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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne
Autoren: Berte Bratt
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sie griff nach Evas Hand und drückte sie fest.
    Da hörte sie ein Flüstern an ihrem Ohr: »Mir geht’s genauso, Anne. Wir sind wirklich zwei besondere Hühner!«
    Ja - während seine Mutter und seine Freundin in der Direktionsloge um die Wette heulten, während seines Vaters Gesicht sich ins Dunkel hinein zurückzog, damit niemand es sehen könnte, dirigierte Jess mit sicherer Hand und mit dem Taktstock des Vaters das Vorspiel zu Lotti Hagens Märchenspiel.
    Es wurde ein Erfolg. Es wurde ein entschiedener, unleugbarer Erfolg. Jess mußte sich von der Presse interviewen und zusammen mit Lotti und den Eltern fotografieren lassen - auf das letzte Bild kam auch Anne, verweint und lächelnd und glückselig. Wieder wurde bei Daells zu Hause gefeiert, wieder wurden Reden gehalten, wieder herrschte Freude und Munterkeit.
    Der Silvesterabend kam, dann das Neujahrsfest - Anne wechselte in dieser Zeit zwischen Feiern, Servieraufträgen und Theaterbesuchen hin und her. Sie konnte in das Märchenspiel gehen, wann sie wollte. Und jeden Tag, wenn die Uhr auf siebzehn ging, fiel es ihr furchtbar schwer, stillzusitzen. Sie wurde zum Theater gezogen wie von einem Magneten - nun, der Magnet stand ja auch im Orchestergraben, mit dem Taktstock in der Hand.
    »Stell dir vor, ein ganzes, großes Symphonieorchester dirigieren zu dürfen!« sagte Jess eines Tages. »Es ist herrlich, Geige zu spielen, herrlich, Klavier zu spielen - aber denk dir nur, auf einem solchen Rieseninstrument zu spielen, wie es ein Symphonieorchester ist!«
    »Wart nur ab«, sagte Anne.
    »Natürlich warte ich. Erst muß ich ja mein erstes Auftreten hinter mir haben. Ich finde es ja auch schön, mit dem Orchester zusammen zu spielen. - Aber, Anne, früher oder später werde ich doch ernstlich aufs Dirigentenpult klettern, verstehst du das?« O ja, Anne verstand es.
    Aber nun, nachdem alles vorüber war, hatte Jess seinem Vater hoch und heilig versprechen müssen, nicht mehr zu komponieren, bevor er nicht sein Abitur gemacht hätte. Und was Jess versprach, das hielt er.
    Nun begann das letzte Halbjahr von Annes Schulzeit. Sie hatte aufgehört, in den Gymnasiastenbund zu gehen. Alle ihre Kräfte gehörten jetzt der Schule. Nur die Strickerei am Nachmittag raubte ihr noch etwas Zeit. Aber sie war notwendig. Anne mußte sich anstrengen, um für die Examenszeit Geld zurückzulegen. Denn in den Prüfungswochen konnte sie keine Aufträge mehr übernehmen, da brauchte sie Ruhe zur Arbeit, zur Vorbereitung auf das Examen.
    Außerhalb der Schule sah sie Jess auch jetzt nur wenig. Aber sie hatten eine kleine Geheimsprache miteinander verabredet. Wenn sie sich morgens in der Schule trafen und Jess statt des üblichen »Hallo!« oder »Guten Morgen!« mit Betonung »Bon jour, mademoiselle« rief, so bedeutete das so viel wie: »Anne, ich mag dich so gern!« und die Klassenkameraden wunderten sich, daß Jess so auffällig oft auf französisch »Guten Morgen« sagte.
    Um die Osterzeit erhielt Anne einen Brief von Frau Legard. Die Hausdame auf Aurestua hatte jetzt eine neue Stellung in einem Ferienhotel im Westland angenommen. Sie begann schon Vorbereitungen für die Sommersaison zu treffen. Ob Anne Interesse daran hätte, so fragte sie an, auch in dieser Saison bei ihr eine Stellung anzunehmen?
    Anne schaute in den Atlas, um die Lage des Hotels festzustellen. Und plötzlich schlug ihr Herz vernehmlich: Es lag nur eine halbe Tagereise mit dem Dampfer von Möwenfjord entfernt!
    Postwendend schrieb sie an Frau Legard und nahm das Angebot an. »Was?« rief Jess, als er das hörte. »Du willst auch in diesem Sommer von mir weggehen?«
    Bockig und leicht gekränkt setzte Jess sich hin und schrieb einen Brief an das Hotel. Falls man dort einen gewissenhaften jungen Pianisten benötige, schrieb er, so bewerbe er sich hiermit um diese Stellung.
    Frau Legard hatte schon von dem Erfolg des jungen Komponisten Jess Daell gehört. Ja, so ein Pianist war gerade das Richtige für ihr Privatheim. Sie sprach mit dem Direktor. Und der ließ Jess sofort einen Brief zugehen, in dem er betonte, daß er großen Wert darauf lege, einen so erfolgreichen Musiker für die Saison zu engagieren. Freilich - er benötige außerdem noch einen Violinisten. Ob Jess hier jemanden empfehlen könne.
    Ja, Jess konnte jemanden empfehlen.
    Englische Aufsätze, französische Lektüre, Schillers Gedichte. Neunorwegisch mit Jess und ein paar anderen Mitschülern, deren Kenntnisse schwach waren. Geschichtsaufgaben,
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