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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2
Autoren: Alexander Dumas
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wenn es sich um die Interessen des Königs handelt, und es wäre an mir, Ihnen zuerst zu befehlen, mit Ihrer Empfindsamkeit sparsam zu sein, wenn ich bemerkte, daß Sie einige Furcht für mich hegen wollten.
    Dann wandte er sich an Marie Antoinette und sagte kalt:
    Ich bin zu den Befehlen der Königin und gehe. Ich werde Ihnen Nachrichten vom König bringen, gute Nachrichten, Madame, oder ich bringe Ihnen gar keine.
    Nachdem er diese Worte gesprochen, verbeugte er sich bis auf die Erde und ging ab, ohne daß die Königin, zugleich von Schrecken und Zorn betroffen, nur daran dachte, ihn zurückzuhalten.
    Einen Augenblick nachher hörte man auf dem Pflaster des Hofes die Hufeisen eines galoppierenden Pferdes schallen.
    Die Königin blieb unbeweglich, aber von einer inneren Aufregung erfaßt, die um so furchtbarer war, je mehr sie sich anstrengte, sie zu verbergen.
    Andree ging mit den andern aus dem Gemache weg und überließ Marie Antoinette den Liebkosungen ihrer zwei Kinder, die sie hatte zu sich rufen lassen.

Die Rückkehr.
    Die Nacht war eingetreten mit ihrem Gefolge von Befürchtungen und finsteren Visionen, als plötzlich am Ende des Palastes Ausrufungen erschollen.
    Die Königin bebte und stand auf. Ein Fenster war ihr zur Hand; sie öffnete es.
    Beinahe in demselben Augenblick traten freudetrunkene Diener bei Ihrer Majestät ein und riefen:
    Ein Kurier, Madame! ein Kurier!
    Drei Minuten nachher stürzte sodann ein Husar in die Vorzimmer.
    Es war ein von Herrn von Charny abgeschickter Leutnant. Er kam mit verhängten Zügeln von Sevres.
    Und der König? fragte die Königin.
    Seine Majestät wird in einer Viertelstunde hier sein, antwortete der Offizier, der kaum sprechen konnte.
    Gesund und wohlbehalten?
    Gesund und wohlbehalten, Madame.
    Sie haben ihn gesehen, nicht wahr?
    Nein, Madame; doch Herr von Charny hat es mir gesagt, als er mich abschickte.
    Die Königin bebte abermals bei diesem Namen, den der Zufall mit dem Namen des Königs verschlungen hatte.
    Ich danke, mein Herr, ruhen Sie aus, sprach die Königin zu dem jungen Edelmann.
    Der junge Mann verbeugte sich und trat ab.
    Sie nahm ihre zwei Kinder bei der Hand und wandte sich nach der großen Freitreppe, auf der sich schon alle Diener und Höflinge gruppierten.
    Das durchdringende Auge der Königin erblickte auf der ersten Stufe eine weiße junge Frau, die sich auf das steinerne Geländer stützte und einen gierigen Blick in die Schatten der Nacht tauchte.
    Das war Andree, deren Beklommenheit die Gegenwart der Königin nicht zu zerstreuen vermochte.Offenbar hatte sie, die sonst so eifrig war, sich an die Seite der Königin zu stellen, ihre Gebieterin nicht gesehen oder nicht sehen wollen.
    Sie hegte also einen Groll wegen der Heftigkeit von Marie Antoinette, einer grausamen Heftigkeit, unter der sie am Tage zu leiden gehabt hatte.
    Oder von einem Gefühl mächtiger Teilnahme angetrieben, erwartete sie auf ihre eigene Rechnung die Rückkehr von Charny, für den sie so viele liebevolle Befürchtungen geäußert hatte.
    Ein doppelter Dolchstoß, der bei der Königin eine noch blutende Wunde wieder öffnete.
    Sie hörte nur noch mit zerstreutem Ohr auf die Glückwünsche und die Freude ihrer andren Freundinnen und der Höflinge.
    Sie fühlte sich sogar einen Augenblick dem heftigen Schmerz entrückt, der sie den ganzen Abend niedergebeugt hatte. Ein Waffenstillstand trat an die Stelle der Unruhe, die in ihrem Herzen die Reise des durch so viele Feinde bedrohten Königs erregte.
    Doch mit einer starken Seele verjagte sie bald alles, was nicht die gesetzliche Zuneigung ihres Herzens war. Sie legte zu den Füßen Gottes ihre Eifersucht, sie opferte ihren geheimen Zorn und ihre geheimen Freuden der Heiligkeit des ehelichen Schwures.
    In diesem Augenblick wenigstens fühlte sie: der Stolz des Königtums erhob die Königin über alle irdischen Leidenschaften; die Liebe des Königs war ihr Egoismus:
    Sie hatte also sowohl die kleinen Rachgieren der Frau, als die leichtfertigen Koketterien der Liebhaberin völlig von sich ausgetrieben, als die Fackeln der Eskorte im Hintergrunde erschienen. Dieses Feuer vergrößerte sich in jeder Sekunde durch die Raschheit des Laufes.
    Man hörte die Pferde wiehern und schnaufen; der Boden zitterte in der Stille der Nacht unter dem taktmäßigen Gewicht der schnell herbeikommenden Schwadronen.
    Die Gitter öffneten sich, die Posten stürzten mit tausendbegeisterten Ausrufungen dem König entgegen; der Wagen rollte geräuschvoll
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