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Ankunft Der Woelfe

Ankunft Der Woelfe

Titel: Ankunft Der Woelfe
Autoren: Mo , Sue Twin
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aufgab und sich mit einem geschickten Sprung entzog. Der Sieger thronte mit erhobenem Haupt auf dem Felsen.
    Alexander nahm zwei Finger an den Mund und pfiff nach seinen Hunden Bella und Gull. »Hey, ihr zwei, wir müssen zurück«, rief er.
    Bella, die Schäferhündin, trabte gehorsam näher und hechelte erwartungsvoll. Er klopfte ihr liebevoll den Rücken, richtete sich wieder auf und blickte suchend zum Nadelwald.
    »Gull«, rief er. »Gull, wo steckst du?«
    Der Hund jaulte irgendwo in den Tiefen des Canyons.
    Eigenwilliger Dickschädel, dachte er ärgerlich, der Hund war wie immer zu weit gelaufen. »Seagull«, rief er lauter und energischer.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit und weiteren, vom Echo gefolgten Rufen raschelte es endlich im Gebüsch. Gull schoss hechelnd hervor. In seinem Fell hingen kleine Äste, Dornen und ockerfarbener Sand. Der Border Collie warf sich schwanzwedelnd auf den Boden, wälzte sich mit freudigem Gejaule und sah ihn aus eisblauen Möwenaugen an. Alexander klopfte ihm den Rücken und zupfte ein paar Kletten aus dem Fell.
    »So, ihr zwei, bleibt schön an meiner Seite«, befahl er. »Ich will nicht, dass sich der verrückte Yago wieder über euch beschwert. Auf geht‘s, zurück zum Dorf!«
    Die Morgensonne fiel schräg in den Canyon. Eine Eidechse sonnte sich auf einem roten Felsen. Der Weg führte vorbei an Apfelbeerbüschen, Beifuß und Hasenpinsel. Gull schnappte sich den armdicken, trockenen Ast einer mexikanischen Steinkiefer, warf ihn vor Alexanders Füße und bettelte fröhlich mit seiner schwarz-weiß getupften Rute.
    »Hast du dich noch nicht genug ausgetobt?«, fragte Alexander lachend, nahm den Ast und warf ihn ein paar Meter vor sich auf den Weg. Die Hunde schossen vorwärts, sodass der rote Sand aufstob. Sie verbissen sich an beiden Enden des Holzes, zerrten, knurrten und zogen, bis er sie weiterscheuchte und den Ast erneut warf.
    Am Dorfeingang stoppte er das Spiel, indem er mit einem Fuß auf den Stock trat. »Jetzt ist es genug. Gull, Bella, hier geblieben!« Er klopfte sich zur Bekräftigung auf den Oberschenkel, um zu zeigen, dass die Hunde ganz nah bei ihm laufen sollten.
    Bella stupste ihn freundlich mit der Schnauze an, doch Gull folgte nur langsam und widerstrebend. Alexander schaute nach rechts und links und wieder nach rechts, doch von dem verrückten Yago war nichts zu sehen. Am Dorfeingang fand er jedoch eine Holzkiste. Darin lagen ockerfarbene Tierkeramiken und Steine mit geritzten Bildern, die wie alte Petroglyphen aussahen. Yago musste also doch schon heute Morgen hier gewesen sein.
    Die Navajos fuhren für gewöhnlich ihre Ware zum Parkplatz des Naturparks und boten sie dort den Touristen feil. Nur Yago lungerte meist am Dorfeingang herum. Die Sozialarbeiter hatten erzählt, der wettergegerbte, spindeldürre Mexikaner sei irgendwann aufgetaucht und geblieben. Aus dem Dorf sei er nicht.
    Neugierig beugte Alexander sich über die Kiste, nahm einzelne Figuren und Steine in die Hand und musterte sie. Die Holzpüppchen waren den indianischen Totems nachempfunden. Er betrachtete eine zum Pfahl geschnitzte menschliche Figur mit einem Wolfskopf, eine weitere mit den Schwingen und Krallen eines Adlers sowie eine schwangere Ureinwohnerin, in deren Bauchhöhle zwei Coyoten lagen. Kopfschüttelnd legte er die Figuren zurück.
    Plötzlich tauchte Yago vor ihm wie aus dem Nichts auf, gestikulierte wild mit den Armen und rief etwas in seiner Landessprache. Alexander zog fragend die Schultern hoch, denn er verstand kein Spanisch.
    »Monstruo«, rief Yago immer wieder und trat gegen die Kiste.
    Alexander hatte nicht die Absicht zu streiten und ermahnte die Hunde zum Weitergehen. Doch Yago zog schreiend die Figur mit dem Wolfskopf aus der Kiste und streckte sie ihm entgegen. Mit der freien, vernarbten Hand packte Yago ihn schließlich am Ärmel, bleckte seine gelben Zähne und spuckte durch eine Zahnlücke klebrigen schwarzen Kautabak-Sud auf den staubigen Boden.
    Erneut schüttelte Alexander den Kopf und zeigte seine leeren Hosentaschen.
    Yago bekreuzigte sich, schmiss die Figur zurück. Dann tanzte er mit ungelenken, zuckenden Bewegungen und wirbelte Staub auf. Doch plötzlich stoppte er, klemmte die Kiste unter den Arm und rannte mit den Figuren fort, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Erleichtert ging Alexander zu dem langen, zweistöckigen Holzhaus, in dem die Sozialarbeiter und Ärzte untergebracht waren. Was auch immer Yago von ihm gewollt hatte, der Mann war
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