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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London
Autoren: Jason Dark
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hatte mich schon gesehen. Die laublosen Bäume nahmen ihm nicht mehr die Sicht.
    Automatisch schob sich das Tor zur Seite.
    Ich fuhr durch.
    Der Weg zum Haus war für den Bentley breit genug. Ich rollte auf den kleinen Parkplatz, fuhr eine Kurve und stellte den Wagen so ab, dass er mit der Schnauze in Fahrtrichtung zeigte.
    Dann stieg ich aus.
    Bill Conolly stand an der Tür. Er lächelte mir entgegen. Doch als ich näher kam, gefror sein Lächeln. Ich merkte es, und es traf mich wie ein Hammer. Nein, nicht schon wieder! schrie es in mir.
    Und Bill Conolly fragte: »Wer sind Sie denn, Mister?« Wie viele Jahre kannten wir uns? Über zehn waren es.
    Wir hatten gemeinsam gekämpft, hatten zusammengehalten wie Pech und Schwefel, und jetzt dies. - Bill kannte mich nicht.
    Ich war für ihn ein Fremder.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, erinnerte mich der Reporter.
    Zwischen meinem Wagen und der Haustür war ich stehengeblieben. Der Wind spielte mit meinem Jackett. Ich starrte zu Boden und hob verlegen die Schultern. »Entschuldigen Sie«, sagte ich leise. »Es war wohl ein Irrtum.«
    »Das will ich meinen.«
    Dann erschien Sheila, Bills Frau. Sie hatte den kleinen Johnny auf dem Arm. Ein Hoffnungsfunke durchzuckte mich. Vielleicht würde Sheila mich erkennen.
    Nein, ihre nächsten Worte bewiesen es. »Du hast Besuch, Bill?« fragte sie erstaunt.
    »Ja, ein Mann, der sich als John Sinclair ausgibt und sogar einen Bentley fährt.«
    Sheila trat unwillkürlich einen Schritt zurück und fasste ihren kleinen Sohn fester.
    »Gehen Sie jetzt!« sagte Bill scharf.
    »Natürlich!« Ich öffnete die Wagentür und setzte mich hinter das Lenkrad.
    Durch die Scheibe schaute ich auf das Ehepaar und den kleinen Johnny.
    Die Gesichter wirkten kalt und abweisend. Nein, ich gehörte nicht hierher, ich war ein Einzelgänger geworden, von einer Stunde zur anderen.
    Plötzlich kam mir das, was alles einmal so vertraut gewesen war, kalt und leer vor. Ich fuhr zwar durch den Garten dem Tor entgegen, doch ich sah ihn gar nicht. Ich schaute stur geradeaus. Das Tor stand noch offen.
    Kaum war ich hindurch, als es auch schon wieder in der Schiene zurückrollte. Wenn ich mein Gefühl beschreiben sollte, ich könnte es gar nicht. In meinem Innern war etwas zerbrochen, kaputtgegangen. Ich war in meiner Heimatstadt zu einem völlig Fremden geworden, zu einer ausgestoßenen Person, und ich wusste nicht einmal, wer dahintersteckte. Ich ahnte es zwar, aber der Feind ließ sich nicht blicken.
    Er blieb im Dunkeln. Noch, musste man wohl sagen…
    Ich fuhr wieder nach London hinein. Mein Ziel war nicht das Yard Building, denn dort hatte ich nichts mehr zu suchen. Ich wollte nach Hause fahren, mich in die Wohnung setzen und überlegen, wie es weitergehen sollte.
    An einem kleinen Café in Soho machte ich eine kurze Pause. Es war den französischen Bistros nachempfunden. Man saß auf Korbstühlen, trank, aß vielleicht eine Kleinigkeit und unterhielt sich.
    Ich bestellte mir eine große Tasse Kaffee und rührte ihn mit der Milch cremig. Da ich einen der kleinen runden Tische am Fenster ergattert hatte, konnte ich nach draußen schauen und die Menschen beobachten.
    Sie waren nicht anders als sonst. Nichts wies darauf hin, dass sie sich unter einem Attrappe befanden. Die jungen Mädchen gaben sich schick, lässig oder waren einfach nur fröhlich. Sie saßen mit ihren Freunden zusammen, plauderten und ließen den lieben Gott einen guten Mann sein.
    Das war normal.
    Ich trank die Tasse leer und zahlte. Den Mantel ließ ich offen, als ich zum Parkplatz zurück schlenderte. Meine Hände vergrub ich tief in den Taschen.
    Ich war wohl einer der wenigen, der hier Zeit hatte. Die anderen hasteten an mir vorbei.
    Ich erreichte meinen Wagen und startete. Langsam rollte ich zu meiner Wohnung. Ich hatte es ja nicht eilig, niemand wartete auf mich. Auch nicht Suko. Er hatte mir drastisch zu verstehen gegeben, was er von mir hielt.
    Ich wohne in einer ziemlich befahrenen Straße. Das Haus steht etwas versetzt, so, dass davor noch Rasen war.
    Den Weg war ich Hunderte von Malen gefahren, und eigentlich lag auch kein besonderer Grund vor, warum ich gerade heute meinen Kopf leicht einzog und durch die Scheibe schräg zu dem hohen Haus hinschielte.
    Und da sah ich es!
    Das obere Drittel des Hauses begann zu schwanken, als wäre es aus Gummi. Es glitt erst nach rechts, dann nach links. Unwillkürlich fuhr ich links heran und bremste, ließ den Motor aber laufen.
    Noch hatten andere
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