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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn
Autoren: Stefan Wolf
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nur noch zwei Jahre vor
sich. Die Polizei war schon hier. Man hat mich gewarnt. Sollte er sich melden,
muß ich sie verständigen. Aber ich habe ihnen gesagt, daß er das bestimmt nicht
tut. Er hat immer gesagt, Mutter, wenn ich hier mal... wie hat er gesagt: wenn
ich hier mal die Fliege mache... ja, so... dann, Mutter, ziehe ich dich da
nicht rein. Ist das nicht schrecklich?“
    „Was ist schrecklich?“
    „Daß er so unvernünftig ist. Er
muß doch seine Strafe verbüßen.“
    „Ich nehme an, er hat sich
gelangweilt. Wiedersehen!“ Spelter ging zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr ab.
    Die Frau hatte die Tür
geschlossen. Und rauchte sicherlich eine frische Zigarette gegen den Kummer.
    Tim, Karl und Klößchen verarbeiteten
das Gehörte.
    Ein Karsten Willert, der jetzt
38 sein muß, dachte Tim, hat also seine Schatzmeister-Funktion an die Mutti
abgetreten. Was ist in der Kassette? Natürlich Geld oder Geldeswert. Auch
Karsten ein schwerer Junge mit neun Jahren Bagno-Urlaub. Ob Dennis weiß, daß
die beiden sich kennen?
    Er beschloß, es ihm zu sagen.
    „Ich meine“, sagte Karl, „diese
Frau Willert hat sich mit Unrecht beladen. Die alte Schloterin hätte die Sore —
denn das ist es bestimmt — zur Polizei bringen müssen, wo Beute aus kriminellen
Streifzügen hingehört. Deshalb gibt es doch die Asservatenkammern.“
    Tim schüttelte den Kopf.
    „Damit wäre Frau Willert ihrem
Söhnchen in den Rücken gefallen. Sowas tun Mütter nicht. Auch wenn es ihnen das
Herz bricht, daß der Sohnemann so ein A... ist. Sie halten zu ihm.“
    „Ich glaube“, sinnierte Karl,
„meine Mutter täte das auch, wenn ich mal einsitze.“
    „Dazu wird es hoffentlich nicht
kommen.“
    „Nicht, wenn wir aufpassen“,
grinste Karl.
    Sie verfolgten den blauen
Mercedes wie ausgebuffte Profis. Der dichte Verkehr half ihnen dabei. In der
Innenstadt war wieder mal Straßenkrieg entbrannt, und jeder, der ein Kfz
bewegte, kämpfte gegen jeden mit allen Mitteln.
    Kfz-Wrestling, dachte Tim, so
könnte man’s taufen. Nur daß das hier keine Show ist, sondern blecherner Ernst.
    Spelter fuhr weiter und weiter,
machte fast keinen Fehler, wechselte nur einmal die Spur ohne Blinkzeichen.
Wütendes Hupen attackierte ihn, aber er behielt die Nerven, war also auch am
Lenkrad ein eiskalter Typ.
    Schließlich wurde klar, wohin
er wollte; und die Vermutung bestätigte sich.
    Spelters Ziel war das
Altstadtviertel, wo die Glockners wohnen.
    Also doch! dachte Tim, und
seine Zähne knirschten. Er erkundet. Er will’s wissen. Er hat was vor. Aber
das, Freundchen, nur über meine Leiche.
    „Ich schnall ab“, rief Klößchen
in den lauen Fahrtwind. „Der fährt hin.“
    Eben bog der blaue Mercedes in
die betreffende Straße ein. Tim folgte. Spelter hatte 100 Meter Vorsprung. Kein
Fahrzeug dazwischen. Egal! Jetzt wird nicht mehr lange mit verdeckten Karten
gespielt, dachte Tim. Bald reden wir Tacheles.
    Mit verringertem Tempo fuhr
Spelter an Frau Glockners Feinkostgeschäft vorbei, wo nur eine Verkäuferin die
Kunden bediente. Gaby und ihre Mutter waren für einen Tag zu Verwandten
gefahren, wollten aber heute zurückkommen.
    Sah der Kerl hinüber? Tim
konnte es nicht ausmachen. Die Sonne spiegelte sich auf dem Heckfenster des
Wagens.
    Spelter fuhr bis zum Ende der
Straße und verschwand um die Ecke.
    Tim hielt.
    „Was ist?“ forschte Karl.
    „Wir verfolgen nicht weiter. Es
bringt nichts. Wir wissen jetzt alles. Uns stellt sich nur eine Frage: Wie
mache ich ihm klar, daß ich ihn umbringe, wenn er sich an Gaby oder an Frau
Glockner vergreift?“
    „Wenn du’s ihm so nett sagst“,
grinste Klößchen, „wird er dich verstehen.“
    „Willi! Mir ist verdammt noch
mal! nicht nach Witzen zumute. Spelter muß so abgeschreckt werden, daß er sich
in die Hosen macht, daß er sich in den Knast zurückwünscht oder nach Australien
auswandert. Die Polizei darf ihm sowas nicht sagen. Aber ich darf s. Wir
dürfen.“
    „Eben drum“, nickte Karl. „Nur
so geht’s. Wir müssen ihn besuchen. Allerdings fürchte ich, daß der gefühlsarme
Knasti, was TKKG betrifft, nicht auf dem Laufenden ist. Er hat zwar 15 Jahre
lang Zeitung gelesen, aber wohl nur mit Augenmerk auf Herrn Glockner. Als
Neuling in unserer verarmenden Wohlstandsgesellschaft weiß Spelter noch nichts
über uns. Und daß Gaby Mitglied ist in unserem Club.“
    „Wir werden es ihm sagen“,
verhieß Tim.

5. Der Sohn des 2.
Bürgermeisters
     
    Willert verharrte an der Tür und
horchte hinaus
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