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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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Schirokowas Brief in die Hände. Natascha begann, sie zu beobachten, und eines Tages erblickte sie einen Mann an ihrer Seite, der ihr bekannt vorkam. Er war etwa fünfundvierzig Jahre alt, sehr attraktiv und gut gekleidet. Sehr schnell fiel ihr ein, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Auf einer Fotografie. Auf jener, wegen der ihre Mutter sich einst mit Derbyschew gezankt hatte. Natascha hatte den Streit belauscht und wusste, dass einer von den drei Männern auf dem Foto ihr Vater war.
    Und da war er nun, einer der drei, und neben ihm dieses Flittchen, das sich des Angebots einer Heiratsagentur bediente und anderen Frauen ihre Männer wegnahm. Eine Schlampe, ein Stück Dreck. Und dieser Schönling stand ihr sicher in nichts nach. Es war erstaunlich. Nach so vielen Jahren, die inzwischen vergangen waren, hatte er sich fast gar nicht verändert. Natascha hätte es niemals für möglich gehalten, dass man jemanden aufgrund eines Fotos erkennen konnte, das vor einem Vierteljahrhundert gemacht worden war. Aber er war es, daran bestand kein Zweifel.
    Dennoch zögerte Natascha noch eine Weile. Sie war nicht leichtgläubig und tat nie etwas auf gut Glück. Sie beobachtete den Mann und holte Erkundigungen über ihn ein. Er traf sich mit vielen Leuten, unter anderem auch mit zwei Männern, die, wie gealtert auch immer, stark an die anderen beiden Studenten auf dem Foto erinnerten. Es bedurfte keiner großen Anstrengung, um herauszufinden, an welcher Hochschule die drei studiert hatten. Es war genau dieselbe, an der einst ihre Mutter gewesen war und die sie wegen ihrer Schwangerschaft verlassen musste. Nun waren alle Zweifel endgültig ausgeräumt. Das waren sie, die drei Hundesöhne. Einer von ihnen hatte die hilflose Lage ihrer Mutter ausgenutzt, und die anderen hatten zugesehen und ihn gedeckt. Oder hatten sie womöglich alle drei . . .? Dieses Pack!
    Alles lief bestens. Nun konnte Natascha auch mit ihnen abrechnen, in einem Aufwasch mit Derbyschew. Es wäre eine Sünde gewesen, nichts mit diesem Zufall anzufangen.
    Wer von den dreien war es? Natascha nahm Urlaub und widmete sich ganz der Erforschung der neuen Sachlage. Da war der früh gealterte, kahlköpfige, immer hektische Genadij Leontjew, der sich ständig irgendwo etwas dazuverdiente. Da war der etwas gebückte, stille, kultivierte Wjatscheslaw Tomtschak, der ganz offensichtlich unter dem Pantoffel seiner sehr aktiven, dominanten Frau stand. Und da war der ungewöhnlich gut aussehende, energische, erfolgreiche Wladimir Strelnikow. Wenn Natascha schon davon ausgehen musste, dass einer von diesen dreien ihr Vater war, dann wäre ihr Strelnikow am liebsten gewesen. War sie denn nicht selbst so wie er? Gut aussehend, energisch, erfolgreich? Ganz die Tochter ihres Vaters. Es hätte ja wirklich sein können . . .
    Sie fand schnell heraus, dass Strelnikow seine Frau verlassen hatte und Vater eines Sohnes war. Ihr Racheplan nahm allmählich Gestalt an. Sie beschloss, auch Strelnikows Sohn in die Sache mit hineinzuziehen. Und Alla Sergejewna, Strelnikows verlassene Frau, die diesen Schwachkopf von Sohn großgezogen hatte, sollte auch nicht leer ausgehen. Alle würden ihr Fett abbekommen. Jeder, wie er es verdiente.
    Natascha Zukanowa bemerkte nicht, dass sie allmählich zur Furie wurde. Aus der vorsätzlichen Rächerin, die aus einem ganz bestimmten Grund mit einem ganz bestimmten Menschen abrechnen wollte, verwandelte sie sich allmählich in einen tödlichen Orkan, der wahllos alles mit sich riss, was sich ihm in den Weg stellte.
    Es fiel ihr nicht schwer, den Kontakt zu Sascha Strelni-kow herzustellen und ihn glauben zu machen, dass sie, genau wie er, dem Glücksspiel verfallen war. Der zwanzigjährige Grünschnabel zweifelte keinen Augenblick daran, dass er einer Frau wie Natascha gefallen könnte. Was machte es schon, dass sie älter war als er, dass sie viel Geld verdiente und ein teures Auto fuhr? Sie hatten schließlich etwas Wesentliches gemeinsam: die Spielleidenschaft. Aber eines wusste Natascha genau: Da sie Strelnikows Tochter sein konnte, durfte sie auf keinen Fall mit seinem Sohn schlafen. Aber auch das war kein Problem. Es gelang ihr leicht, Sascha zu beeinflussen. Wir sind von einer Art, sagte sie, wir sind leidenschaftliche Spieler. Das Glücksspiel ist unsere Liebe, unsere erste, einzige und letzte. Das verbindet uns viel stärker als Sex. Der dümmliche Sascha fiel leicht auf die Mär von einer ungewöhnlichen Beziehung herein. Er war schließlich kein
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