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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Verhaltensweisen von dir und Besonderheiten auf diesem Schiff. Aber hauptsächlich ...« Einen Moment lang schloß sie die Augen. »Ich habe gesehen - oder glaube es jedenfalls -, wie du dich in eine ... eine Fledermaus verwandelt hast.«
    Die Beine versagten ihr den Dienst, und unter Drakes durchdringendem Blick sank sie aufs Sofa.
    Dann sagte Drake: »Aus purem Selbstschutz heraus müßte ich deiner Vermutung, du seiest wahnsinnig geworden, beipflichten. Aber ich kann nicht zulassen, daß du glaubst, verrückt zu sein.«
    Nur ganz langsam erfaßte Harper die ungeheure Bedeutung von Drakes Worten. Sie wandte den Blick von dem blassen Gesicht mit den stechenden Augen ab und versuchte zu sprechen, konnte es aber nicht. Sie versuchte es erneut: »Du kannst doch unmöglich ein ... ein ...«
    »Vampir«, half Drake nach.
    Harper konzentrierte sich auf die smaragdgrüne Farbe von Drakes Bluse, die sich deutlich von den blauweißen Kristallen jenseits der Aussichtsfenster abhob. Beinahe flehend sagte sie: »Ich muß wahnsinnig sein. Wie kannst du Captain eines Raumschiffs sein und ein ... Vampir?«
    »Ich wurde mit einer außergewöhnlichen Intelligenz geboren, die ich in den achthundertundzweiundzwanzig Jahren meines Daseins hin und wieder verwerten konnte.«
    Harper hatte das Gefühl, als treibe ihr Verstand losgelöst umher, weit weg von jedem zusammenhängenden Gedanken. »Das heißt, daß du im Jahr ... in ...« Ihre Rechenkünste verließen sie.
    »Siebzehnhundertsiebenundsechzig«, sagte Drake. »Über ein Jahrhundert früher, als Bram Stoker Dracula schrieb.«
    »Wie ... wie konntest ...«
    »Wie ich zu dem wurde, was ich bin?«
    Sprachlos nickte Harper.
    Drake wendete den Blick von ihr ab und dem Computerbildschirm zu. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. »Stoker hat meine Artgenossen in düsteren Farben gemalt, aber kein Schreiber von Fiktion oder Wahrheit hätte jemals die Gemeinheit jener Kreatur beschreiben können, die ...«
    Sie sah Harper wieder an. »Ich lebte mit meinem Mann und seiner Nichte in einem Dorf. Ich war damals siebenundzwanzig, mein Mann schon alt und gebrechlich. Seine Nichte und ich waren ein Liebespaar, was zu jener Zeit nichts Ungewöhnliches war.
    Eines späten Abends waren Nadja und ich im Garten. Hätten wir uns nicht so innig umarmt, hätten wir den Eindringling gehört und wären ihm entkommen. Er schlug mich mit einem Knüppel bewußtlos.« Ihre Stimme war ausdruckslos. »Nadjas Blut trank er gleich im Garten. Später erfuhr ich, daß die Schläge sie schon vorher getötet hatten und sie so einer Ansteckung entgangen war. Sie ruht friedlich und für immer und ewig in ihrem Grab.
    Mich nahm er mit sich. Er fesselte mich, und als er in der folgenden Nacht sein irdenes Versteck verließ, befriedigte er seine Bedürfnisse auf eine so widerliche Weise, die alle deine Vorstellungen weit übersteigt.«
    Harper, von Drakes Anblick wie gebannt, konnte nichts sagen, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    »Er ließ mich gefesselt und halbtot zurück. Die nächste Nacht kam er wieder, und diesmal war sein Appetit so groß, daß es mich das Leben kostete. Aber natürlich wachte ich später in einem Erdhügel neben ihm auf - eine Kreatur wie er selbst. Er hatte erwartet, daß ich mich über sein Geschenk einer anderen Existenz nach dem Tod freuen würde. Und wie die meisten Männer - besonders die jener Zeit - hatte er angenommen, daß ich seine Brutalität trotz aller Schreie und Gegenwehr genossen hätte.«
    Drake zog ein Bein an, umklammerte das Knie mit der Hand. »Es war nur eine Frage der sorgfältigen Planung, bevor ich ihm eines Morgens einen Pfahl in den Leib stieß, und zwar ganz langsam. Ich hatte ihn festgebunden, damit er seine großen Kräfte nicht gebrauchen konnte, und er war so hilflos wie ich zuvor. Dann habe ich seinen widerlichen Körper ins Freie gezerrt und auf die reinigenden Strahlen der Sonne gewartet.«
    Eine Weile herrschte Schweigen; Drake schien in diese letzte Erinnerung vertieft zu sein. Dann sagte sie: »Jene Zeiten waren sehr schwer für meine Gattung. Ganze Vampirhorden belagerten nachts die Dörfer. Die Bewohner, die so dumm waren und ihre verriegelten Häuser verließen oder die sich meinen Artgenossen unabsichtlich auslieferten, ereilte ein grausames Schicksal, und unsere Reihen wurden mit immer mehr Untoten gefüllt. Die Kirche tat unsere Existenz als ketzerischen Aberglauben stupider Bauern ab, und die Regierungsvertreter - der Kirche treu ergeben - weigerten
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