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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
Autoren: Laurell K. Hamilton
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das Kaschieren gelingt.«
     
    Das Ding um meinen Hals sah aus wie ein Hundehalsband mit dem größten Anstecksträußchen der Welt. An meinem Hals waren Bänder gesprossen wie Pilze nach einem Regenguss. Es war schrecklich, und keine noch so gute Frisur würde daran etwas ändern. Aber es verdeckte die Narbe, und zwar vollständig. Ta-da.
     
    Ich schüttelte nur den Kopf. Was sollte ich sagen? Mrs Cassidy nahm mein Schweigen als Zustimmung. Sie hätte es besser wissen sollen. Das Telefon klingelte und rettete uns beide. »Nur eine Minute, Ms Blake.« Sie stelzte davon, und ihre hohen Absätze erzeugten auf dem dicken Teppich keinen Laut.
    Ich betrachtete mich im Spiegel. Haar und Augen passen bei mir zusammen, das Haar schwarz, die Augen so dunkelbraun, dass sie nahezu schwarz aussehen. Ich habe sie von meiner südländischen Mutter. Aber meine Haut ist blass, das ist das germanische Erbe meines Vaters. Ein bisschen Schminke im Gesicht, und ich sehe aus wie eine Chinapuppe. Ein rosa Puffärmelkleid, und ich sehe zart, niedlich, zierlich aus. Zum Teufel damit.
     
    Die übrigen Brautjungfern waren alle mindestens einssiebzig groß. Vielleicht würden einige in dem Kleid sogar gut aussehen. Ich bezweifelte es. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, trugen wir alle Reifröcke darunter. Ich kam mir vor wie bei »Vom Winde verweht« ausgemustert.
     
    »Na bitte, Sie sehen doch reizend aus.« Mrs Cassidy war zurückgekehrt. Sie strahlte mich an. »Ich sehe aus wie in Himbeersirup getaucht.« Ihr Lächeln zog sich etwas zurück. Sie schluckte. »Es gefällt Ihnen nicht.« Ihre Stimme klang sehr steif.
     
    Elsie Markowitz kam aus den Ankleidezimmern. Kasey schlenderte mürrisch hinter ihr her. Ich wusste, wie sie sich fühlte. »Oh, Anita«, sagte Elsie, »Sie sehen allerliebst aus.«
     
    Allerliebst. Großartig, genau, was ich hören wollte. »Und diese schönen Schleifen am Hals. Das werden wir alle tragen, wissen Sie.« »Das tut mir Leid«, sagte ich. Sie blickte mich stirnrunzelnd an. »Ich finde, es unterstreicht einfach das Kleid.« Nun war es an mir, die Stirn zu runzeln. »Das meinen Sie ernst, oder?«
     
    Elsie sah verwirrt aus. »Aber natürlich meine ich das ernst. Gefallen Ihnen die Kleider nicht?«
     
    Ich beschloss, nicht zu antworten, weil ich sonst vielleicht jemanden verärgerte. Ich meine, was kann man anderes von einer Frau erwarten, die einen so perfekten Vornamen wie Elizabeth hat und lieber wie eine Kuh genannt wird?
     
    »Ist das die absolut letzte Möglichkeit, es zu kaschieren, Mrs Cassidy?«, fragte ich.
     
    Sie nickte, einmal und sehr bestimmt.
     
    Ich seufzte, sie lächelte. Der Sieg war ihrer, und sie wusste es. Ich hatte meine Niederlage schon geahnt, als ich nur das Kleid gesehen hatte, aber wenigstens wollte ich jemanden dafür büßen lassen. »Also gut. Einverstanden. Es bleibt so. Ich werde es tragen.«
     
    Mrs Cassidy strahlte mich an. Elsie lächelte. Kasey grinste spöttisch. Ich hob den Reifrock bis zu den Knien hoch und verließ das Podest. Der Rock schwang wie eine Glocke, mit mir als Klöppel.
     
    Das Telefon klingelte. Mrs Cassidy ging zum Apparat, mit munterem Schritt, einem Lied im Herzen und dem Bewusstsein, dass ich gleich ihren Laden verließ. Freude am Nachmittag.
     
    Ich mühte mich damit ab, den weiten Rock durch die schmale Tür zu den Ankleidezimmern zu bugsieren, als sie mich rief. »Ms Blake, es ist für Sie. Ein Detective Sergeant Storr. « »Siehst du, Mami, ich habe dir gesagt, sie ist eine Polizistin«, sagte Kasey.
     
    Ich stellte das nicht richtig, weil Elsie mich schon vor Wochen gebeten hatte, es nicht zu tun. Sie fand, Kasey sei zu jung, um über Animatoren und Zombies und Vampirtöter Bescheid zu wissen. Als ob nicht jedes achtjährige Kind mitbekam, was ein Vampir war. Vampire waren so ziemlich das Medienereignis des Jahrzehnts.
     
    Ich versuchte, mir den Hörer ans linke Ohr zu drücken, aber die verdammten Blumen waren im Weg. Nachdem ich mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte, griff ich in den Nacken, um das Band zu lösen. »Tag, Dolph, was gibt's?«
     
    »Einen Mordfall.« Seine Stimme war angenehm, klang wie ein guter Tenor. »Welche Art Mord?« »Ein schmutziger.« Schließlich bekam ich das Band los und ließ den Hörer fallen. »Anita, sind Sie noch dran?« »Klar, hab nur ein Kleiderproblem.« »Was?« »Ist nicht wichtig. Warum wollen Sie, dass ich zum Tatort komme?« »Der das getan hat, ist kein Mensch.« »Ein
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