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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Autoren: Markus Mayer
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an ihr vorbei nach draußen.
    Die große Frau zog den Kopf ein und betrat die Hütte. Helmin stand an einem Regal neben dem Feuer und kramte bereits allerlei Essbares hervor. Mit trotziger Miene stellte sie Brot, Schinken, Käse und Milch auf den Tisch, dann wendete sie sich dem Topf an der Feuerstelle zu.
    ***
    Etwas unschlüssig, wo sie helfen sollte, sah sich Lavielle um. Sie mochte es nicht, wenn sie nicht wusste, was zu tun war. Sie wusste eigentlich immer, was zu tun war. Sie wusste ganz genau, sie würde ihrem Weggefährten das letzte Geleit geben. Genau deswegen war sie hier.
    Jahrelang hatte sie es vorausgesehen und immer deutlicher gespürt, dass der Moment näher kam. Schon vor Wochen war sie aufgebrochen, immer ihrem Instinkt und ihren Träumen folgend. Und nun sollte sie hier helfen. Nachdem Garock und sie so unerwartet hier hereingeplatzt waren, war das nur recht und billig.
    Entschlossen setzte Lavielle sich in Bewegung. Als Erstes schloss sie leise die Tür zur hinteren Kammer. Ihr Gepäck lag noch immer, wo sie es abgestellt hatte, neben der Tür bei dem riesigen Fellmantel Garocks. Sie öffnete eine Tasche und nahm etwas heraus. Das kleine Päckchen entfaltete sich in ihren schlanken Händen zu einer riesigen hellbraunen Wolldecke. Diese hängte sie so an ein paar hervorstehenden Brettern und Nägeln über das große Loch, das Hrothekaarr hinterlassen hatte, dass kein Spalt mehr zu sehen war.
    Augenblicklich wurde es in der Hütte dunkler und man konnte die Wärme des Feuers wieder spüren. Die alte Frau drehte sich verwundert um, denn es zog kein Lüftchen an der Decke vorbei. Sie bewegte sich nicht einmal.
    Die schöne Heilerin legte nun auch ihren Mantel ab. Wieder griff sie in ihre Tasche und kramte die letzten Reste ihrer Wegzehrung hervor. Es war zwar nur noch eine Hälfte der heiligen Frucht übrig, aber immerhin war es eine der heiligen Früchte. Ihre Schwestern hatte sie extra für sie gesammelt. Sie hielten sich zu dieser Jahreszeit sehr lange, waren ideal für lange Reisen und bekannt für ihren süßen Geschmack, zumindest da, wo sie herkam.
    Sie arrangierte die Frucht mit den anderen Speisen auf dem Tisch und blickte sich schließlich wieder in der Hütte um, in der Hoffnung noch weitere Sitzgelegenheiten zu finden. Ein kleines Fass und ein paar gestapelte Holzscheite, die sie mit Säcken polsterte, würden den Zweck erfüllen.
    Als sie sich gerade der Frau zuwandte, um nach Essbrettern zu fragen, hielt diese ihr schon welche hin.
    ***
    Es war eine Schande, wie Hrothekaarr aussah. Das wunderschöne Tier hatte bestimmt tagelang nichts gefressen. Aber ‚Wie der Herr, so die Mär‘.
    Sein toter Freund hatte auch nie auf sich achtgegeben, immer nur auf andere. Er hatte Leib und Leben anderer immer über das eigene gestellt.
    Garock war nun mit dem Trocknen des Felles fertig. Der Kleine war ihm keine große Hilfe. Er hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, um sich überhaupt an das Pferd heran zutrauen. Seine Bürstbewegungen waren zu zaghaft und zu steif, um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen. Er sprach nicht einmal mit ihm. So konnte das nichts werden.
    »So, Hrothekaarr, jetzt schaue ich mir deine Hufe an.«
    Das Pferd verstand jeden der brummenden Laute, im Gegensatz zu Moakin, der nur kurz und ängstlich zuckte. Langsam hob das Tier das rechte Hinterbein an und hielt es ruhig. Garock brauchte den Huf nicht einmal zu berühren. Kritisch schaute er sich diesen und die anderen Drei an. Er nickte zufrieden und tätschelte den Hals des Hengstes. Dann drehte er sich zu Moakin um und beobachtete ihn aus nächster Nähe.
    Der Junge hatte nun endlich seine Angst überwunden, aber weit war er noch nicht gekommen. Als er die Blicke des Giganten in seinem Nacken spürte, drehte er sich unsicher um. Er schien Schläge zu erwarten. Garock sprach nicht gerne mit Menschen und schon gar nicht diesen Bauerndialekt aus dem Norden. Er streckte seine riesige Hand aus und formte trotzdem Worte: »Frisches Wasser.«
    Der Knabe zuckte wieder kurz zusammen und begriff nicht gleich, was der Riese wollte. Schließlich legte er Garock die Bürste in die Hand und rannte den Hügel hinunter zum Bach. Nach einigen Schritten blieb er wieder stehen und rannte zurück zur Hütte. Der Hüne hielt ihm bereits den Holzeimer entgegen.
    Moakin lächelte dümmlich und nahm den Eimer wie ein rohes Ei aus der riesigen Hand, dann rannte er wieder los. Garock sah ihm nach. Er musste lächeln, was eher wie ein grimmiges
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