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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition)
Autoren: David Barnett
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verloren. Ich dachte, dass Jenny ihn mal ansehen könnte, bevor wir ihn vielleicht ins Krankenhaus bringen.«
    Cody legt die Gitarre weg. »Du meine Güte, Karla«, faucht er. »Ich glaube, ich hätte es lieber gesehen, wenn du noch mehr von diesen verdammten Marionetten anschleppst.«
    Ich habe das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen. »Also, vielleicht sollte ich lieber gehen …«
    Karla blickt Cody an. »Nein, ist schon in Ordnung. Einige von uns haben anscheinend bloß ihr gutes Benehmen verlernt.«
    Der Typ mit den kurzen Haaren, der Cody mit der Gitarre geholfen hat, beugt sich über die Couch und streckt seine Hand aus. »Karla hat völlig recht. Ich bin Padraig. Wie geht’s dir?«
    Seine Stimme klingt anders. Irisch. Er redet ganz locker. Ich reiche ihm meine Hand, die er kräftig schüttelt. »Willkommen im Haus. Nun, wollen wir mal sehen. Karla hast du ja schon kennengelernt. Dieser sich an der Gitarre versuchende Inbegriff von Höflichkeit und Etikette hinter mir ist Cody. Und das dahinten ist Petey. Jenny ist im Bad und wird demnach schätzungsweise am Donnerstag oder so wieder zu sprechen sein.«
    Schicksalsergeben winkt Cody mir zu. »Hallo Kumpel«, sagt er seufzend.
    Padraig beugt sich zu mir und flüstert, sodass alle es hören können: »Cody und Petey sind Amerikaner, aber lass dich davon nicht abschrecken. Und du? Bist du Engländer?«
    »Ich glaube schon«, erwidere ich zögernd. Hilfe suchend blicke ich zu Karla, aber sie ist am anderen Ende des Wohnzimmers hinter einer Tür verschwunden.
    Padraig nickt. »Ach natürlich, die Amnesie. Aber bestimmt kannst du dich noch erinnern, was das ist, oder?«, fragt er, betritt einen Raum auf der linken Seite und kommt mit vier Dosen Bier zurück. »Guinness!«, verkündet er, befreit eine Dose von der Plastikverpackung und wirft sie mir zu.
    Ich starre sie an. »Alkohol? Stout-Bier?«
    »Du hast es erfasst!«, sagt Padraig mit einem Lachen, klopft mir auf die Schulter und wirft Cody und Petey ihre Dosen zu. Dann öffnet er seine eigene. »Wenn es eine Sache gibt, die dir bessere Laune verschafft …«
    Padraig wird von einem gellenden Schrei unterbrochen, der aus dem hinteren Teil des Hauses kommt, wohin Karla erst vor ein paar Augenblicken verschwunden ist. Cody blickt auf und stürzt ihr sofort hinterher, dicht gefolgt von Padraig und mir. Petey reißt erschrocken die Augen auf und sieht dann mit zusammengekniffenen Augen auf seine Bierdose hinunter.
    Ich folge Padraig durch einen verwinkelten Flur, der vor einer Tür endet. Cody ist schon zur Stelle. Karla hämmert an die Tür und ruft: »Jenny! Alles in Ordnung? Was ist passiert?«
    »Soll ich sie eintreten?«, fragt Padraig und krempelt sich die Ärmel hoch. Doch dann hören wir ein Klicken, als der Riegel aufgeschoben wird. Die Tür öffnet sich einen Spalt. Dampf quillt heraus. Dahinter erscheint eine Gestalt: perfekte braune, mandelförmige Augen in einem blassen orientalischen Gesicht, das von feuchten Haaren eingerahmt ist, die so schwarz sind, dass sie fast blau wirken.
    »Jenny!«, sagt Karla noch mal. »Was ist denn los?«
    Jenny zieht die Tür auf, hält das Handtuch fest, das sie sich um den Leib gewickelt hat, und reibt sich mit der anderen Hand übers Gesicht. »Da war jemand am Fenster und hat mich beobachtet. Es war schrecklich.«
    Karla ignoriert die Nässe und nimmt Jenny in die Arme. Nach einem Augenblick dreht sie sich zu uns um. »Worauf wartet ihr, Jungs?«
    Cody wird plötzlich wach. »Los, vielleicht ist er noch auf dem Grundstück«, ruft er und läuft mit uns durchs Wohnzimmer zur Vordertür, wo wir auf einen leicht verwirrten Petey treffen. »Was ’n los, Leute?«, fragt er und kratzt sich am Kopf. Aber jetzt gibt es keine Zeit für Erklärungen. Wir vier stürzen in den ummauerten Garten. Cody führt uns um die Ecke des Hauses. »Kommt, das Mädchenbadezimmer ist auf dieser Seite.«
    Er bleibt vor einem beschlagenen Erdgeschossfenster stehen. Padraig klärt mich auf. »Die Mädchen haben eine eigene Toilette und ein eigenes Bad. Ich kann’s ihnen nicht verübeln. Das Bad oben sieht manchmal echt schrecklich aus.«
    »Hier ist niemand«, konstatiert Petey und kratzt seinen Bart. Cody schlägt mit der Faust auf seine Handfläche. »Verdammt. Verdammt. Verdammt.«
    Als wir zur Vordertür zurückgehen, entdeckt Cody, dass sich das Tor im leichten Wind hin- und herbewegt. »Oh, nein!«, ruft er und schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. »Karla ist einfach reingekommen
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