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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman
Autoren: Tamara McKinley
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ungläubig an. Sie hatte so lange auf diese Worte gewartet – und jetzt war es, als sei sie am Boden festgewachsen. Dann löste das Glück ihre Erstarrung, und sie stürmte durch die Tür und rannte den Korridor entlang zu Joes Zimmer.
    Er saß aufrecht in die Kissen gelehnt; seine Augen waren noch verschwollen vom Schlaf. Der Turban seines Verbandes war durch eine verpflasterte Mullkompresse ersetzt worden, und die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Seine dunklen Wimpern flatterten, und seine grünen Augen schauten sie suchend an. »Ellie?«, sagte er heiser. »Bist du es wirklich?«
    »Sein Hals wird noch eine Weile wund sein, und er wird schnell ermüden«, sagte der Arzt leise. »Also machen Sie den Besuch kurz, und lassen Sie ihm Zeit, wieder ganz zu genesen.«
    Ellie nickte, aber ihr ganzes Wesen konzentrierte sich auf den Mann im Bett. Ihr Joe war wieder lebendig! Er war lebendig und atmete, und sie konnte ihn berühren! Sie trat ins Zimmer und näherte sich dem Bett, streckte die Hände nach ihm aus und sehnte sich danach, wieder in seinen Armen zu liegen.
    Seine grünen Augen wanderte zu ihrem Bauch und kehrten zu ihrem Gesicht zurück. Sie las Verwirrung und Schmerz in diesen Augen – eine Qual, die bis in ihr Innerstes drang. »Ellie?«, flüsterte er. »Sag mir, dass es nicht wahr ist.«
    Es kostete all ihre Kraft, ruhig zu bleiben. »Ich bekomme ein Kind. Aber es ist nicht so, wie du denkst«, sagte sie leise. »Und wenn es dir besser geht, werde ich es dir erklären.« Sie nahm seine Hand und versuchte ihn mit der Kraft ihres Willens dazu zu bringen, dass er sie verstand.
    Aber er reagierte nicht. Da war nur ein kalter Blick voller Kränkung und Ratlosigkeit.
    Ellie war verzweifelt. Sie hatte ihm so viel zu sagen, aber der Schmerz in seinen Augen verriet ihr, dass er nicht zuhören würde. Ohne fairen Prozess, ohne Anhörung hatte er sie verurteilt. Das war nicht der Joe, den sie liebte. Nicht der Joe, an den sie sich erinnerte. Aber konnte sie es ihm verdenken? Siewar gebrauchte Ware – trug das Kind seines eigenen Bruders im Leib. »Erinnerst du dich nicht an den Tag, als du nach Warratah zurückgekommen bist?«, fragte sie zögernd. »Erinnerst du dich nicht an deinen Kampf mit Charlie und worum es dabei ging?«
    Joe blieb stumm, sein Blick noch immer kalt und vorwurfsvoll.
    Sie blieb beharrlich. »Snowy hat dich nach Hause gebracht. Ihr seid angekommen, als Charlie und ich einen Streit hatten. Du musst dich erinnern, worum es dabei ging. Bitte!« Sie war verzweifelt. »Du musst dich erinnern.«
    Er runzelte die Stirn, und wieder wanderte sein Blick zu ihrem Bauch unter dem Hemd. »Du hast gesagt, du wartest auf mich«, wisperte er. »Du hast es versprochen.«
    Ellie zuckte zusammen, als er seine Hand wegzog und sich auf die Seite drehte. »Joe«, flehte sie. »Bitte, Joe. Ich kann es erklären!«
    Er antwortete nicht.
    Die Hand auf ihrer Schulter war warm, aber fest. »Ich glaube, wir lassen ihn eine Weile schlafen, Ellie«, sagte Dr. O’Neill. »Er ist offensichtlich verwirrt und scheint auch unter Gedächtnisverlust zu leiden. Quälen Sie sich nicht, indem Sie hier bleiben. Gehen Sie nach Hause, und ruhen Sie sich aus. Kümmern Sie sich um das Baby. Wir kümmern uns um Joe.«
    »Aber er muss sich erinnern an das, was passiert ist«, beharrte sie. »Er muss gehört haben, was ich zu Charlie gesagt habe, denn sonst hätte er sich nicht so auf ihn gestürzt. Er kann doch nicht vergessen haben, worum es bei dem Kampf ging?«
    Dr. O’Neil seufzte. Er kannte die Geschichte von Aurelia. »Er war sehr krank, und das Hirn hat Schaden davongetragen. Wir hoffen, dass diese Amnesie nur vorübergehend sein wird – aber ich muss Sie warnen: In solchen Fällen blockiert der Patient manchmal Ereignisse, die allzu schmerzlich sind, und erlangt seine volle Erinnerung niemals zurück.«
    »Und was soll ich jetzt tun?« Sie hatte sich noch nie so hilflos gefühlt.
    »Fahren Sie mit Ihrer Tante nach Hause. Lassen Sie Joe Zeit, sich zu erholen, und ich werde mein Bestes tun, um ihm zu helfen, sein Gedächtnis wiederzufinden. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben und Sie über die Fortschritte auf dem Laufenden halten. Ihre Anwesenheit wird seiner Genesung nur hinderlich sein.«
    »Seiner Genesung hinderlich.« Die Worte dröhnten in ihrem Kopf. So etwas hatte sie nicht erwartet. Dies war nicht das Aufwachen, das sie seit drei Monaten herbeisehnte. Wie in Trance bewegte sie sich zur Tür. Draußen drehte
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