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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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Brut angerichteten Schaden wieder gut zu machen und dafür gerade zu stehen. Ach, ich wollte immer einen intelligenten Sohn. Nun habe ich eine Tochter, die gut aussieht. »Das Geburtstagskind ist wohl unfähig, mit einem Katalog richtig umzugehen«, maule ich. »Kaum hat man ein Haustier genehmigt, gibt es bereits Scherereien!« Ich schüttele den Virtuell Shopping 3000 , schnappe mir das Meerschwein und drücke großspurig auf den Rückgabe- Knopf. – Funkstille. – Mein neuer Katalogfreund streikt. Das ist unglaublich, er hat doch bislang stets einwandfrei gearbeitet. Noch einmal drücke ich den goldigen Liebling kräftig auf seine Abbildung und traktiere den Rückgabeknopf. Das wuselige Wesen winselt jämmerlich. Ob ich ihm versehentlich eine Rippe gebrochen habe? Meine Tochter beginnt zu heulen.
     
    Ist der Mistkatalog defekt? Sauer entlasse ich den Hamster aus der Umklammerung und blättere um. Auf der nächsten Seite werden weitere liebenswerte Haustiere vorgestellt. Es wird sich erweisen, ob der Katalog reagiert. Ich drücke testweise auf das amerikanische Streifenhörnchen, um zu sehen, was passiert. Im gleichen Augenblick schießt ein wieselflinkes Exemplar aus dem Bilderbuch und springt auf meinen Kopf, wobei es sich in meinem schütteren Haarkleid festkrallt. Nur das nicht! Ich drehe mich entsetzt im Kreis und will das Hörnchen abschütteln. Es schraubt sich auf meiner Schädeldecke fest und rupft dabei kräftig an meinen letzten verbliebenen Locken.
     
    Mit dem Lieblings-T-Shirt meiner Tochter versuche ich unter dem Protestschluchzen der jungen Dame, das Streifentier mit den nadelscharfen Krallen vom Kopf zu schlagen und einzufangen. Es springt in weitem Bogen auf das Bett, ich hechte hinterher. Das Nagetier ist flink und schlau, er kann ausgezeichnet klettern und erstaunlich weit springen. Wie soll ich es fangen? Schon turnt es auf dem Schrank herum. Der Sittich bangt um sein Leben. Er flattert durch das enge Zimmer, lässt angesichts des Todfeinds sein Federkleid fallen, kleckert einen weißgelben Schreckensschiss auf mein sauberes Hemd und entert die rettende Deckenlampe.
     
    Ich pirsche langsam an den Schrank, um das Streifenhörnchen zu greifen. Die Tochter flennt, der Sittich kreischt, der Hamster irrt ziellos umher, das Meerschwein umklammert ein Stromkabel, und das Hörnchen springt mit einem gewaltigen Satz auf einen Stapel Bücher. Ich setze nach … – In diesem Augenblick gibt es einen Knall. Das Licht erlischt! Schlagartig verschwimmt alles im Dunkeln. – Das Meerschwein hat es geschafft, das Stromkabel durchzuknabbern und damit einen kompletten Kurzschluss verursacht. Ich schlage mir mein Knie an der Schreibtischkante blutig und humpele schimpfend zur Tür. Dabei trete ich auf ein weiches wolliges Etwas, das ein bitterliches Wehgeschrei ausstößt. Ooops, ich habe im Dunkeln einen der Vierbeiner erwischt!
     
    In der stockfinsteren Küche suche ich eine Taschenlampe. Das Streifenhörnchen scheint nachtsichtig zu sein. Clever flieht es durch das geöffnete Küchenfenster auf Nimmerwiedersehen ins Freie. Mit der Funzel leuchte ich in den Sicherungskasten und schalte den Strom wieder ein. Das Kinderzimmer ist total verwüstet und sieht aus wie ein Schlachtfeld. Der vermaledeite Katalog liegt aufgeschlagen auf dem Tisch …
     
    Im Ergebnis können wir dank Virtuell Shopping 3000 drei neue Familienmitglieder begrüßen: Goldi, einen durch Stromschlag halbseitig gelähmten Goldhamster, Hansi, einen splitternackten, ständig fröstelnden Wellensittich und Rosi, ein mümmelndes Meerschwein, das inzwischen im Rollstuhl sitzt. Der klitzekleine Krankenstuhl für Rosi war wirklich die allerletzte Bestellung aus dem Katalog, bevor dieser virtuelle Unruhestifter auf dem Abfallhaufen endet.
     
    Auf dem Weg zur Mülltonne fällt mir der Junggesellenabschied für meinen Freund Micha ein, den ich als Partymeister ausrichten soll. Der Katalog Virtuell Shopping 3000 könnte dabei gute Dienste leisten. An der Tonne blättere ich noch einmal in dem coolen Wunderwerk und suche die Spezialangebote vom Partyservice. Wahnsinn, da sind sie: Kiki, die dralle Krankenschwester, fasziniert mich spontan. Penelope, die sündige Politesse mit der enormen Oberweite, ist äußerst ansehnlich. Und wie wäre Natascha, die rattenscharfe KGB-Agentin in blutroter Lackuniform?
     
    Bis zur Party müsste ich mich bloß für eine Stripperin entscheiden, die dann direkt aus dem Katalog statt aus einer Torte hüpft und ihre
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