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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2
Autoren: Alexander Dumas
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um den mit Blut vermengten Schweiß, der von seiner Stirne fließt, abzuwischen, erhebt sich Foulon bis zum Kolben der Laterne.
    Diesmal hat man Mitleid mit ihm gehabt, man hat einen neuen Strick gefunden.
    Endlich ist der Verurteilte tot. Das Opfer leidet nicht mehr.
    Eine halbe Minute hat der Menge genügt, um außer Zweifel zu sein, daß der Lebensfunke erloschen ist. Nun hat der Tiger getötet, er kann verschlingen.
    Oben von der Laterne herabgestürzt, ließ man dem Leichnam nicht einmal Zeit, die Erde zu berühren; er wurde noch früher in Stücke zerrissen.
    In einer Sekunde hatte man den Kopf vom Rumpfe getrennt, und in einer Sekunde hob man ihn am Ende eines Spießes in die Höhe. Zu jener Zeit war es stark in der Mode, den Kopf seiner Feinde in solcher Art zu tragen.
    Bei diesem Schauspiel erschrak Bailly ungemein, er sah in diesem Kopf die Medusa des Altertums.
    Bleich, den Degen in der Hand, schob Lafayette mit Ekel die Wachen von sich, die sich zu entschuldigen suchten, daß sie die minder Starken gewesen.
    Stampfend vor Wut und dahin und dorthin ausschlagend, wie eines von den brausenden Pferden der Wildnis, kehrte Billot ins Stadthaus zurück, um nichts mehr von dem zu sehen, was auf diesem mit Blut besudelten Platze vorging.
    Was Pitou betrifft, so hatte sich sein Ungestüm für die Volksrache in eine krampfhafte Bewegung verwandelt, und er hatte das abschüssige Ufer des Flusses erreicht, wo er die Augen und die Ohren schloß, um nichts mehr zu sehen und zu hören.
    Im Stadthause herrschte Bestürzung: die Wähler fingen an zu begreifen, sie werden nie imstande sein, die Bewegung des Volkes anders zu lenken, als in der Richtung, die dem Volke belieben würde.
    Plötzlich, während die Wütenden sich damit belustigen, daß sie den enthaupteten Körper von Foulon in den Gossen umherschleppen, erschallt ein neues Geschrei, rollt ein neuer Donner über die Brücken.
    Ein Eilbote stürzt herbei. Die Neuigkeit, die er bringt, weiß die Menge schon. Sie hat auf die Andeutung ihrer geschicktesten Führer erraten, wie die Meute nach der Eingebung des geübtesten Leithundes die Fährte aufnimmt.
    Die Menge drängt sich um den Eilboten und schließt ihn ein; sie fühlt, daß er eine neue Beute berührt hat; sie riecht, daß er von Berthier sprechen will.
    Aus dem Munde von zehntausend Menschen zugleich befragt, sieht sich der Eilbote genötigt, zu antworten: Herr Berthier von Sauvigny ist in Compiegne verhaftet worden.
    Dann dringt er in das Stadthaus ein, wo er Lafayette und Bailly dasselbe verkündigt.
    Gut, gut, ich wußte es, erwidert Lafayette.
    Wir wußten es, sagte Bailly, und es sind Befehle gegeben, daß man ihn dort bewacht.
    Dort bewacht? wiederholte der Eilbote.
    Allerdings; ich habe zwei Kommissare mit einer Bedeckung abgeschickt.
    Eine Bedeckung von zweihundertfünfzig Mann, nicht wahr? fragte ein Wähler, dies ist mehr als genügend.
    Meine Herren, entgegnet der Eilbote, das ist es gerade, was ich Ihnen sagen wollte: die Bedeckung ist zerstreut und der Gefangene durch die Menge entführt worden.
    Entführt! ruft Lafayette. Die Bedeckung hat sich ihren Gefangenen entführen lassen?
    Klagen Sie nicht an. Alles, was sie thun konnte, hat sie gethan.
    Aber Herr Berthier? fragte Bailly ängstlich.
    Man bringt ihn nach Paris, antwortete der Eilbote, und in diesem Augenblick ist er in Bourget.
    Wenn er hieher kommt, ist er verloren! rief Bailly.
    Geschwind! geschwind! rief Lafayette, fünfhundert Mann nach Bourget! Die Kommissäre und Herr Berthier sollen dort anhalten und bleiben; während der Nacht werden wir die Sache überlegen und einen Entschluß fassen.
    Aber wer wird es wagen, diesen Auftrag zu übernehmen? versetzte der Eilbote, der aus dem Fenster voll Schrecken das stürmische Meer betrachtete, von dem jede Welle ihren Todesschrei auswarf.
    Ich! rief Billot; diesen werde ich retten!
    Aber Sie werden umkommen! rief der Eilbote; die Straße ist schwarz von Menschen.
    Ich gehe, sagte der Pächter.
    Unnütz, murmelte Bailly, der gehorcht hatte. Höret!
    Da vernahm man in der Richtung von Porte Saint-Martin ein Geräusch, dem Tosen des Meeres auf den Strandsteinen ähnlich. Dieser wütende Lärm drang über die Häuser empor wie der brodelnde Dampf über den Rand eines Gefäßes.
    Sie kommen, sie kommen! murmelte der Eilbote.
    Ein Regiment! ein Regiment! rief Lafayette mit dem edlen Wahnsinn der Menschenliebe, der die glänzende Seite seines Charakters war.
    Ei! Mord und Tod! rief Bailly, vergessen
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