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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London
Autoren: Jason Dark
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Haupteingang das Haus betreten können, doch instinktiv war ich davor zurückgewichen.
    Zweite, dritte – die vierte Tür.
    Dort wohnen Shao und Suko.
    Vor der Tür blieb ich stehen. Das, was für mich normal gewesen war, wurde plötzlich zu einem Problem.
    Ich dachte darüber nach, ob ich klingeln sollte. Eigentlich Irrsinn. Und doch zögerte ich. Dann »wagte« ich es. Der Klingelknopf verschwand unter der Spitze meines Zeigefingers.
    Ich hörte die Schelle und die leichten Schritte, als sie sich der Tür näherten.
    »Sie wünschen, Mister?«
    »Mister?« echote ich. »Aber Shao, ich bin doch… Himmel, erkennst du mich denn nicht?«
    »Nein, ich wüßte nicht, was ich mit Ihnen zu tun haben sollte. Es tut mir leid.«
    »Was ist denn los?« Aus der Wohnung vernahm ich Sukos Stimme. Dann tauchte er selbst auf. Suko trug eine Cordhose und ein weit fallendes Hemd.
    Shao drehte sich um. »Da behauptet jemand, daß ich ihn kennen müßte.«
    »Laß mich mal.« Suko schob seine Freundin zur Seite.
    »Ja, erkennst du mich denn nicht!« sprach ich den Chinesen an.
    »Nein. Müßte ich das?«
    »Ich bin John Sinclair.«
    Sukos Gesicht war bisher noch freundlich gewesen, doch jetzt änderte sich der Ausdruck. Er wurde abweisend. »Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, Mister, dann versuchen Sie es woanders. Nicht hier. Diese faulen Ausreden kenne ich jetzt. Ich weiß nicht, wer Sie und was Sie sind. Versuchen Sie nur nicht, mich an der Nase herumzuführen. Verschwinden Sie jetzt.«
    Das war ein Ding. Selbst Suko erkannte mich nicht. Ich trat mit dem Fuß auf. »Verdammt, ich bin wirklich John Sinclair!«
    »Gehen Sie!«
    »Nein!«
    Bewusst trat ich noch einen halben Schritt vor, denn ich wollte endlich Klarheit haben.
    Den Schlag sah ich gar nicht. Ich spürte wohl seine Wirkung. Etwas explodierte an meiner Brust, ich flog zurück und krachte gegen die andere Wand des Ganges. Für einen Moment japste ich nach Luft. Suko hatte Kraft, und der Schlag war nicht von schlechten Eltern gewesen.
    Breitbeinig blieb der Chinese auf der Türschwelle stehen. »Reicht Ihnen das?«
    Ich schüttelte mich. »Ja!« keuchte ich. »Schätze, es reicht.«
    Suko nickte noch und knallte die Tür zu. Ich aber stand da wie ein begossener Pudel im Gang und verstand die Welt nicht mehr. Ich begriff einfach nichts. Meine Wohnung lag nebenan. Ich schloss auf und schlug wütend die Tür hinter mir zu.
    Ohne den Mantel auszuziehen, ließ ich mich im Wohnzimmer in den Sessel fallen.
    Ich konnte nicht mehr. Ich brauchte jetzt Ruhe, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Ich musste alles der Reihe nach durchchecken.
    Noch einmal ging mir das durch den Kopf, was ich erlebt hatte. Jedes Detail, jede Reaktion, aber zu einem Ergebnis kam ich nicht. Ich wusste nur, dass etwas im Gange war.
    Das Telefon stand in erreichbarer Nähe. Ich brauchte nur denn Arm lang zu machen.
    Bills Nummer kannte ich auswendig.
    »Conolly!« meldete sich der Reporter.
    »Ich bin's.«
    »Hi, John.« Bill erkannte mich schon an der Stimme. »Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes? Und dazu noch in dieser frühen Morgenstunde. Geht's wieder los?«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Bill hatte mich erkannt. Phantastisch.
    Meine Stimme schien ich doch noch behalten zu haben. »Kann ich zu dir kommen?«
    »Klar, und wann?«
    »Sofort.«
    »All right, mach dich auf die Socken, alter Junge. Ich mixe uns einen schönen Rum. Spezialmarke Conolly.«
    »Geht in Ordnung«, erwiderte ich lachend und legte den Hörer auf.
    In diesem Augenblick war ich richtig euphorisch. Ich lebte auf. Bill hatte mich erkannt.
    Klar, mein alter Freund und Spezi, mit dem ich so manche Schlacht geschlagen hatte. Mit dem Reporter wollte ich das Problem durchsprechen. Gemeinsam wurden wir sicherlich einen Weg zur Lösung des Problems finden.
    Ich zündete mir die zweite Zigarette an, als ich im Auto saß. Diesmal musste ich quer durch London. Unterwegs tankte ich noch. Eine teure Notwendigkeit. Wenn mein Arbeitgeber mich nicht unterstützt hätte, würde ich wahrscheinlich mit einem Kleinwagen durch die Gegend rauschen.
    Nachdem die Straßenschluchten der City hinter mir lagen, kam ich viel besser voran. Die Conollys wohnten in einem ruhigen Villenviertel, in dem es tatsächlich noch stille Oasen gab. Dort wuchsen alte Bäume, da war die Umwelt noch fast okay.
    Ich bog in die Straße ein. Bills Haus lag auf einem künstlich abgeschütteten Hügel. Vom Tor aus führte ein breiter Weg zum Bungalow hoch. Bill
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