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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Autoren: Alexandra Marinina
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fragte er die Kamenskaja. »Gibt es noch etwas außer diesen unseligen Blumen?«
    In diesem Moment begann man in der Wohnung über ihm Möbel zu rücken. Er hörte laute Männerstimmen.
    »Wohin? Hier? Oder weiter?«
    »Etwas weiter rechts, weiter rechts habe ich gesagt! Schau mal, wie wenig Platz hier ist, hier kommt kein Mensch mehr durch. Chef, komm mal her, he, Chef! Sollen wir die Befestigung hier anbringen? Ist es hier richtig?«
    Über Antons Kopf begann man zu hämmern. Wegen des Lärms hatte er nicht verstanden, was die Kamenskaja ihm geantwortet hatte.
    »Sag es bitte noch einmal. Ich höre dich schlecht.«
    »Ich habe gesagt, daß du die Frauen schlecht kennst. Das ist dein größter Fehler.«
    »Warum?«
    »Weil eine Frau, die beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen, nicht kurz vorher ein Abendessen für zwei Personen zubereiten wird. Du warst nicht in der Küche, nicht wahr?«
    »Nein. Was hatte ich dort zu suchen? Ich habe die Spuren nur da beseitigt, wo ich selbst gewesen bin.«
    »Siehst du. . .«
    Oben, über Antons Kopf, begann ein Elektrobohrer zu dröhnen, und die Stimme der Kamenskaja ging erneut im Lärm unter.
    »Wenn du in die Küche gegangen wärst, hättest du das gesehen, was ich gesehen habe. Ein Abendessen, das für zwei Personen zubereitet war. Von diesem Moment an habe ich gewußt, daß Swetlana Petrowna Besuch erwartet hatte. Die Menge des Zubereiteten ließ darauf schließen, daß es sich um einen einzigen Gast handelte, und alles deutete darauf hin, daß dieser Gast ein Mann war. Ein ganz gewöhnliches kleines Abendessen mit leichten alkoholischen Getränken, keinerlei Kuchen oder Torten, wie man sie gewöhnlich besorgt, wenn man eine Freundin zum Essen erwartet. Und noch eins . . .«
    »Was noch?«
    Der Bohrer heulte erneut auf, Anton war, als würde er ihn im Genick treffen und seinen Kopf in der Mitte spalten. Die Herzschmerzen wurden immer stärker, es fiel ihm schwer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, seine Aufmerksamkeit ließ immer mehr nach.
    »Warte einen Moment, ich schließe das Fenster. Jemand renoviert über mir die Wohnung, es ist so laut, daß ich dich nicht verstehen kann.«
    »Natürlich, ich warte«, antwortete Nastja.
    * * *
    Der Beamte, der aus dem Nachbarhaus Schewzows Fenster beobachtete, führte das Sprechfunkgerät zum Mund.
    »Es ist soweit. Er hat das Fenster geschlossen.«
    Der Einsatzleiter gab das Kommando.
    »Wir können. Los, Jungs!«
    * * *
    Anton hatte beide Flügel des Doppelfensters geschlossen, und ihm schien, daß es in der Wohnung sofort wesentlich ruhiger geworden war. Er betrachtete die in ihrem Blut liegende Larissa. Es war an der Zeit, den Schaumstoff wieder auszuwinden, er war vollgesaugt mit Blut, aber Anton überkam eine unwahrscheinliche Schwäche. Er hielt sich nur noch mit Mühe auf den Beinen. Das Herz klopfte ihm so stark im Hals, daß ihm schien, es würde jeden Moment aus ihm herausspringen. Nein, er war nicht imstande, sich mit dem blutigen Schaumstoff zu beschäftigen. Aber jetzt war das auch nicht mehr wichtig. Er wollte noch ein wenig mit der Kamenskaja sprechen.
    Er holte den Revolver aus dem Holster und überprüfte mit zitternden Fingern das Magazin. Es kostete ihn unsägliche Mühe, die Patrone in die Öffnung zu schieben, er war schweiß-überströmt. Er spannte den Hahn und legte sich wieder aufs Sofa. In einer Hand hielt er den Hörer, in der anderen den schußbereiten Revolver.
    »Wovon hast du gesprochen?«
    »Swetlana Petrowna machte den Eindruck einer Frau, die freiwillig aus dem Leben scheiden, aber auch als Tote so gut wie möglich aussehen wollte. Verstehst du, es war ihr ganz und gar nicht gleichgültig, wie sie aussehen würde, wenn man sie fand. Und eine Frau, der das nicht gleichgültig ist, wird sich niemals in den Mund schießen.«
    Erneut setzte das Geräusch des Bohrers ein. Vor Antons Augen begann es rot zu flimmern. Hätte er die Kraft dazu gehabt, hätte er geschrien.
    * * *
    Die Fensterscheibe in der Küche ließ sich leicht und geräuschlos eindrücken. Die Beamten hatten sich aus der oberen Etage nach unten abgeseilt und waren jetzt in Schewzows Küche. Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, hatte man nicht mehr befürchten müssen, daß er hören könnte, wie sie von oben herunterkamen und sich an der Fensterscheibe zu schaffen machten.
    Einer der Beamten sprang von der Fensterbank ins Innere der Küche und lauschte. In der oberen Wohnung dröhnte immer noch der Bohrer. Im Zimmer, in dem
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