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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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verdünnisiere mich und suche hinter Kunsttannen Deckung.
     
    Zwei Verkäuferinnen mit Nikolausmützen eilen herbei. In der einen erkenne ich die Mamsell, die mir meine Zuckerstange weggenommen hat. In ihrem Kielwasser bläst die kreischende Mutter mit dem Kampfpanzer zum Angriff. Schutz suchend drücke ich mich in den Tannenwald, der auf einem Präsentationsregal posiert und die Szene überblickt. Die grünen Bäumchen schwanken im Sturm der Ereignisse, pudern mich mit Pulverschnee und verwandeln mich in einen himmlischen Boten. Ist das etwa Kokain? Zur Verkostung bleibt keine Zeit. Einer der Bäume gerät aus dem Gleichgewicht und kippt in Richtung Erdmittelpunkt. Seine Stammesgenossen reißt er gleich mit in den Abgrund. Teile der Deko rieseln auf mich herab. Mit einem Hechtsprung rette ich meinen Alabasterkörper vor einer direkten Begegnung mit den Tannenbäumen. Splitternd klatscht der künstliche Wald zu Boden, löst sich in hundert Einzelteile auf und versperrt meinen Verfolgern den Weg. – Advent, Advent, der Laden brennt …
     
    Vom Eingang naht ein schwarzer Sheriff, der wenig weihnachtlich wirkt. Während die Verkäuferinnen die ramponierten Bäume wieder aufrichten und das Chaos beseitigen, umkreist er das Schlachtfeld. Ich tauche ab und krabbele unter einigen Aktionsboxen Richtung Ausgang. Die Geräuschkulisse, die einen kurzen Augenblick verstummte, bricht wieder los. Aus Lautsprechern krächzt das Lied von Rudolph Rentier mit der feuerroten Nase. Ich ramme einen Pappcontainer. Der massige Wachmann späht ins Gelände.
     
    In einer der Grabbelboxen, an denen ich mich vorsichtig wieder an die Oberfläche ziehe, liegen bunte Blisterpackungen. Darin lachen mich Rentiere mit knallroten Nasen an. Whow, die sehen echt super aus. Einer aus der Herde gefällt mir besonders gut, und ich greife zu. Rudolph, Du bist mein Retter! Der Entschluss steht fest: Das Vieh wird mein. Ich schnappe eine der Packungen, halte sie auffällig nach Mister-Bean-Art hoch und in Richtung des schwarzen Kolosses. Der hat mich inzwischen entdeckt und stapft heran. Mit der Schachtel winkend marschiere ich scheinbar unbekümmert zur Kasse. Schließlich bin ich ein Kunde und erwarte Respekt. Die anwesenden Herrschaften bilden eine Gasse und starren mich an. Ähnele ich mit irisierendem Glitter bestäubt und mit buntem Lametta behangen vielleicht der Inkarnation des Weihnachtsmannes? Vom Himmel hoch, da komm ich her …
     
    An der Kasse steht eine rote Zipfelmütze. »Wollen Sie die Maske nehmen«, fragt sie mich. »Welche Maske«, antworte ich irritiert. »Na, die Maske auf Ihrem Gesicht!« Ach Gott, die olle Maske! Die hatte ich im Trubel total vergessen. Ich schaue in den Spiegel hinter der Kasse und begegne Gevatter Tod im Winterwald. Schnell nehme ich sie ab. »Nö, ich nehme nur das Rentier«, säusele ich mit honigsüßer Stimme, zumal der schwarze Schatten des Sicherheitsmannes sich bedrohlich über mich neigt. Sauer verdiente Taler verschwinden in der Kasse des Instituts. In Anbetracht der angespannten Situation verzichte ich darauf, den Artikel als Geschenk verpacken zu lassen und schlendere betont freundlich mit meinem Neuerwerb zum Ausgang. Der Muskelmann begleitet mich durch die Meute der Schaulustigen. »Schöner Service«, murmele ich und drohe mit einem baldigen Wiedersehen. Fat Freddy verschränkt die Arme und ballt sein Gesicht zur Panzerfaust.
     
    Daheim reiße ich die Verpackung auf wie ein Westpaket, um meinen Verzweifelungskauf zu betrachten. Ein »Poo-Pooing Reindeer« grinst mich an und wartet auf Erlösung. Hurra, ich habe ins Glück gegriffen. Es ist kein gewöhnlicher Rudolph mit roter Nase. Mein Rudi kann mehr. Er ist ein kackendes Rentier! Ehrfurchtsvoll erschaudere ich vor den Ideen der Industrie im Großraum Peking. Das Spielzeug ist mir Lohn genug für die Mühen und Gefahren des Einkaufs.
     
    Die Regie empfiehlt, ihm das Genick zu brechen und seinen Kopf nach vorn zu klappen. Darauf fülle ich aus einem Säckchen, das dem Rentier beiliegt, kackbraune Köttel in sein Innerstes. Kracks! Der Kopf wird wieder eingerenkt. Vergnügt läuft der brave Bursche alsbald über meinen Schreibtisch und lässt dunkelbraune Köttel aus seinem Rentierenddarm gleiten.
     
    Eine nähere Analyse der Hinterlassenschaften des kackenden Rentiers ergibt, dass es sich bei den Köttel um »sugar confectionary« handelt. Rudolph kackt Süßigkeiten! Das Bonbon legende Rentier erweist seinem Namen alle Ehre und scheißt meinen
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