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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London
Autoren: Jason Dark
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nichts bemerkt, und ich glaubte an eine Täuschung, bis sich das obere Drittel des Hauses langsam nach vom neigte und die gewaltigen Tonnen aus Beton, Glas und Steinen der Erde entgegen kippten.
    ***
    Woran ich in diesem Augenblick dachte, waren meine Freunde. Ich dachte an Suko, Shao und daran, dass ich weg musste, sonst würde ich von den Massen begraben. Die ersten Schreie.
    Ich gab Gas!
    Der Bentley machte einen gewaltigen Satz. Er sprang vor wie ein Raubtier, das Beute gewittert hatte. Hoffentlich reichte es.
    Ich raste, während hinter mir die Hölle los war.
    Vor mir schaukelte ein Lastwagen. Ich riss das Steuer herum, kam haarscharf an einem Taxi vorbei, und im nächsten Augenblick donnerten die Tonnen von Gestein auf die Erde.
    Hinter mir versank die Welt in einer Wolke von Staub und Trümmern.
    Autos wurden deformiert, einfach plattgedrückt, Menschen schrien ihre Angst heraus. Viele rannten noch und wurden von den Trümmern eingeholt. Auch der Bentley blieb nicht verschont. Etwas krachte auf das Dach, und auch an der Seite bekam der Wagen einen heftigen Schlag.
    Wenige Sekunden später hüllte eine Staubwolke mich und das Fahrzeug ein.
    Ich zog den Bentley kurzerhand nach links, fuhr mit der Schnauze in eine schmale Einfahrt hinein und stoppte.
    Gurt los, Tür auf, raus aus dem Wagen.
    Dann rannte ich zurück, blieb aber schon nach wenigen Schritten stehen.
    Mir bot sich ein Bild des Grauens!
    Ich stand da, hatte die Hände zu Fäusten geballt und fühlte es vom Magen her heiß in meiner Kehle hochsteigen. Ich glaubte mich in einen Katastrophenfilm versetzt.
    Auf der Straße lag ein gewaltiger Schuttberg. Er türmte sich dort mehrere Stockwerke hoch auf, hatte sich ausgebreitet und auch die gegenüberliegenden Häuser schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein kleiner Bau war zerstört worden, bei einem anderen fehlten die Fensterscheiben, und ein Dach war abgerissen worden. Dann richtete ich meinen Blick nach links, dorthin, wo das eingefallene Haus stand.
    Es war nur noch ein Fragment. Die obersten Stockwerke waren weggeplatzt. Meine Wohnung gab es nicht mehr, ebenso wenig Sukos.
    Ein paar Stahlträger reckten sich noch in den grauen Novemberhimmel, Zeugen des Untergangs, und eine gewaltige Staubwolke trieb langsam davon.
    Mir war nichts passiert.
    Doch anderen Menschen genug.
    Ich hörte die Schreie, nahm das Entsetzen in mich auf, sah die Panik, in der die Menschen wegrannten. Viele glaubten an ein Erdbeben, doch ich allein wusste, dass dies nicht stimmte.
    Irgend jemand hatte zu einem gewaltigen Schlag ausgeholt, und es hätte mich nicht gewundert, wenn Asmodina lachend auf dem Schuttberg gestanden und ihren Triumph ausgekostet hätte.
    Die Trümmer hatten alles begraben. Bäume, Fahrzeuge, Menschen. Es war das schlimmste Chaos, das ich je gesehen hatte.
    Dann heulten die ersten Sirenen. Polizei, Feuerwehren und Rettungswagen rasten heran. Sie würden eine verdammt traurige Aufgabe zu erfüllen haben. Die Menschen mussten die Toten unter den Trümmern bergen. Und vielleicht befanden sich auch meine Freunde darunter.
    Eine Lautsprecherstimme erklang. Die Neugierigen sollten die Fahrbahn räumen, damit die Rettungswagen durchkamen.
    Ich ging zurück und drückte mich in einen Hauseingang. Die Kollegen konnten vorbei.
    Erste Rettungstrupps erkletterten den Trümmerberg. Feuerwehrleute mit Schaufeln und Hacken machten sich an die Arbeit. Als ich das sah, hielt ich es nicht länger in der Hauseinfahrt aus. Ich selbst ging auf den Einsatzleiter der Feuerwehr zu und bat, mitarbeiten zu dürfen.
    Er gab sein Okay.
    Ich bekam die Schaufel genau in dem Augenblick, als die ersten Toten aus den Trümmern geholt wurden. Ich schloss mich einer Gruppe von drei Feuerwehrleuten an, die auf den Trümmerberg kletterten und mit Hacken und Schaufeln sich einen Weg zu den Verletzten oder Toten bahnten.
    Neben einem jungen Mann, dem die Tränen über das blasse Gesicht liefen, begann ich zu schaufeln. Verbissen und von einer ungeheuren Trauer erfüllt.
    Der junge Feuerwehrmann schaute mich an. »Haben Sie es gesehen, Sir?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Ich schaufelte einen gewaltigen Brocken zur Seite. »Es war schlimm, das kann ich Ihnen sagen. Ich habe auch in dem Haus gewohnt. Meine Wohnung gibt es nicht mehr.«
    »O Gott«, sagte er.
    »Ja, es ist schrecklich.«
    Wir arbeiteten weiter. Dann stießen wir auf eine verletzte Frau. Ich kannte sie vom Sehen. Sie starrte mich an, sah mich aber trotzdem nicht. Ihr Blick war leer. Sie
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