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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs
Autoren: A Golon
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sich der Abt und der Bruder auf den Weg gemacht, ihre kümmerlichen Barfüßer-Sohlen und die Hornhaut an ihren Füßen im Straßenstaub zu verschleißen. Es dauerte fast drei Monate, bis sie Cotignac erreichten, was bedeutete, dass sie pro Tag nur wenige Meilen zurücklegten. Denn unablässig wurden sie von Menschen aufgehalten, die ihnen entgegenkamen und hören wollten, wie der Seher ihnen versicherte, dass die Königin ihre Leibesfrucht diesmal bis zur Niederkunft behalten und das Kind ein Dauphin sein werde.
    Am »Gnadenort«, in Cotignac, angekommen, erkannte Bruder Fiacre in dem wundertätigen Bildnis, das dort verehrt wurde, die Jungfrau Maria wieder, die ihm erschienen war.

    Im Namen Ihrer beiden Majestäten, des Königs und der Königin von Frankreich, beteten die beiden demütigen Mönche die langen Novenen, Andachtsübungen und Bittgebete, die der Himmel verlangt hatte.
    Am 5. September jenes Jahres 1638 kam um halb zwölf Uhr mittags in Saint-Germain-en-Laye ein Dauphin zur Welt.
    Und mehrere Astrologen wiesen darauf hin, dass er im Sternzeichen der Jungfrau geboren war.
     
    Ungefähr zwanzig Jahre nach diesen Vorhersagen stieg der mittlerweile zum König herangewachsene Dauphin den Berg hinauf zu jener Jungfrau, die ihm die Ehre erwiesen hatte, ihn in einer Erscheinung auf ihrem geheiligten Schoß zu halten.
    Alle waren sich einig, dass noch niemals ein Wallfahrtsort oder irgendein anderer Fürst auf Erden mit einer solchen Darstellung der Mutter Gottes geehrt worden sei.
    Er war tatsächlich Louis Dieudonné, der »von Gott Geschenkte«.
    Auf dem Gipfel angekommen, hörte er in der kleinen Kapelle die heilige Messe, die vom Bischof von Fréjus gelesen wurde. Anschließend legte er zum Gedenken an diesen Dankesbesuch sein blaues Ordensband des Ordens vom Heiligen Geist auf den Altar, um die Statue der Heiligen Jungfrau damit zu schmücken, und dazu den Diamantring, den er am Finger trug.
    Dann kehrte er zu seiner Mutter und dem Hof an den Fuß des Berges zurück.
    Unterdessen hatte Anna von Österreich der Kapelle von Notre-Dame de Grâces sechstausend Messen gestiftet. Darüber hinaus verlieh der König dem Sieur Gaspard Figanière einen Adelsbrief, um den Ort Cotignac, dem er so viel zu verdanken hatte, durch die Erhebung seines Bürgermeisters in den Adelsstand zu ehren.

    Doch das Gesicht des schönen jungen Mannes blieb sorgenvoll, nicht ein Lächeln zeigte sich auf seinen traurigen Zügen.
    Denn sein Herz war gezeichnet von den Narben eines schmerzlichen Liebeskummers.

Kapitel 2
    A lles hatte zwei Jahre zuvor nach der schweren Krankheit begonnen, die den König nach dem Sieg von Mardick in Calais niedergestreckt hatte und an der er beinahe gestorben wäre. Man machte die Strapazen des Feldzuges dafür verantwortlich.
    Turenne belagerte damals Dünkirchen.
    Der König besuchte häufig das Feldlager von Mardick, um an der Seite seines militärisch gewandeten Freundes M. de Turenne die Fortschritte der Belagerung und die Folgen der seltenen, jedes Mal kläglich endenden Ausfälle der Belagerten in Augenschein zu nehmen.
    Die Hitze war unerträglich. Es gab kaum Wasser, und »die Leichen des vergangenen Jahres, die halb vergraben im Sand lagen, ohne zu verwesen, verbreiteten einen unangenehmen und äußerst ungesunden Gestank«.
    Die Besuche des Königs hoben die Stimmung der Truppen. Aber die Lage war deswegen nicht weniger unsicher, das Erreichen ihrer Ziele nicht weniger ungewiss und die Situation demzufolge für alle Beteiligten ausgesprochen mühselig.
    Die Belagerung von Dünkirchen dauerte nun schon einen Monat, und die Stadt war kurz davor, sich zu ergeben, als Turenne die Nachricht erhielt, dass der Prinz von Condé und Don Juan José de Austria an der Spitze der vereinten spanischen Truppen näher rückten, um die Einnahme von Dünkirchen zu verhindern. Turenne bat den König um den Befehl zur Schlacht, der ihm auch unverzüglich erteilt wurde.

    »Rasch stürmte er aus seinen Verschanzungen, überraschte die spanische Armee und besiegte sie.«
    Daraufhin schlugen die Belagerten von Dünkirchen die Schamade und baten um die Kapitulation.
    Die Truppen und die Bewohner der umliegenden Städte, bis hin nach Paris, ergötzten sich an der Verkündung von Siegen, und am liebsten lauschte man Schilderungen, wie sich der junge König an der Spitze seiner Armee gezeigt habe. Stück für Stück hob seine auf den Schlachtfeldern triumphierende Jugend das Ansehen Frankreichs.
    Auch diesmal war er vor
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