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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Autoren: Rene Fried
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drückte die Speerspitze des anderen langsam hinunter.
    „Ich bin Raschuri, der erste Vertreter und Übersetzer unseres ehrwürdigen Königs Vluvash Nilmsch.“
    „Mein Name ist Jindo, und das hier sind meine Freunde Renyan und Cale.“
    „Warum habt ihr das Vlugasha in das Meer getaucht?“
    „Weil wir eure Hilfe benötigen, Raschuri. Wir hoffen, dass ihr uns vielleicht einen Weg zeigen könnt, der meine beiden Freunde nach Namagant bringt.“
    „Namagant?“, rief Raschuri zornig. „Weshalb?“
    „Weil es über Wasser keinen anderen Weg gibt“, antwortete Cale. „Habt ihr etwa noch nie vom Schattenwall gehört?“
    „Das hatte ich nicht gemeint!“, erwiderte der Vlu streng. „Warum wollt ihr das tote Land betreten?“
    „Um es von seinem Leid zu erlösen!“, antwortete Renyan.
    Raschuri sah ihn erstaunt an. „Nur du und dieses Kind?“
    „Ganz recht“, antwortete Cale grimmig.
    „In der Kultur der Vlu ist es seit jeher so, dass unseren Kindern bereits in jungen Jahren die Kunst des Kämpfens gelehrt wird. Die Welt unter dem Meeresspiegel ist grausam und voller Tücken. Aber das diese Tradition auch bei den Menschen besteht, war mir bisweilen nicht bekannt.“
    „Dem ist auch nicht so“, erwiderte Renyan harsch.
    „Und dennoch soll dieses Kind euch begleiten?“
    „Ja, denn dieser Junge hier ist etwas Besonderes.“
    „Etwas Besonderes?“ Raschuri musterte Cale eindringlich, wobei ihm anzusehen war, dass er den Jungen für ziemlich gewöhnlich hielt. „Nun, wenn das so ist, dann solltet ihr mich in unser Reich begleiten. Mein König hat eine Vorliebe für
    besondere Dinge, vor allem aus eurer Welt. Nicht umsonst hat er veranlasst, dass einige von den Trockenvölkern mit dem Vlugasha beehrt werden dürfen.“
    „Trockenvölker?“, wiederholte Cale gekränkt.
    „Menschen“, erwiderte Raschuri und grinste abfällig. „Oder jedes andere Volk, das“, er verdrehte die Augen, „Luft atmet.“
    „Dann werdet ihr meinen Freunden also den Zutritt nach Sarash Firni gestatten?“, fragte Jindo.
    „Das werden wir.“ Raschuri wandte sich erneut an seinen Nebenmann und murmelte ihm etwas zu, worauf der andere Vlu eine rote Muschel hervorholte, die wie ein Horn aussah. Dann sprang er ins Wasser, tauchte einige Meter hinunter und blies hinein.
    Wenige Minuten später tauchte plötzlich eine zweite Muschelkutsche aus dem Wasser empor, in der ein weiterer Vlu saß. Nach einer kurzen Unterredung mit seinesgleichen zog er einen lederartigen Beutel hervor und schüttete den Inhalt vorsichtig in seine Handfläche. Zwei Kieselsteingroße, rötliche Kugeln kamen zum Vorschein, die übersät waren mit kleinen Stacheln.
    „Habyssusfrüchte!“, sagte Raschuri und überreichte je eine an Renyan und Cale. „Schluckt sie hinunter, und das so schnell ihr könnt!“
    „Warum?“, fragte Cale und betastete vorsichtig die kleinen Stacheln der Frucht.
    „Habyssusfrüchte“, antwortete Raschuri, „erlauben es euch Trockenvölkern für eine äußerst lange Zeit die Luft anhalten zu können, die ihr ja in unserem Element so dringlich benötigt. Ihr Nachteil sind jedoch die Stacheln, die sehr schmerzhaft für Mund und Hals sind. Lasst euch bloß nicht dazu hinreißen, sie zerbeißen zu wollen! Habyssusfrüchte sind sehr hart, erst in euren Mägen werden sie zersetzt und können dann ihre Wirkung entfalten.“
    „Aber das würde Stunden dauern“, erwiderte Renyan.
    „Nicht bei diesen Meeresfrüchten. Glaubt mir, ihr werdet schon in wenigen Minuten eine erstaunliche Veränderung spüren.“
    „Na dann mal los“, rief Cale und beförderte die Frucht mit einer lässigen Handbewegung in seinen Mund. Der Geschmack von salziger Milch legte sich auf seine Zunge, und bei dem Versuch die Frucht hinunter zu schlucken, überkam ihn sogleich ein starker Brechreiz. Doch er kniff die Augen zusammen, holte noch einmal tief Luft und schluckte die Frucht rasch hinunter. Dann kam der Schmerz. Cale schien es, als würden die kleinen Stacheln seinen gesamten Hals aufschlitzen und ihm schossen umgehend die Tränen in die Augen.
    „Hab schon Schlimmeres gegessen“, sagte er schließlich und fasste sich prüfend an den Hals.
    Renyan betrachtete daraufhin noch einen Moment lang skeptisch seine Frucht, bevor er es dem Jungen gleich tat und sie ebenfalls hinunterschluckte.
    „Dann legt nun eure Kleidung ab“, sagte Raschuri und gab dem Vlu in der zweiten Kutsche ein Zeichen. Dieser öffnete daraufhin den Deckel eines langen,
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