree bückte sich und sah ins Auto. Sascha blickte sie aufmerksam an, mit einem Gesichtsausdruck, der zu besagen schien: »Ich will hier raus.« Da sein Hinterbein immer noch ziemlich empfindlich war, saß er unbeholfen da und rutschte voller Unbehagen auf dem Sitz hin und her.
    »Sieht aus, als hätte sie sich am Bein verletzt«, sagte Lindsey. Sie wischte sich die Hände an ihren hautengen Jeans ab, die so tief saßen, dass vom Bund bis zur Taille eine beträchtliche Menge nackter Haut zu sehen war. Sie war zu mager, und ihr Hals ragte wie der eines kleinen Vogels aus ihrem T-Shirt. Auf der rechten Schulter hatte sie ein Schmetterlingstattoo und einen goldenen Stecker in der Nase. Ihre blauen Augen wirkten clever und wachsam. Die Pupillen waren leicht erweitert.
    Oh, oh, dachte Bree.
    »Es ist ein Er«, verbesserte Bree das Mädchen. »Und er heißt Sascha. Was sein Bein angeht, da hatte er einen Verband, der gerade abgenommen worden ist. Und darüber ist er sehr froh. Nicht wahr, mein Junge?«
    »Sie will aber raus«, meinte Lindsey. »Das merkt man. Wahrscheinlich muss sie pinkeln.« Sie kicherte schrill und warf einen nervösen Blick in Richtung ihrer Mutter.
    »Hätten Sie was dagegen?«, fragte Bree Carrie. Sie wollte Sascha lieber bei sich haben, um ihn im Auge behalten zu können.
    Carrie zuckte die Achseln. »Nicht im Geringsten.«
    Bree öffnete die Beifahrertür, und Sascha hopste aus dem Auto. Mit höflichem Schwanzwedeln begutachtete er Carrie. Besorgt strich ihm Bree mit den Händen übers Fell und suchte nach Stellen, wo ihn dieses unausstehliche Kind mit dem Ast gepiekt hatte.
    »Wir haben schon seit ewigen Zeiten keinen Hund mehr im Haus gehabt«, sagte Carrie. »Seit damals, als wir unseren Irish Setter weggeben mussten.«
    »Ah ja?«, erwiderte Bree. Sie war fest davon überzeugt, dass die Beziehung, die Menschen zu Tieren hatten, eine ganze Menge über diese Menschen verriet. Und was sie bisher gesehen hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht. »Warum das denn?«
    »Er war zu unruhig«, erklärte Carrie. »Ist dauernd von zu Hause weggelaufen. Da haben wir ihn auf einer Farm untergebracht, damit er
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