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Analog 6

Analog 6

Titel: Analog 6
Autoren: H. J. Alpers
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das Wort, unsichtbar für die Besucher, nur auf den Innenbildschirm geschrieben.
    „Zwei von euch können hereinkommen.“ Sorrel hatte sich wieder an die Besucher gewandt.
    „Es ist eine große Ehre für uns, Mensch Everwood.“
    Die Einstiegsluke öffnete sich vor ihnen, und Sorrel seufzte. „Es ist hier sehr ungemütlich für sie. Die Burschen frieren sich ja zu Tode. Daisy, schalte bitte die Heizung höher …“ Dann sprach er seine Gefährten an. „Und wir holen am besten die Kühlanzüge wieder heraus.“
    Es waren ältere Rosaner, das bemerkte Sorrel gleich, nachdem sie das Schiff betreten hatten. „Welche Zeit ist es dort draußen?“ fragte er.
    „Kurz vor Morgendämmerung, Mensch Everwood.“
    Sorrel nickte.
    „Wie Sie sehen können, ist das Blut der UL-Techniker schwach, aber es lebt noch.“
    „Ich hoffe, das wird sich bald ändern, oder?“ fragte Sorrel. „Sie hätten es doch sonst gar nicht riskieren können, hierherzukommen.“
    „Ja, das stimmt. Aber während der Nachtperiode gibt es für uns immer noch große Gefahren. Die Tagesspinner sind niemals so fanatisch geworden, obwohl auch sie den Ideen der Supremi folgten. Wir glauben, daß Sie während der Tagesperiode ohne großes Risiko in die Höhle zurückkehren können.“
    Cal schlug mit der Hand auf den Tisch. „Phantastisch, dann kann das Projekt ja endlich wieder anlaufen.“
    Die Blütenblätter der Rosaner sanken schlaff herab. „So einfach ist es leider nicht. Wenn die Führer der Nachtperiode nicht mindestens neutral eingestellt sind, dann würde alle Arbeit der Tagesperiode regelmäßig sabotiert. Außerdem würden die Tagesführer ohne Zustimmung der Nachtblutsbandschaft nicht ihr Einverständnis geben. Die Führer der Nachtperiode sind zu mächtig, da während der Nachtzeit mehr Rosaner leben als am Tag.“
    Sorrel murmelte. „Wir brauchen also die Erlaubnis der Nachtperiode.“
    „Ja.“
    Sorrel stand auf und stapfte im Zimmer auf und ab. „Sagen Sie mir – würde man mich auf der Stelle erschießen, wenn ich während der Nacht dort auftauchte?“
    Die beiden Rosaner unterhielten sich kurz miteinander, dann antwortete einer von ihnen: „Nein, das halten wir nicht für wahrscheinlich. Schließlich ist die Supremi-Religion auch im Sechs-Eltern-Glauben verwurzelt, und daher sind sie Ihnen verpflichtet. Jetzt, da sich die allgemeine Lage beruhigt hat, wären Sie wahrscheinlich sicher. Aber für Mensch Furenz und Mensch Minov können wir das nicht sagen. Sie wären in großer Gefahr.“
    „Also gut. Ich werde die Supremi-Führer überzeugen. Wie heißt der oberste Führer?“
    „Kip Sur Tel Yan.“
    „Bringt mich zu ihm, und wir werden wieder Dringlichkeitsstufe IA bekommen, noch bevor er sein Blut fest hält.“
    Die Rosaner starrten ihn mit offenen Mündern an. „Wie?“
    Sorrel verzog die Lippen. „Ich werde mich ihm gegenüber wie ein Lazariner verhalten“, sagte er grimmig. Niemand hatte ihn verstanden, und er winkte ab. „Machen Sie sich keine Sorgen. Kip Sur ist Wachs in meinen Händen. Er wird bald einsehen, daß die UL-Kommunikation die schrecklichste Waffe ist, die sich die Supremi erträumen konnten.“ Und Balcyrak wird stolz auf mich sein, dachte er bitter. Er zog sich die Infrarotbrille über und ging mit den Rosanern hinaus.
    Der Blutsbandschaftler war alt, sehr alt. Er war in einem Zustand, den Sorrel schon oft mitangesehen hatte. Doch diesmal betrachtete er es als gutes Zeichen. „Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen“, sagte Sorrel zu dem Supremiführer.
    Rosanische Gesichtsmuskeln sind nicht dazu in der Lage, einen höhnischen Gesichtsausdruck zu formen, doch Kip Sur gelang eine gute Imitation. „Ein Schwächling von einer unterlegenen Rasse hat mir einen Vorschlag zu machen?“
    Sorrel kämpfte seinen Zorn nieder. „Darf ich Sie vielleicht daran erinnern, daß dieser Schwächling Ihnen den Sechs-Eltern-Glauben gebracht hat und Ihnen somit gewaltige Fortschritte ermöglichte?“
    Die großen, strahlenden Augen des Rosaners funkelten vor Zorn. Sorrel fuhr ungerührt fort.
    „Darf ich Sie daran erinnern, daß Sie bald abtreten werden und der aufgehenden Sonne begegnen, ich aber bleiben werde, um Ihre Pläne zu begünstigen oder zu durchkreuzen?“
    Damit hatte er Kip Sur an einer empfindlichen Stelle getroffen, doch Sorrel war in Eile. Er durfte nicht abwarten, bis sich Kip Surs Zorn in brennenden Neid verwandelte. „Doch seien Sie ohne Sorge. Ich biete Ihnen eine Chance, die Unsterblichkeit
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