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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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Trennungen, Verluste und Einsamkeit bei Kindern in den ersten Lebensjahren können dazu führen, dass diese Menschen als Erwachsene besonders sensibel auf kritische Ereignisse im zwischenmenschlichen Bereich reagieren. Diese Ereignisse können die betroffenen Personen seelisch und körperlich derartig in Alarmbereitschaft versetzen, dass daraus eine Depression entsteht. Werden Depressionen nicht entsprechend behandelt, verdoppelt sich bei diesen Patienten das Risiko, herzkrank zu werden. Denn Depressionen verändern die Aktivität von Nerven, indem sie den Herzpuls »starr« werden lassen. Das heißt, die Schwankungsbreite des Pulses wird eingeengt und das Herz in eine leicht erhöhte, starr festgestellte Herzfrequenz gezwungen. Das Herz kann sich nicht mehr an vermehrte Belastungen anpassen oder ausreichend Ruhephasen einlegen.
    Zusätzlich beeinträchtigen seelische Belastungen und Depressionen die Immunabwehrkräfte des Körpers. Selbst bei gesunden Menschen, die an ungewollter Einsamkeit leiden, kann eine Erhöhung des Stresshormons Cortisol nachgewiesen werden, was die verminderte Funktion von Abwehrzellen zur Folge hat. Bei psychischen Belastungen wird jedoch nicht nur die Konzentration von Immunbotenstoffen verändert, sondern auch die Genaktivität in den Zellen des Immunsystems. Dies bewirkt eine Verminderung der Abwehrkräfte gegenüber Erregern, aber auch gegenüber Tumorzellen. Werden Stress und Depression nicht beseitigt, ergeben sich also erhöhte Risiken für schwerwiegende Erkrankungen.
    Demzufolge sind Menschen, die in harmonischen Beziehungen leben und emotional ausgeglichen sind, deutlich weniger krank. Es ist erwiesen, dass sich sogar Haustiere positiv auf unsere Gesundheit auswirken können – auch wenn wir mit Beziehungen hauptsächlich natürlich die Beziehungen unter Menschen meinen.
    Wissenschaftler aus Zürich haben beobachtet, dass Küsse und andere Zärtlichkeiten zwischen Partnern die biologischen Spuren von Stress im Alltag zu mindern halfen. Küssten sich Partner häufig, war die Cortisol-Konzentration im Speichel verringert. Vor allem bei Paaren, die über Stress
im Job klagten, schien der Austausch von Zärtlichkeiten mit dem Partner die beruflichen Probleme auszugleichen.
    Wir wissen also, wie wichtig es ist, zu einem sozialen Netz zu gehören. Deshalb: Gehen Sie unter Menschen. Wenn es geht, sollten die Menschen gut drauf sein. Dieser Anspruch ist natürlich sehr hoch; was Sie aber zum Beispiel bestimmen können, ist, in welcher Gegend Sie wohnen. Manchmal ist es besser, Haus oder Wohnung sind nicht ganz so groß und luxuriös, wenn dafür die Gegend stimmt. Denn auch, wenn Sie nicht jeden zweiten Abend mit den Nachbarn feiern, ist es wichtig, wie die Stimmung ist. Vielleicht haben Sie das auch schon selbst beobachtet: Sie sind in einer fremden Stadt und kommen ganz plötzlich in eine Gegend, in der Sie sich unwohl fühlen. Meistens können Sie gar nicht genau sagen, was es ist. Hier sollten Sie sich auf Ihr Gefühl verlassen: Wenn Sie in einer Gegend wohnen, wo Sie der Nachbar, wenn Sie morgens aus dem Haus kommen, freundlich lächelnd grüßt, kann das schon viel wert sein. Wenn daraus sogar Freundschaften entstehen – umso besser.
    Aber nicht nur das soziale Netz und Zugehörigkeit sind wichtig, sondern auch soziales Engagement kann für Sie, Ihre Zufriedenheit und Ihre Gesundheit wichtig sein. Fragen Sie sich auch manchmal, was Sie für andere tun können? Und vor allem, tun Sie es? Vielleicht haben Sie die Gelegenheit, sich sozial zu engagieren. Engagiert sein können Sie aber nicht nur in Vereinen, sondern auch in Ihren Partnerschaften. Lassen Sie sich berühren, seien Sie offen für den Austausch von Zärtlichkeiten, berühren Sie auch selbst. Und zwar nicht nur Ihren Ehemann, sondern auch Ihre Kinder oder Eltern.
    Wir haben jetzt viel davon gehört, was es heißt, sozial engagiert zu sein und wie sich dieses Engagement auf uns auswirkt. Schauen wir uns das Ganze einmal im Gehirn an. Kann ein Wissenschaftler soziales Engagement im Gehirn sehen und erkennen? Und wie sieht das aus?
    Zellen, die aus Menschen Menschen machen
    Neurophysiologen wie Giacomo Rizzolatti, Leiter einer Forschungsgruppe zum Thema Spiegelneurone an der Universität Parma, identifizierten Hirnzellen, die zur Empathie befähigen. Empathie bedeutet Einfühlungsvermögen: das Vermögen und die Fähigkeit, uns in die Lage eines anderen hineinzuversetzen.
    Durch Forschungen mit Rhesusäffchen im Jahr 1990
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