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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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Höhere Lamm ist!«
    Alle um das Podium Versammelten drehten sich zum Sprecher um. Es war einer der Computertechniker. Der zweite hatte sich neben ihn gestellt.
    »Was ist sie?«, wandte sich Hubu-auf-Getag an den Computertechniker. Unter normalen Umständen hätte er einen Techniker selbstverständlich verprügelt, weil er es gewagt hatte, eine feierliche Zeremonie zu stören. So etwas tat man einfach nicht. Aber während der heutigen Zeremonie waren etliche Dinge getan worden, die man eigentlich nicht tat.
    »Sie ist das Höhere Lamm«, wiederholte der Techniker. »Ich bin Francis Hamn, Bischof der Kirche des Höheren Lamms. An meiner Seite steht Sam Berlant, ebenfalls ein Mitglied der Kirche. Seit Jahrzehnten verfolgt unsere Kirche das Ziel der Hervorbringung des Höheren Lamms, einer Entität, in der sich die besten Eigenschaften von Menschen und die Friedfertigkeit von Schafen verbinden. Zu diesem Zweck und um eine falsche Identifizierung des Höheren Lamms auszuschließen, haben wir einen eindeutigen Test entwickelt – einen Test, den nur jemand mit den Qualitäten des Höheren Lamms bestehen kann. Dieser Test, Hubu-auf-Getag, war die Krönungszeremonie Ihrer Sippe. Es gibt nur zwei Personengruppen, die ihn durchführen können – Mitglieder Ihrer Sippe und das Lamm selbst. Und dort ist es.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Hubu-auf-Getag. »Sie sind Computertechniker.«
    »Richtig«, pflichtete Hamn ihm bei. »Computertechniker, die einer Kirche angehören. Einer Kirche, die Ihrer Sippe durch eine Tochtergesellschaft die Androidentraum-Schafe und das Computernetzwerk geliefert hat, das jetzt Ihre Welt kontrolliert und auf dem die Macht Ihrer Sippe beruhte. Wir haben Ihrer Sippe den Weg zur Macht gebahnt. Der Preis dafür war, dass alles gleichzeitig der Test für die Erreichung unseres Ziels war: die Schaffung eines Wesens, das von unseren Gründern prophezeit wurde. Schauen Sie sie an, Hubu-auf-Getag – sie ist die lebende Verkörperung des Glaubens einer ganzen Religion.«
    Jetzt drehten sich alle Anwesenden zu Robin Baker um.
    »Um Himmels willen!«, entfuhr es Robin. »Wie göttlich kann ich sein, wenn mir die Füße wehtun, wenn ich Blähungen habe, wenn ich dringend pinkeln muss.«
    Hubu-auf-Getag wandte sich wieder Francis Hamn zu. »Wie auch immer – Ihr ›Test‹ hat jedenfalls dafür gesorgt, dass meine Sippe die Herrschaft verloren hat.«
    Creek meldete sich zu Wort. »Im Gegenteil, Hubu-auf-Getag«, sagte er. »Eine andere Sippe hat Ihren Herrschaftsanspruch in Frage gestellt und hätte um Haaresbreite die Thronfolge angetreten. Nur die Tatsache, wer und was Miss Baker ist, sowie ihr Verhalten während der Zeremonie hat verhindert, dass es dazu kommt.«
    »Wenn sie nicht das Höhere Lamm wäre, würde jetzt Narf-win-Getag auf dem Thron des Fehen sitzen«, sagte Hamn. »Und Ihre Sippe hätte Schlimmes zu erdulden.«
    »Aber jetzt ist sie die Fehen«, sagte Hubu-auf-Getag.
    »Die bereit ist, fast ihre gesamte Macht Ihnen zu übertragen, Hubu-auf-Getag«, sagte Creek. »Wenn ich Sie wäre, würde ich es Ihrer Sippe und Ihrem Volk genauso verkaufen, irgendeine Geschichte mit göttlicher Fügung und so. Wenn schon, dann richtig.«
    »Ich muss mich mit meiner Sippe beraten«, sagte Hubu-auf-Getag.
    »Aber natürlich«, entgegnete Creek.
    Hubu-auf-Getag ging davon.
    »Wie mir aufgefallen ist, haben Sie nichts davon erwähnt, dass Ihre Kirche den Lauf der Ereignisse genauso manipuliert hat wie jeder andere in diesem kleinen Abenteuer«, sagte Creek zu Hamn.
    »Details, Details«, sagte Hamn und blickte zu Robin auf. »Apropos, bezüglich der Kirche gibt es da noch ein kleines Detail, von dem Miss Baker wissen sollte.«
    »Welches?«, fragte Robin.
    »Die Kirche des Höheren Lamms dient dem Ziel, das Höhere Lamm hervorzubringen«, sagte Hamn. »Die Kirchenleitung, die Sam und ich repräsentieren, ist einstimmig der Meinung, dass Sie es sind.«
    »Und wenn ich diesen Posten gar nicht will?«, fragte Robin.
    »Es ist kein Posten, sondern ein Daseinszustand«, sagte Sam Berlant. »Selbst wenn Sie ihn nicht wollen, sind Sie es trotzdem. Ihre Ankunft ist für uns von eminenter Bedeutung – für alle Religionen. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass eine prophezeite religiöse Entität gezielt erschaffen wurde. Sie sind die religiöse Entdeckung des Jahrtausends, Miss Baker.«
    »Super!«, sagte Robin.
    »Aber es gibt durchaus Aufwandsentschädigungen«, sagte Hamn in beruhigendem Tonfall. »Die
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