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Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Titel: Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
Autoren: Rene Fried
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richtige Bezeichnung. Meine Eltern vermieden es, miteinander über dieses Thema zu sprechen. Mein Vater ignorierte es einfach und erwähnte diesen Vorfall nie wieder. Aber meiner Mutter fiel das nicht so leicht. Sie brauchte jemanden, mit dem sie über den Fluch, wie sie es nannte, reden konnte. Also vertraute sie sich einer Freundin an.“
    „Und die hat es dann gepetzt, stimmt´s?“
    „Ja. Sie hat es gepetzt, wie du es so unschön nennst.“
    „Was ist dann geschehen?“
    „Nun, zuerst begannen die Nachbarn uns zu meiden, bald darauf das gesamte Dorf. Mir machte das nicht allzu viel aus, aber für meine Eltern tat es mir sehr leid, da sie stets angesehene Dörfler waren. Eines Abends bat ich meine Eltern schließlich um ein Gespräch und gab ihnen meine Entscheidung bekannt.“
    „Was denn für eine Entscheidung?“
    „Wenn du mich nicht ständig unterbrechen würdest“, fuhr ihn Candol an, „dann wüsstest du es bereits! Also, wo war ich?“
    „Deine Entscheidung“, antwortete Jesta leise.
    „Ja, richtig, meine Entscheidung. Ich sagte ihnen, dass ich das Dorf verlassen werde, um andere wie mich zu suchen. Andere Zauberer und einen Ort, an dem man mich so akzeptieren würde, wie ich bin. Sie nahmen meine Entscheidung stillschweigend hin und so packte ich meine Sachen und verließ Tulm, nicht jedoch ohne dem Dorfschulzen noch einen Brief zu hinterlassen, in dem ich darum bat, nicht meine Eltern für meine Gabe verantwortlich zu machen und sie wieder als die Bürger anzusehen, die sie schon immer gewesen waren.“
    „Hast du sie je wieder gesehen?“
    Der Zauberer nickte kaum merklich mit dem Kopf. „Jahre später kehrte ich zurück nach Tulm. Das Dorf hatte sich, im Gegensatz zu mir, kaum verändert. Ich hatte mir Haare und Bart wachsen lassen, trug weite Kleidung, fast so wie heute und hatte auch schon meinen Stab dabei. Niemand erkannte mich wieder. Leider waren meine Eltern während meiner Abwesenheit verstorben. Ich konnte sie nur noch an ihren Gräbern besuchen. Danach kehrte ich Tulm für immer den Rücken zu.“
    „Du bist wirklich nie wieder dort gewesen?“
    „Nicht seit jenem Tag, nein.“
    „Du sagtest, du wolltest einen Ort finden, an dem man dich so akzeptieren würde, wie du bist. Hast du diesen Ort denn nie gefunden? Ich frage, weil du schon so lange hier in den Wäldern lebst, so ganz allein, wenn man einmal von den Woggels absieht.“
    „Weißt du, Jesta, nachdem ich Tulm verlassen hatte, zog ich durch ganz Talint. Später reiste ich auch nach Fyrilon und Vaskaan, selbst Brahn habe ich besucht. Doch mit der Zeit wurde mir bewusst, dass es gar nicht darauf ankam, wohin ich gehen würde. Die Einwohner von Tulm haben die Magie schon immer abgelehnt, doch solche Menschen gibt es überall, ganz gleich, wo man ist. Denk nur an Jindo! Er könnte mit Cale zusammen in Antis leben, zieht es jedoch vor, abgeschieden in den eisigen Wäldern zu wohnen. Und so ähnlich ist es auch bei mir. Mittlerweile habe ich die Ruhe zu schätzen gelernt, der Lärm der großen Städte, ja selbst der der Dörfer, ist nichts mehr für mich.“
    „Aber was ist mit den anderen? Hast du auf deinen Reisen weitere Zauberer getroffen?“
    Candol nickte. „Einige Jahre später traf ich in Panjan einen Mann, der sich Tabor nannte und er wiederum war ein Bekannter von Ucardius.“
    „Dem Ucardius?“, fragte Jesta erstaunt. „Dem Obersten vom Kreis der Fünf?“
    „Ganz genau. Aber ich selbst bin ihm, ebenso wie dem Rest des Kreises, nie begegnet. Alles was ich über den Kreis der Fünf, dem Wolkenwal und dem Runenauge weiß, hat mir Tabor erzählt. Von ihm habe ich auch das Buch erhalten, in dem das Stumme Lied des Wolkenwals steht. Aber das sind Geschichten längst vergangener Zeiten und sollen vorerst nicht von deinem Interesse sein. Es ist ohnehin höchste Zeit zurück ins Haus zu gehen, Inoel wird sicherlich schon warten.“ Er stand auf, stützte sich auf seinen Stab und ging langsamen Schrittes den Pfad hinauf.
    Jesta sah ihm noch einen Moment lang nach, dann erhob auch er sich und folgte ihm. Als sie kurz darauf am Baumhaus ankamen, war die Sonne bereits untergegangen.

    Der nächste Morgen kam und mit ihm der Beginn von Jestas Unterricht. Nach einem kurzen Frühstück packte Inoel noch einige Dinge zum Mittag ein, dann gingen sie zusammen nach draußen auf die Lichtung. Während der Zauberer dort die Melodie der Woggels zu pfeifen begann, sah Jesta noch einmal nach, ob sein Esel für den weiteren Tag
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