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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2
Autoren: Alexander Dumas
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gesehen?
    Ja, er sah drollig aus; man hatte ihm ein Halsband von Nesseln statt der Kravatte angezogen.
    Nesseln, warum dies?
    Weil der Schurke, wie es scheint, gesagt hat, das Brot sei für die Menschen, der Hafer für die Pferde, die Nesseln seien aber gut genug für das Volk.
    Er ging zu Fuß, und man versetzte ihm den ganzen Weg entlang eine Menge von Streichen in die Hüften und an den Kopf.
    Ah! ah! machte Billot, weniger enthusiastisch.
    Das ist sehr belustigend, fuhr Pitou fort; nur konnte ihm aber nicht jedermann geben; da mehr als zehntausend Personen da waren, die hinter ihm schrien. Dann hat man ihn zum Präsidenten des Saint-Marcell-Distrikts geführt -- ein guter, wie Sie wissen.
    Ja, Herr Acloque.
    Acloque! ganz richtig; dieser aber hat Befehl gegeben, ihn in das Stadthaus zu führen, weil er nicht wußte, was er mit ihm machen sollte, so daß Sie ihn sehen werden.
    Aber wie kommt es, daß du das verkündigst, und nicht der berufene Saint-Jean?
    Weil meine Beine sechs Zoll länger sind als die seinigen. Er war vor mir abgegangen, aber ich habe ihn eingeholt und bin ihm dann zuvorgekommen. Ich wollte Sie benachrichtigen, damit Sie Herrn Bailly davon in Kenntnis setzen können.
    Welches Glück hast du!
    Ich werde morgen noch viel mehr haben.
    Woher weißt du das?
    Derselbe Saint-Jean, der Foulon denunzierte, hat sich anheischig gemacht, es dahin zu bringen, daß man auch des Herrn von Berthier, der auf der Flucht ist, habhaft werde.
    Er weiß also, wo er ist?
    Ja, es scheint, es war ihr Vertrauter, dieser gute Herr Saint-Jean, und hat vom Schwiegervater und vom Schwiegersohn, die ihn bestechen wollten, viel Geld bekommen.
    Und er hat das Geld genommen?
    Gewiß; es ist immer gut, das Geld eines Aristokraten zu nehmen; doch er hat gesagt: Ein guter Patriot verrät die Nation nicht für Geld.
    Ja, murmelte Billot, er verrät nur seinen Herrn. Weißt du, Pitou, daß mir dein Saint-Jean eine große Kanaille zu sein scheint?
    Das ist möglich, doch gleichviel, man wird Herrn von Berthier festnehmen, wie man Meister Foulon festgenommen hat, und man wird sie beide Nase an Nase henken. Was für eine abscheuliche Grimasse werden sie, einander anschauend, machen!
    Und warum wird man sie henken? fragte Billot.
    Weil es Schurken find, die ich verabscheue.
    Herr Berthier, der in den Pachthof gekommen ist, Herr Berthier, der bei seinen Rundreisen in der Ile-de-France bei uns Milch gegessen und von Paris aus goldene Ohrringe für Katharine geschickt hat! Oh! nein, nein, man wird ihn nicht henken.
    Bah! versetzte Pitou grimmig, er war ein Aristokrat, ein schmeichelnder Betrüger!
    Billot schaute Pitou ganz erstaunt an. Unter dem Blicke Billots errötete Pitou unwillkürlich bis an das Weiße der Augen.
    Plötzlich gewahrte der würdige Pächter Herrn Bailly, der nach einer Beratung aus dem Saale in sein Kabinett ging; er eilte auf ihn zu und teilte ihm die Neuigkeit mit.
    Nun war aber die Reihe an Billot, einen Ungläubigen zu finden.
    Foulon! Foulon! rief der Maire, Tollheiten!
    Hören Sie, Herr Bailly, sprach der Pächter, hier ist Pitou, der ihn gesehen hat.
    Ich habe ihn gesehen, Herr Maire, sagte Pitou, indem er eine Hand an die Brust legte und sich verbeugte.
    Und er erzählte Bailly, was er Billot erzählt hatte.
    Da sah man den armen Bailly erbleichen; er begriff den ganzen Umfang der Katastrophe.
    Und Herr Acloque schickt ihn hieher?
    Ja, Herr Maire.
    Aber warum schickt er ihn?
    Oh! seien Sie unbesorgt, sagte Pitou, der sich in der Unruhe von Bailly täuschte, es sind Leute dabei, um den Gefangenen zu bewachen; man wird ihn auf dem Wege nicht entführen.
    Wollte Gott, daß man ihn entführte, murmelte Bailly.
    Dann wandte er sich an Pitou und fragte:
    Leute... was verstehen Sie darunter, mein Freund?
    Ich meine das Volk. Mehr als zwanzigtausend Männer, die Weiber nicht gerechnet, antwortete Pitou triumphierend.
    Der Unglückliche! rief Bailly. Meine Herren! meine Herren Wähler!
    Und mit scharfer Stimme rief er alle Beisitzer zu sich.
    Bei seiner Erzählung hörte man nur Ausrufungen und Angstschreie.
    Während eines Stillschweigens des Schreckens, das sodann eintrat, drang allmählich ein verworrener, ferner, unbestimmter Lärm in das Stadthaus.
    Was ist das? fragte ein Wähler.
    Oh! es ist der Lärm der Menge, antwortete ein andrer.
    Plötzlich rollte ein Wagen rasch auf den Platz; er enthielt zwei bewaffnete Männer, die einen dritten bleichen, zitternden Mann aussteigen ließen.
    Hinter dem Wagen, geführt
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