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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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Halunke. In Natascha Zukanowa reifte ein Plan. Der erste Schritt zu seiner Verwirklichung war das Bodybuilding. Natascha hatte ideale körperliche Anlagen, und schon nach einem Jahr verfügte sie über eine beneidenswerte Muskulatur.
    Sie war ein sehr begabtes Mädchen. Mühelos absolvierte sie ihr Studium, eignete sich kaufmännisches Wissen an, die Programmiertechnik und zwei Fremdsprachen. Sofort fand sie eine angesehene, gut bezahlte Stellung in der freien Wirtschaft. Aber einen großen Teil ihrer Energie und ihrer intellektuellen Fähigkeiten investierte sie nach wie vor in die Entwicklung ihrer Rachepläne gegen den verhassten Derbyschew. Sie klügelte alle möglichen Varianten aus, und von ihrer Verwirklichung hielt sie nur eines ab: ihre Mutter. Diese liebte Derbyschew und konnte ohne ihn nicht leben.
    Es kam, wie es kommen musste. Als dieser geile alte Bock, wie Natascha ihn insgeheim nannte, wieder einmal eine neue Affäre anfing, kam es zum Bruch mit Nadeschda. Die ohnehin labile, zu Depressionen neigende Mutter verlor endgültig den Halt. Sie ging zwar noch zur Arbeit und kümmerte sich um ihre Kinder, aber jeder Lebenswille war in ihr erloschen. Sie vernachlässigte ihr Äußeres, saß stundenlang da und weinte leise oder starrte vor sich hin, ohne auf ihren Sohn und ihre Tochter zu reagieren. Schließlich geschah das, was geschehen war. Das Leben ohne Derbyschew war für sie unerträglich geworden.
    Jetzt brauchte Natascha auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen. Aber sie hatte keine Eile. Schließlich hatte sie so viele Jahre gewartet und wollte jetzt das Gefühl ihrer Rache auskosten. Während sie über eine neue Variante nachdachte, veränderte sich die Lage. Derbyschew trennt sich von der Frau, wegen der er Nataschas Mutter verlassen hatte. Und ohne diese Frau funktionierte der Plan nicht. Jetzt wechselte Derbyschew seine Freundinnen so oft, dass Natascha nicht mehr nachkam mit ihrer Planung. In dieser ganzen Zeit verhielt sie sich ihm gegenüber freundlich und liebenswürdig, um in Kontakt mit ihm zu bleiben und die Hand am Puls zu behalten.
    Schließlich wusste sie, was sie tun musste. Sie besorgte sich einen Schlüssel zu seinem Postfach und kontrollierte regelmäßig die für ihn eingehende Post, um die erste Kandidatin für die Verwirklichung ihres Plans auszumachen. Sie hatte nicht vor, sich mit nur einem Mord zu begnügen, denn sie wollte auf Nummer sicher gehen, Derbyschew sollte auf jeden Fall die Höchststrafe bekommen.
    Die Idee, die Gestalt eines homosexuellen Mannes anzunehmen, war ihr bei der Lektüre eines Krimis gekommen. In diesem Buch beging eine junge Frau einen Mord in Männerkleidung, und die Augenzeugen sagten aus, der Mann hätte irgendwie seltsam ausgesehen, wie ein Schwuler. Genau das brachte den Untersuchungsführer auf den Gedanken, dass es sich nicht um einen schwulen Mann handelte, sondern um eine verkleidete Frau. Natascha zog schöpferischen Nutzen aus dieser Idee. Eine Frau, die sich als Mann ausgab, war sehr viel leichter zu entlarven als eine muskulöse Frau, die sich die Brust mit einer Bandage abband und als schwuler Mann auftrat. Die glatte Haut einer Frau konnte man nicht mit der eines Mannes verwechseln, selbst dann, wenn der Mann sich soeben rasiert hatte. Aber in Gestalt eines schwulen Mannes konnte Natascha sich der Kosmetik bedienen und eine dicke Make-up-Schicht auftragen, ohne Verdacht zu erregen. Ein weites, plissiertes Hemd verdeckte den Rest ihrer ohnehin kleinen, bandagierten Brust und kaschierte die weiblichen Bewegungen. Auch eine hohe, manierierte Stimme würde in dieser Verkleidung völlig natürlich erscheinen. Je länger Natascha nachdachte, desto sicherer war sie sich, dass sie sich in der Gestalt eines femininen Mannes am besten verstecken konnte.
    Sie lauerte regelmäßig den Damen auf, die Derbyschew schrieben. Sie nahm die Briefe aus seinem Postfach, fuhr zu der angegebenen Adresse, beobachtete die Frauen und holte Erkundigungen über sie ein. Aber keine von ihnen passte in ihren Plan, und Natascha brachte die Briefe wieder zurück. Sie wartete auf ein primitives, verkommenes Flittchen, das nur seinen Gelüsten folgte und auf ein billiges Vergnügen aus war. Eine, die so war wie Derbyschew selbst. Aber sie stieß nur auf anständige, kultivierte Frauen, die bisher einfach nur kein Glück in der Liebe gehabt hatten. Bei all ihrer Brutalität schreckte Natascha davor zurück, eine solche Frau umzubringen.
    Schließlich fiel ihr Ljudmila
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